Das vorliegende Streichquartett, es ist mein drittes, gehört zunächst der Serie der Monadologien an.
Den Monadologien gemeinsam ist die Methode der Materialverarbeitung:
Mittels Zellulärer Automaten und Granularer Analyseverfahren werden historische Texte
prozessiert, analog den Umgangsweisen des Experimentalfilms von Ortiz und Arnolds mit
found footage.
So stammten die Ausgangssamples in den Monadologien II und III von Richard Strauss, in Monadologie V für Klavier Haydns "Sieben Letzte Worten", in Monadologie VI ist das Referenzmaterial ein gregorianischer Choral, in Monadologie VII Arnold Schönbergs 2. Kammersinfonie , in Monadologie X Mozarts Alla Turca und in Monadologie XI Anton Webern Op.21.
In Monadologie IX versuche ich nochmals, in Analogie zu den unterschiedlichen Fassungen Haydns, die Sieben Letzten Worte zu überschreiben. Die Satzfolge ist identisch mit der des Originals, ein kurzes Sample aus dem Originaltext triggert den gesamten folgenden Verlauf.
Alle Sätze umkreisen sogenannte katastophische Episoden, in denen der Entfaltungsprozess zum Stillstand kommt und in "dead repetitions" (Deleuze) wie eine hängende Schallplatte oder eine fehlerhafte DVD in ihrem Fortschreiten blockiert wird.
Wesentliche Inspirationsquelle für die Monadologien und daher auch für das Quartett war Stephen Wolframs "A New Kind of Science", welches ich als neue Kompositionslehre verstehe.
Bernhard Lang, 2010
Abbildung: Iterationsschritt eines Zellulären Automaten, Conway-Regel