Am Limit
D
2007, 95 Min.
Regie: Pepe Danquart
Normalerweise fliegen Dokumentationen unter meinem Kinoradar hindurch, ohne dass ich groß von ihnen Notiz nehmen würde. "Am Limit" wäre es fast genau so ergangen, doch als ich dann las dass es hier um zwei bayrische Extremkletterer geht, die just auf dem El Capitan im Yosemite-Valley den Speed-Rekord brechen wollen, war es angesichts meiner bisherigen 2 Besuche in diesem malerischen, magischen und einfach nur wunderschönen Nationalpark um mich geschehen und mir war klar, dieser Film muss - schon allein wegen der schönen Landschaftsaufnahmen - im Kino gesehen werden. Eine Entscheidung, die ich aufgrund der imposanten und beeindruckenden Bilder sowie der mitreißenden Qualität des Films nicht im geringsten bereut habe...
Die beiden aus Bayern stammenden Brüder Thomas und Alexander Huber sind zwei der anerkanntesten und erfolgreichsten Extrembergsteiger der Welt. Nach zahlreichen eigenständigen und auch gemeinsamen Projekten setzten sie es sich im Frühjahr 2005 zum Ziel, den Speed-Rekord auf dem El Capitan (den schon einst Weiland Kirk in "Am Rande des Universums" zu erklettern versuchte) im Yosemite-Nationalpark zu brechen. Ein durchschnittlicher Bergsteiger braucht 3 Tage, um die 1.000 Meter hohe, senkrechte Granitwand zu erklimmen; der bisherige Rekord lag bei unglaublichen 2 Stunden und 45 Minuten. Bei ihrem Versuch, diesen Fabelrekord zu brechen, gingen die „Huberbuam“ bis an ihre Grenzen - und teilweise auch darüber hinaus...
Das Yosemite-Valley in Kalifornien gehört zu den schönsten Nationalparks der Welt. Die ausgefallenen, teils kilometerhohen Felsformationen, die zahlreichen Wasserfälle, die riesigen Redwood-Bäume und die unberührte Natur schaffen eine beeindruckende und einprägsame Landschaft, die ihresgleichen sucht. Ich bin mittlerweile zwei Mal dort gewesen und war und bin von der malerischen Schönheit von Yosemite überwältigt. Eine der beeindruckendsten Felsformationen ist der El Capitan, eine 1000 Meter hohe Granitwand, an der man oft zahlreiche Kletterer bei ihrem beschwerlichen Weg an die Spitze beobachten kann. Allen, denen es - so wie mir - niemals vergönnt sein wird diesen Aufstieg hautnah mitzuerleben bietet "Am Limit" nun einen guten Eindruck davon, wie es sein muss diese Granitwand emporzuklettern. Die entsprechenden Bilder sind einerseits wunderschön und andererseits absolut atemberaubend. Vor allem in den Speed-Kletterszenen sind unheimlich energiegeladen und beeindruckend, und vor allem bei einer halsbrecherischen Szene stockt einem der Atem. Wenn man dabei zusieht, wie sie fast unvorstellbare Höchstleistungen erbringen, zieht man vor diesen Extremsportlern unweigerlich den Hut. Abseits der actionreichen Kletterszenen wissen vor allem die zahlreichen grandiosen Landschaftsaufnahmen zu gefallen. In wunderschönen und imposanten Bildern wird die beeindruckende, malerische Qualität des Yosemite-Valleys zelebriert. Besonders zu gefallen wissen dabei jene Aufnahmen, die Einstellungen des Nationalparks zeigen die man als normaler Besucher sonst nicht zu sehen bekommt, wie z.B. die Aussicht von der Spitze des El Capitan.
