Oktober 2004
179. Couleursemester
Vale, Kahlenbergerdorf!
Nun, soweit sind wir noch nicht.
Dennoch mußten wir uns Gedanken machen, warum einfach nicht mehr Bundesbrüder
ihre Verbindung besuchen. Ein immer wieder geäußerter Grund war, daß das
Kahlenbergerdorf in der Psyche der Wiener nicht mehr in Wien liegt. Was war zu
tun?
Wir entschlossen
uns zu einem Versuch. Es hatte sich die Möglichkeit ergeben, im Couleurzentrum
Alsergrund unseren Dienstag als Budentag zu benutzen. Da haben wir
zugegriffen, vorerst probeweise bis zum Ende des Sommersemesters. Dann werden
wir entscheiden, wie es weiter gehen soll. Wir haben ja nun endlich den
Vertrag mit dem Stift Klosterneuburg und könnten unser ganzes Vermögen in
Budenausbau investieren ...
Was ist nun das
Couleurzentrum Alsergrund? Der Name stammt nicht von uns. Andere würden sagen,
das ist die Corpsbude in der Berggasse. Richtig, das stimmt. Wieso aber
Couleurzentrum?
Die Bude in der
Berggasse 8 - eine typische Souterrainbude - gehört den beiden wohlhonorigen
Wiener akademischen Corps Marchia und Raetia, beide im WSC als letzte
Überlebende. Beide ohne Aktivitas hatten sie schon vor mehreren Jahren daran
gedacht, die Bude aufzugeben; aber, wer gibt schon gerne eine Bude auf? Und
nun spielte der Zufall: Die KÖL Josephina war gerade auf Budensuche und wurde
als Mitbenutzer - Budentag Donnerstag - akzeptiert. Etwas später erstand die KÖML Corps Victoria aus der Asche und fand auch Unterkunft, anfangs aus
Tradition mit Josephina am Donnerstag abwechselnd, später mittwochs. Und als
schließlich die KÖKV Prima Vindobonensis, gerade obdachlos geworden, auch schüchtern anfragte, ob sie
vielleicht auch ... Das war neu für die beiden Corps, Mädchen in Couleur? Aber
- anschauen verpflichtet noch zu nichts. Also wurde auch den Primeln
die Mitbenutzung erlaubt, ihr Tag ist der Montag. Die anfangs sehr skeptischen Corpsmänner
haben mittlerweile festgestellt, daß man nichts beurteilen soll, ehe man es
kennt. Im vergangenen Semester hat ein Josephine dann vom Couleurzentrum
gesprochen und der Begriff wurde angenommen.
Wenn wir nun unser
Programm fürs Wintersemester betrachten, dann stellen wir fest, wir kneipen
wie in besseren Zeiten auf einer Bude, die frisch renoviert auch ziemlich
repräsentativ ist, wir werden dort - hoffentlich - feststellen
müssen/können/dürfen, daß auch die Besucherfrequenz steigt. Und dann wäre doch
der Grundstein für eine allfällige Reaktivierung gelegt, nicht wahr?
Noch ein Wort zur
Adresse: Berggasse 8, Souterrain. Die Berggasse ist Einbahn von der Währínger
Straße zur Porzellangasse. Und gleich nach der Wasagasse rechts ist die Nummer
8. Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahn 37, 38, 40, 41 und 42 in der
Währinger Straße, Autobus 40A in der Liechtensteinstraße, Straßenbahn D in der
Porzellangasse und U-2 beim Schottentor. Zentraler gehts kaum.
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Kommt und seht!
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Unsere neuen
Kommilitonen
auf der Bude sollen
hier näher vorgestellt werden.
Das wohlhonorige
Wiener akademische Corps Marchia (M!) ist ein waffenstudentischer Bund in
typischer liberaler Corpsform. Oberstes Prinzip ist die legendäre Toleranz -
kein Mitglied darf wegen religöser oder politischer Zugehörigkeit
diskriminiert werden. Marchia war z.B. dafür bekannt, daß, als viele andere
Corporationen den "Arierparagraphen" betonten, der Anteil an Mitgliedern
mosaischen Glaubens sehr hoch war. Heute nur mehr Altherrenverband, haben sie
die Mensur vor etlichen Jahren aufgegeben. Die Märkerfarben sind rot-weiß-gold
mit roten Deckeln.
Das jüngere Wiener
akademische Corps Raetia (R!) war immer mit Marchia eng verbunden. Gemeinsam
mit einigen anderen liberalen Corps bildeten sie den Wiener Senioren-Convent,
von dem heute nur mehr die beiden übrig sind. Die Farben gold-blau-weiß mit
dunkelblauen Samtdeckeln (das Blau ist fast schwarz) werden in einem
wunderschönen Lied "Raeterschwur" besungen, dessen Inhalt wertfrei für alle
Corporationen Geltung hat. Auch die Raeter sind heute ein Altherrenverband,
Mesuren werden nicht mehr geschlagen, Märker und Raeter sind überzeugte
Österreicher. Weil der Sohn eines sehr angesehenen Raeters Josephine geworden
war, wurde diese Verbindung auf der Bude akzeptiert.
Mehrmals im Jahr
schlagen die beiden Corps sogenannte SC-Kneipen, zu denen alle
Budenverbindungen eingeladen werden. Dieser Brauch trägt sehr zum
gegenseitigen Verständnis, vor allem der Kenntnis der kleinen
Commentunterschiede bei. Vieles lebt dort noch, was bei uns bereits auf dem
Altare der Moderne geopfert, sprich vergessen, worden ist.
