Batman & Robin
USA
1997, 125 Min.
Regie: Joel Schumacher
Ein
neuer Superschurke treibt in Gotham sein Unwesen: Nach einem Unfall im
Forschungslabor ist Dr. Vries zu Mr. Freeze mutiert, der nur in kühler Umgebung
überleben kann. Um sich trotzdem möglichst frei bewegen zu können, hat er
einen komplexen Anzug entwickelt, für dessen Betrieb er allerdings Diamanten
benötigt. Zudem hofft er, mit der Hilfe von 2 Riesendiamanten ein neues Grerät
in Betrieb zu nehmen, dass es ihm ermöglicht, seine am McGregor-Syndrom
erkrankte Frau zu heilen, die er - um genug Zeit zu haben an einem Heilmittel zu
arbeiten - in Kryostase versetzen ließ. Leider geht er dabei sehr skrupellos
vor und schreckt auch vor Verbrechen nicht zurück, weshalb Batman & Robin
schon bald seinen Weg kreuzen. Mr. Freeze gelingt es zwar, dem dynamischen Duo
zu entkommen, doch um seine Maschine funktionstüchtig zu machen benötigt er
noch einen weiteren Riesendiamanten. Mit einer Auktion von Wayne Industries, in
der ein eben solcher Diamant der Öffentlichkeit präsentiert wird, hofft man
ihn in eine Falle locken zu können. Doch die Veranstaltung lockt eine weitere
Bedrohung an: Eine geheimnisvolle Frau namens Poison Ivy, die in Begleitung der
Kampfmaschine Bane die Party sprengt und den männlichen Besuchern aufgrund
ihrer Pheromone den Kopf verdreht. Zwar gelingt es Batman und Robin trotzdem,
Dr. Freeze gefangen zu nehmen, mit Poison Ivy's Hilfe gelingt ihm jedoch erneut
die Flucht. Nun verfolgt er gemeinsam mit der grünen Femme Fatale einen noch
teuflischeren Plan. Um sie aufzuhalten, brauchen Batman und Robin Verstärkung:
Batgirl schließt sich ihnen an, um Gotham City und die ganze Welt vor einer
neuen Eiszeit zu bewahren...
Seitdem
sie zum ersten Mal hörten, dass man sich in Hollywood an einem Film über den
dunklen Ritter versuchen würden, hatten Batman-Fans aus aller Welt die Angst,
dass man dabei einen ähnlich trashigen und auf Humor ausgerichteten Ansatz
verfolgen könnte wie bei der TV-Serie mit Adam West. Während Tim Burton diese
Angst durch seine düstere Verfilmung schnell zerschlug, war es dank Joel
Schumacher spätestens bei "Batman & Robin" soweit: Batman war
wieder im Tal der Lächerlichkeit gelandet. Zugegeben, es gibt keine so
peinlichen Todesfallen und auch keine Pows, Uffs und Konsorten, dafür aber Gags
am laufenden Band – die zu 99% noch nicht einmal zünden. Von den lustigen Geräuschen
die teilweise während der Kämpfe eingebaut wurden ganz zu schweigen. Durch
Einlagen wie die Schlittschuhe wird leider auch die ohnehin völlig überzogene
Action ins Lächerliche gezogen, so dass nicht mal dieser Teil des Films überzeugen
kann. Außerdem verliert der Film immer wieder mal seinen Fokus, z.B. beim
minutenlangen Motorradrennen. Und natürlich muss auch der grauenhafte
Nippel-Anzug erwähnt werden. Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat, aber
es sieht einfach nur lächerlich aus – womit er allerdings eigentlich ziemlich
gut zum Rest des Films passt.
