Die Geburt
Es war der 19.07.1996, eigentlich ein Tag wie jeder andere auch. Da das Emil´s erster
Urlaubstag war schliefen wir etwas länger. Gegen 9 Uhr bequemten wir uns dann
aus dem Bett. Beim Frühstück entschlossen wir uns dazu den Vormittag mit Shoppen
zu verbringen. Was für mich hieß: gehen, gehen, gehen....
Zugegeben, es war nicht mehr so einfach für mich, mich mit meiner riesengroßen
Kugel von einem Geschäft in das andere zu "wuzeln". Aber ich genoss dennoch die
letzten Stunden die wir für die nächsten Monate für uns alleine hatten.
Kurz nach 14 Uhr, als wir wieder zu Hause waren, rief mich meine Mutter an, um mir
zu sagen, das sie später kommt weil sie noch in die Tschechei fahren will. Ohne mir?
Nein! :-) Ich wollte mit.
Gegen 16 Uhr passierten wir die Tschechische Grenze. Wie erwartet quälte mich
natürlich wieder meine volle Blase nach einer längeren Autofahrt. Am Weg zur
Toilette spürte ich plötzlich einen stechenden Schmerz im Bauch. "Das sind sicher
erst die Vorwehen, ich habe ja noch 3 Tage Zeit" dachte ich mir. Redete auch nicht
großartig darüber. Nachdem dieser "Schmerz" 20 Minuten später wieder kam, wurde
mir klar, das das die Wehen waren. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem mich
Emil und meine Mutter nicht mehr aus den Augen gelassen haben. Wäre es nach
ihnen gegangen, hätten wir sofort die Autofahrt Richtung Wien aufgenommen. Naja,
stur wie ich bin wollte ich natürlich nicht. Ich hatte Hunger, und meinte, das wir
vorher noch etwas Essen gehen sollten. Im Gegensatz zu Emil und Mama genoss ich das Essen.
Beide waren schon ziemlich unruhig geworden, da die Wehen in 10 Minuten
Abständen kamen.
Während der Fahrt nach Wien verkürzten sich die Abstände auf 2 Minuten. Endlich
zu Hause angekommen (ca. 19 Uhr) hatte ich das Bedürfnis nach einem heißen Bad.
Mit dieser Aktion raubte ich scheinbar meiner Mutter den letzten Nerv. Sie schlug
die Hände über dem Kopf zusammen und fragte mich, ob ich denn verrückt sei.
Aber ich fühlte mich total wohl in der Badewanne - die Schmerzen wurden
erträglicher. In der Zwischenzeit notierte meine Mutter feinsäuberlich jede Wehe.
Meine Cousine Andrea meldete sich auch noch unverhofft zu einem Besuch an.
Auf mein körperliches Wohl bedacht, brachte sie mir ein Stück Mehlspeise mit.
Die habe ich dann auch noch zur Hälfte verdrückt.
Nachdem die Wehen dann schon jede Minute kamen, entschlossen wir uns
um 20:30 Uhr in die Klinik zu fahren. Meine Mama und Andrea fuhren auch mit.
Dort angekommen, wurde ich sofort in das Untersuchungszimmer gebracht, wo
ich von der Oberärztin untersucht wurde.
"Ihr Muttermund ist 6cm offen, sie können gleich ins Kreiszimmer gehen.
Kurz darauf kam meine Hebamme und eine Schwesternschülerin die beide
die ganze Zeit bei mir waren. Natürlich war auch Emil stets an meine Seite.
Nun lag ich da im Bett, in der Hoffnung, das alles bald vorbei sein würde.
Ich hatte das Gefühl, das ich die Wehen die in immer kürzeren Abständen
kamen und immer heftiger wurden, nicht mehr aushalten konnte.
Um 23 Uhr war der Muttermund 9cm offen. Die Hebamme redete beruhigend
auf mich ein. "Vor Mitternacht ist alles vorbei" meinte sie. Irgendwann hackte
ich mich mit einem Finger in Emil´s Gürtelschlaufe seiner Jean´s ein und
begann bei jeder Wehe daran zu ziehen. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher
da ich ab ca. 24 Uhr schon Presswehen hatte, die ich zurückhalten musste, weil
der Muttermund immer noch nicht vollständig geöffnet war. Irgendwann - ich
hatte schon kein Zeitgefühl mehr - kam eine Ärztin, die mich an den Wehentropf
hing. Ich hasste sie dafür. Die Schmerzen wurden schlimmer, aber der Muttermund
öffnete sich deshalb auch nicht. Gegen 1 Uhr früh öffnete mir die Hebamme die
Fruchtblase. Dieses laute "bumbumbum" das der Wehenschreiber von sich gab
(das waren die Herztöne unseres Baby´s) dröhnte in meinem Kopf. Irgendwie
fühlte ich mich total daneben, wollte nicht mehr, hatte keine Kraft mehr.
Ich registrierte auch nicht, das plötzlich noch 2 Ärztinnen bei mir im Zimmer
waren. Erst nachdem sie mich ansprachen, kam ich wieder halbwegs zu mir.
"Ich werde ihnen jetzt helfen ihr Baby hinauszuschieben" sagte die eine zu mir,
und legte sich 2x hintereinander mit ihrem ganzen Körpergewicht auf meinen Bauch.
Die andere verpasste mir in der Zwischenzeit einen Dammschnitt. Allerdings ein klein
wenig zu spät. Die Wehe war aus, und sie setzte den Schnitt. In dieser Minute hatte
einerseits Hassgefühle dieser Ärztin gegenüber - weil sie mir dabei verdammt weh tat,
andererseits war ich dankbar für jede Hilfe.
Es ist 2:38 Uhr, er ist endlich da. Daniel war 54cm groß und wog 3735 Gramm.
Die übermäßige Kraftanstrengung war noch spürbar, meine Beine zitterten,
aber trotzdem hatte ich die Schmerzen schon vergessen. Ich wollte die ersten
Minuten nicht in Hektik untergehen lassen, diese Zeit gehörte mir und meinem Kind.
Daniel sollte sich auf meinem Bauch ausruhen können, sich an die veränderte
Situation gewöhnen und meinen - ihm bekannten - Herzschlag vernehmen.
Auch an Daniel gingen die Strapazen der Geburt nicht spurlos vorüber.
Er hatte ein Faustgrosses Geburtsgeschwulst (Beulen ähnlich) am Kopf.
Ein paar Stunden später war zum Glück nichts mehr davon zu sehen.
DIESES KLEINE WESEN, AUF DAS ICH ALL DIE MONATE GEWARTET HABE,
NEUGIERIG, WIE ES WOHL AUSSEHEN MAG, VOLLER FREUDE UND PLÄNE
FÜR DIE ZEIT NACH DER GEBURT, MIT DEM ICH GEREDET HABE - NUN
LIEGT ES DA, KLEIN, UNENDLICH ZART.
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