Die verehrliche
Katholisch österreichische Landsmannschaft (KÖL) Josephina (Js) gehört dem
Akademischen Bund katholisch österreichischer Landsmannschaften (KÖL) an und
ist eine monarchistische Verbindung. Bis jetzt wurde immer am 18. August eine
Kaiserkneipe geschlagen; ob die Seligsprechung Karls von Österreich etwas
Neues bringen wird, ist noch nicht bekannt. Ihre Farben sind
orange-schwarz-gold mit dunkelblauen Samtdeckeln.
Ideologisch eng mit
Josephina verbunden und durch zahlreiche Doppelmitglieder beinahe mit ihr
verschwägert ist die verehrliche katholisch österreichische
Mittelschul-Landsmannschaft (KÖML) Corps Victoria (VcW). Selbst bezeichnet sie
sich als das wh. Corps Victoria. Auch sie monarchistisch, ist sie als Corps
toleranter in der Prinzipienauslegung. Monarchistisch bedeutet bei Victoria
alle denkbaren Varianten vom reinen Legitimismus bis zur Bevorzugung der
Monarchie gegenüber der Republik. Das Corps Victoria ist Mitglied im
Senioren-Convent Pennaler Landsmannschaften (SCPL), dem drei weitere
Mittelschul-Landsmannschaften angehören. Die Farben Victoriae sind
schwarz-gold-rot mit schwarzen steifen Samtdeckeln.
Beiden
Landsmannschaften ist gemeinsam, daß bei Kneipen nach dem ersten Allgemeinen
die erste Blume dem "Obersten Bandinhaber", dem Chef des Hauses Österreich,
gewidmet wird, und daß nach dem letzten Allgemeinen zumindest die erste
Strophe der österreichischen Volkshymne (Gott erhalte...) gesungen wird.
Die verehrliche
katholisch österreichische Kommilitoninnenverbindung (KÖKV) Prima
Vindobonensis (PRV) ist uns nicht unbekannt. Sie war bereits auf der
seinerzeitigen Bude in der Georg Siegl-Gasse unser Budenmitbenutzer. Auch sie
hat sich weiter entwickelt. Ihre Veranstaltungen füllen die Bude oft bis zum
Bersten, Kneipen haben kein Inoffizium, sind aber dennoch locker und
unterhaltsam. Prima ist Mitglied im Verband farbentragender
Mädchenverbindungen (VfM), ihre Farben sind weiß-rot-weiß mit roten
Tuchdeckeln. Füchse heißen bei ihnen Liberi, Burschung heißt Erhebung,
Erhobene sind Kommilitoninnen und Philistrierte sind Philistrae. Die Frau
Fuchsmajor nennt sich Magistra, alle anderen Funktionen heißen wie bei uns.
Es ist die logische
Folge der Budengemeinschaft, daß öffentliche Veranstaltungen der anderen
Verbindungen besucht werden; dadurch vergrößert sich der Bekanntenkreis und
die Zahl der Besucher bei den einzelnen Veranstaltungen, ein Vorteil, den auch
wir Nibelungen nutzen sollten.
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Das
Semesterprogramm
für das
Wintersemester hat sich verdichtet:
Dienstag,
12.10.04, 19 Uhr c.t. KNEIPE
(Berggasse 8)
Dienstag,
19.10.04, 19 Uhr c.t. WA: „Kardinal
Franz König - Sein Wirken, seine
Verdienste“
(Berggasse 8)
Diesen WA hält unser Hoher Verbindungsseelsorger
AH Hieronymus auf Grund persönlicher Begegnungen
Samstag, 6.11.04,
18.30 Uhr c.t. STIFTUNGSFESTCOMMERS (Berggasse 8)
Dienstag, 9.11.04
18.00 Uhr s.t. STIFTUNGSFESTMESSEim
Kahlenbergerdorf!!
19.30 Uhr s.t. LANDESVATERKNEIPE
im Georgssaal
Dienstag,
23.11.04, 19.00 Uhr c.t. KNEIPE
(Berggasse 8)
Dienstag, 7.12.04,
19.00 Uhr c.t. WA
(Berggasse 8)
„Ein Brückenbauer zwischen Österreich,Tschechien und
Slowakei“ - Bbr. Dietmar berichtet über Tätigkeiten, die seit
seinem Pensionsantritt zu einem Zweitberuf wurden.
Dienstag,
21.12.04, 19 Uhr c.t.
WEIHNACHTSKNEIPE (Kahlenbergerdorf, Georgssaal)
Dienstag, 11.1.05,
19 Uhr c.t. BUDENABEND
(Berggasse)
Dienstag, 25.1.05,
19 Uhr c.t. KNEIPE
(Berggasse)
Dienstag, 15.2.05, 19 Uhr c.t.
SEMESTERWECHSELKNEIPE (Kahlenbergerdorf, Georgssaal)
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Nibelungen-Blätter, Rundschreiben der k.ö.St.V. Nibelungia zu Wien im MKV.
Erscheint fallweise bei Bedarf und ergeht an einen klar umrissenen
Empfängerkreis. Verantwortlicher Redakteur: Manfred Winkler v. Dr. Sigurd
Homepage: http://mywebpage.netscape.com/nbwmkv em@il:
nbw@chello.at