Die auf witzig getrimmten Kommentare sind mit Abstand das Schlimmste am Film. Einige davon lassen selbst so hochgeistige Dialoge wie "Was ist das?" "Blaues Licht." "Was macht es?" "Es leuchtet blau." aus Rambo III wie Shakespeare aussehen. Ein kleiner Auszug der Drehbuchsünden, für die sich Akiva Goldsman eigentlich so schämen müsste, dass er freiwillig aus der WGA austritt: Mr. Freeze zu Poison Ivy über ihr zu Hause: "It's a jungle in here." Poison Ivy zu Mr. Freeze: "I heard you were blue." Mr. Freeze zu einem Wächter bevor er ihn einfriert: "Chill out." Mr. Freeze als er unangemeldet auf der Gala erscheint: "Cool Party." Poison Ivy über ihre mangelnde Kraft und ihrem Gehilfen Bane: "That's why my action figure comes with HIM." Poison Ivy als Robin ihr sagt dass er ein Zeichen braucht: "How about slippery when wet?" Batgirl zu Poison Ivy als sie ihr entgegentritt: "You're about to become compost." Batman während des Showdowns zu Mr. Freeze: "The Heat is on." Und, der absolut ungeschlagene, dümmste Kommentar des gesamten Films, der alles andere weit in den Schatten stellt: Als Poison Ivy Mr. Freeze dabei hilft, aus Arkham Asylum auszubrechen, bringt ihm Bane seinen Anzug. Mr. Freeze kommentiert das doch tatsächlich mit: "A laundry service that delivers. Wow!". Geht’s noch dümmer? Angesichts dieser unterirdischen Dialoge sind unfreiwillig komische Sätze wie "She wants to kill you, Dick" (Batman zu Robin) oder Gimmicks wie die Batman-Kreditkarte nur mehr der Tropfen auf dem heißen Stein.
Aufgrund
dieses ständigen luftig-lockeren Tons, der alles ins Lächerliche zieht, bleibt
das dramatische Potential, dass zumindest in einigen Bereichen des Films
durchaus vorhanden gewesen wäre, ungenutzt. So ist Mr. Freeze ja durchaus als
tragischer Bösewicht angelegt, doch angesichts seiner ständigen
ach-so-witziger Kommentare fällt es schwer, mit ihm mitzufühlen. Ich meine, da
sitzt er mit Eisbär-Plüschpantoffeln vor dem Fernseher, schaut sich ein Video
aus besseren Tagen an, ihm kommen fast die Tränen – und dann kommentiert er
das Einfrieren eines Störenfrieds mit "I hate it when people talk during
the movies", nur um danach wieder auf den Fernsehschirm zu starren und
einen tieftraurigen Dackelblick aufzusetzen. So etwas funktioniert einfach
nicht, ich kann eine Figur nicht ins Lächerliche ziehen und dann vom Zuschauer
erwarten, dass er mitfühlt. Gleiches gilt für die Handlung rund um Alfred.
Hier erspart man uns zwar ähnlich störende Gags (auch wenn ich Bruce Wayne's Lächeln
als er Robin erzählt dass Alfred sterben wird ziemlich seltsam fand), aber
sobald man erfährt dass er am MacGregor-Syndrom leidet ist sämtliche Spannung
und Dramatik wie weggeblasen, da ab diesem Zeitpunkt einfach klar ist dass er am
Ende geheilt wird. Apropos Ende: Der Showdown ist eine einzige Katastrophe. Viel
zu übertrieben, zudem nerven die ständigen Kommentare der beiden unbeteiligten
Wissenschaftler. Immerhin bleibt sich der Film so selbst treu, ist er doch damit
vom ersten bis zum letzten Bild eine einzige Enttäuschung.
Fazit: Traurig aber wahr: Die Bat-Nippel sind noch das geringste Problem von "Batman & Robin". Joel Schumacher orientiert sich vom Ton her stark an der TV-Serie und degradiert Batman und alle um ihn herum zu Witzfiguren. Wenn die Gags denn wenigstens gelungen wären, aber statt mich zum Lachen zu animieren, war ich den ganzen Film über damit beschäftigt, die Augen zu verdrehen, den Kopf zu schütteln und mich zu fragen, was sich die Beteiligten dabei nur gedacht haben. "Batman & Robin" ist eine filmische Katastrophe und ein Schlag ins Gesicht für jeden Fan des dunklen Ritters...
Wertung:
(2/10)
Verfasser: cornholio
Veröffentlicht am 11.09.2008
Titelbild und Filmausschnitte © 1997 Warner Brothers