Doch "Am Limit" bietet weitaus mehr als "nur" schöne Landschaftsaufnahmen und atemberaubende Kletterszenen: Im Verlauf des Films lernen wir die "Huberbuam" immer näher kennen und werfen einen Blick in die Psyche dieser Extremsportler. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Frage geschenkt, was die beiden antreibt, und auch wenn die Doku diese Frage nicht 100%ig beantworten kann, so liefert sie doch einige interessante Denkanstöße, welche die Motivation der Extermsportler zumindest verständlich machen. Zudem ist "Am Limit" keine biedere wissenschaftliche Dokumentation, sondern besitzt eine durchaus spannende und mitreißende Handlung. Man fiebert mit den beiden Huber-Brüdern bei ihrem Versuch, den Rekord zu brechen, richtig mit. Die Musik unterstützt die Bilder zudem perfekt, mal ruhig-entspannend, dann wieder peitschend und energiegeladen. Zwar habe ich im nachhinein betrachtet das Gefühl, dass sich einige Musikstücke doch des öfteren wiederholt hätten, doch während dem Film ist mir dies nie störend aufgefallen.
Angesichts der packenden Handlung, der atemberaubenden und wunderschönen Bilder sowie der aufschlussreichen Einblicke in die Gefühlswelt der beiden Huber-Brüder wäre mir "Am Limit" sogar die Höchstnote wert gewesen - doch zwei Kritikpunkt verhindern das: 1.) Leider ist die Dokumentation nicht lückenlos. So ist man bei einigen wichtigen Meilensteinen - und auch Rückschlägen - nicht live dabei, wie z.B. das erste Mal, dass die Brüder oben ankommen, oder auch dem Unfall. Mein Bedauern über letzteres ist dabei weniger voyeuristischer Natur als dass man sich dadurch, dass man an diesen wichtigen Erlebnissen nicht teilhaben kann, irgendwie ausgeschlossen fühlt. Wobei man natürlich als mögliche Entschuldigung dafür in Betracht ziehen muss, dass es von den entsprechenden Ereignissen gar kein Filmmaterial gab. Trotzdem riss es mich teilweise irgendwie aus dem Film, weil man einerseits so hautnah am Geschehen dabei ist und andererseits einiges dann wiederum nur aus zweiter Hand erfährt und nur am Rande miterlebt. 2.) Wenn Film endet mit einem zwar versöhnlichen, aber relativ offenem Ende, denn die Handlung rund um die Huberbuam und das Yosemite-Valley ist wohl noch lange nicht abgeschlossen. Man möchte nachdem man den Film gesehen und diese sympathischen Extremkletterer kennen gelernt hat unbedingt wissen, wie es mit ihnen wohl weitergeht, (Achtung, Spoiler!) ob - oder wohl eher wann - sie es erneut versuchen werden, und natürlich auch, ob es ihnen dann gelingen wird. Und wenn es so weit ist, wird man leider nicht mehr so unmittelbar an ihrem (Miss-)Erfolg teilhaben können. Das finde ich, nachdem man 1-1/2 Stunden mit ihnen mitgefiebert und mitgelitten hat, schon irgendwie schade. (Spoiler Ende)
Fazit: Jeder, der auch nur meint sich halbwegs für "Am Limit" interessieren zu können sollte unbedingt versuchen, sich diese Dokumentation im Kino anzusehen - kommen doch die wunderschönen Landschaftsaufnahmen und die beeindruckenden Kletterszenen nur dort so richtig zur Geltung. "Am Limit" ist ein Film, der es sich nicht nur verdient hat auf einer großen Leinwand gesehen zu werden, er erfordert dies schon fast. Gemeinsam mit den interessanten Einblicken in zwei Ausnahmepersönlichkeiten und die durchaus spannende Handlung sorgen die beeindruckenden Bilder nicht nur für einen sehr unterhaltsamen und aufschlussreichenden Kinoabend, "Am Limit" bietet zudem eine der imposantesten, beeindruckendsten und atemberaubendsten Filmerfahrungen des Kinojahres 2007.
Wertung: (9/10)
Verfasser: cornholio
Veröffentlicht am 05.04.2007
Trailer, Interviews und Szenen
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