50 erste Dates

(50 First Dates)

 

USA 2004, 99 Min.

Regie: Peter Segal

Eigentlich ist das Genre der romantischen Komödien nicht unbedingt mein Lieblingsgenre. Zu oft sind dessen Vertreter nicht witzig genug oder zu kitschig geraten... oder beides. Mit "50 erste Dates" ist es Peter Segal allerdings gelungen, mich derart positiv zu überraschen, dass ich nicht umhin kann, diese romantische Liebeskomödie zu den besten Filmen des Jahres 2004 zu zählen...

Grundsätzlich ist Aufreißer Henry Roth (Adam Sandler) ein Freund von eher unkomplizierten Beziehungen. Er hat es vornehmlich auf Urlauberinnen abgesehen, mit denen er sich 1-2 schöne Wochen ohne Komplikationen und weitere Verpflichtungen gönnen kann. Doch als er sich eines Morgens in ein Cafe setzt und dort die schöne Lucy (Drew Barrymore) vorfindet, ist er hin und weg - und obwohl sie wie er auf Hawaii lebt, sind sämtliche Bedenken schnell vergessen. Es funkt eindeutig zwischen den beiden, und man verabredet sich dazu, sich am nächsten Tag wieder zu sehen. Doch als Henry Tags darauf erneut in das Cafe kommt, staunt er nicht schlecht: Lucy scheint sich nicht im Geringsten an ihn zu erinnern! Des Rätsels Lösung: Nach einem Autounfall am Geburtstag ihres Vaters hat Lucy ihr Kurzzeitgedächtnis verloren - immer, wenn sie sich schlafen legt, vergisst sie, was sie an diesem Tag erlebt hat. Seither sorgen ihr Vater Marlin (Blake Clark) und ihr Bruder Doug (Sean "Samwise Gamdschee" Astin) dafür, dass jeder Tag in Lucy's Leben genau gleich abläuft, damit sie nicht jeden Tag aufs neue mit dieser schrecklichen Erkenntnis fertig werden muss. Doch Henry will nicht so leicht aufgeben, und obwohl Marlin und Doug dagegen sind, versucht er, Lucy für sich zu gewinnen... und das jeden Tag aufs neue!

Aufgrund meiner oben angesprochenen Skepsis gegenüber romantischen Komödien hatte ich mir von "50 erste Dates" nicht gerade viel erwartet - und wurde überaus positiv überrascht. Peter Segal's Film gelingt es, gekonnt die größten Gefahren solcher Komödien zu umschiffen (wie z.B. ein übertrieben-kitschiges Happy End), und nur in verhältnismäßig wenige der genreüblichen Fallen zu tappen. Auch die Grundidee hinter der Geschichte sorgt für einen besonderen, originellen Touch, welcher dem ganzen Film eine melancholisch-traurige Grundstimmung verleiht. Natürlich handelt es sich bei "50 erste Dates" um kein richtiges, hochtrabendes Liebesdrama oder gar eine ernste, fast dokumentarische Darbietung zum Thema Gedächtnisschwund - trotz aller etwas deprimierend-düsterer Szenen wird im Großen und Ganzen ein luftig-unterhaltsamer Grundton beibehalten - trotzdem ist selbst diese dunkle Regenwolke, welche den Sonnenschein zwischendurch immer wieder trübt, deutlich mehr als man bei 99% der sonstigen romantischen Komödien finden kann, und verleiht dem Film einen ganz besonderen Reiz. So luftig-locker und teilweise auch lustig es im Großen und Ganzen auch zugehen mag, der Zuschauer wird immer wieder an Lucy's äußerst tragischen und traurigen Zustand erinnert, so dass jedes Lachen nichtsdestotrotz von einer bestimmten Melancholie begleitet wird. Großartig...

Trotzdem ist "50 erste Dates" natürlich immer noch eine waschechte romantische KOMÖDIE, und als solche hat sie natürlich auch einiges zum Lachen zu bieten. Zwar fallen einige Gags, vor allem zu Beginn (wie z.B. so ziemlich alles mit Alexa; und auch Ula ist nicht ganz so lustig wie sich die Macher das wohl gedacht hatten) flach und verfehlen die gewünschte Wirkung, spätestens jedoch wenn Henry jeden Tag auf neue Art und Weise versucht, Lucy's Herz zu erobern, ist auch was den Humor betrifft alles wieder im Lot, und es gibt ein paar herrlich witzige Szenen. Ebenfalls positiv erwähnt werden muss der Soundtrack - und zwar nicht nur der instrumentale Score von Teddy Castellucci, sondern vor allem auch die Songauswahl. Egal ob UB40's Interpretation des legendären Police-Hits "Every Breath You Take",  Bob Marley's "Could you be loved" oder der Beach Boy-Klassiker "Wouldn't it be nice", jeder ausgewählte Song unterstützt die entsprechende Szene wirklich perfekt. Auch ist die Auswahl der Lieder angenehm abwechslungsreich und längst nicht so auf aktuelle Hits fixiert, wie es bei modernen Filmen leider immer häufiger der Fall ist. An die Inszenierung stellt man bei einer romantischen Komödie zwar ohnehin keine allzu hohen Ansprüche, trotzdem ist auch diese bei "50 erste Dates" ausdrücklich zu loben - gelingt es Peter Segal doch den traumhaften Hintergrund von Hawaii für einige wirklich wunderschöne, fast malerische Bilder zu nutzen. 

Auch die schauspielerischen Leistungen haben einen großen Anteil an der überdurchschnittlichen Qualität des Films. Anfangs gibt es bei Adam Sandler zwar das Problem, dass man ihm den Aufreißer nicht so recht abnimmt, doch da er diese Rolle ohnehin nur wenige Minuten inne hat, ist dieser Kritikpunkt schnell vergessen - und sobald er dann wieder in seine Standardrolle des leicht verlegenen Verliebten verfällt, ist ohnehin wieder alles in Ordnung. Die beste Leistung des Films liefert jedoch ohne jeden Zweifel Drew Barrymore ab, die mich in "50 erste Dates" wirklich sehr beeindruckt hat. Sie überzeugt von der ersten bis zur letzten Sekunde, sei es im schüchternen Liebesgeplänkel mit Adam Sandler oder in den eher traurigen Momenten - einfach eine höchst süß-sympathische Performance. Schade, dass solche Leistungen, insbesondere sofern sie "nur" in romantischen Komödien erbracht werden, in den seltensten Fällen von Seiten der Oscar-Jury anerkannt werden - und auch hier war dies ja leider nicht der Fall, so sehr ich Drew Barrymore für ihre fabelhafte Leistung auch eine Nominierung gegönnt hätte. Doch es ist nicht nur ihre Leistung, die den Film zu herausragend werden lässt, sondern insbesondere auch ihre großartige Chemie mit Adam Sandler. Man glaubt einfach an diese Liebesgeschichte, da alles zwischen den beiden so romantisch-natürlich, so echt wirkt. Auch die Nebenrollen sind durchwegs gut besetzt, wobei vor allem Dan Aykroyd in seiner kleinen Gastrolle als Arzt sowie Blake Clark als Lucy's Vater hervorstechen - und Sean Astin in seiner Rolle leider ziemlich verheizt wird, ist diese doch, wie Rob Scheiders Ula, nur dazu da, für auflockernden "comic relief" zu sorgen und als Vorwand für Witze über Möchtegern-Bodybuilder und feuchte Träume zu dienen. Immerhin gelingt dies (im Vergleich zur bereits angesprochenen Schwachstelle Alexa) bei Doug und Ula wenigstens...

So sehr es dem Film auch gelingt, einige Fallen des Genres gekonnt zu umschiffen, gegen Ende tappt man dann leider doch wieder in einige genretypische Klischees - wie die Trennung zwischen den beiden, welche dem Zuschauer ein "Unhappy End" signalisieren soll. Zwar gehört selbst diese Wendung zum Besten, was ich diesbezüglich bislang im Genre der romantischen Komödien sehen durfte, trotzdem bekommen diese Szenen, so herrlich und berührend sie auch sein mögen, durch diesen 08/15-Charakter einen fahlen Beigeschmack - der jedoch durch das großartige Ende mehr als nur wieder ausgeglichen wird. Denn so sehr diese klischeehafte Wendung auch den Gesamteindruck trüben und insbesondere Henry's Umkehr nicht den geringsten Sinn ergeben mag (wenn wir mal kurz mit dem Hirn und nicht mit dem Herz denken) - das eigentliche Ende gehört zu den ganz großen Stärken des Films. Hier stimmt einfach alles. Das beginnt schon damit, dass uns ein zu übertriebenes Happy-End, wie ich es die ganze Zeit über gefürchtet hatte und wie es den Film (zumindest für mich) zerstört hätte, erspart bleibt. (Achtung, Spoiler!) So mag Lucy zwar mit Henry eine Familie gründen, trotzdem kann sie sich nicht wie durch ein Wunder wieder an alles erinnern, sondern wird mit diesem Problem für den Rest ihres Lebens leben müssen (Spoiler Ende). Dadurch erhält das zwar an und für sich durchaus glückliche Ende doch einen bitter-traurigen Unterton, durch den es gelingt, wirklich zu berühren. Dazu kommt die großartige Inszenierung mit den herrlichen Bildern der Arktis im Hintergrund... und dann ist die Szene noch dazu absolut kongenial unterlegt mit Israel Kamakawiwo'ole's großartiger Interpretation von "Somewhere over the rainbow"  - besser geht's nicht. Schade nur, dass die Macher ihre Zuschauer nicht mit dieser herrlich sentimental-melancholischen (und tränendrückenden) Stimmung entlassen wollten, und stattdessen in allerletzter Sekunde noch einen ziemlich billigen Lacher einbauen mussten...

Fazit: Die erstaunlich originelle Idee hinter der Geschichte, die tolle Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, die sentimental-berührende (aber nicht kitschige) Handlung, der zwar nicht immer zündende aber dennoch durchaus gelungene Humor, die absolut beeindruckende Performance von Drew Barrymore und das bittersüße Ende machen aus „50 erste Dates“ eine unterhaltsam-berührende Liebesgeschichte, wie ich sie bisher noch nicht gesehen habe. Lediglich die Verbeugung vor einigen genretypischen Klischees, ein paar weniger gelungene Gags (Alexa! sowie der aufgesetzte Lacher in letzter Sekunde, der einen leider völlig aus der herrlich sentimental-melancholischen Stimmung des Endes reißt, verhindern die Höchstnote.

Wertung:        (9/10)             

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 2004 Columbia Pictures