Batman

USA 1989, 126 Min.

Regie: Tim Burton

Gotham City wird von Verbrechen und Korruption beherrscht. Commissioner Gordon und der Staatsanwalt Harvey Dent wollen diesem Problem endlich Herr werden, und bekommen dabei außergewöhnliche – aber nicht unwillkommene – Unterstützung in Form eines Superhelden, der nachts durch die Straßen Gothams schleicht: Batman. Dieser Mann im Fledermauskostüm versetzt die Verbrecher schon bald in Angst und Schrecken – doch als er bei einem Einbruch den Gangsterboss Jack Napier stellt und in einen Bottich einer giftigen industriellen Flüssigkeit fallen lässt, schafft er sich damit seine eigene Nemesis: Den Joker. Seit dem Sturz in die Chemikalie ist sein Gesicht zu einer dauergrinsenden Fratze entstellt – Joker schwört an Batman und der Bevölkerung Gothams bittere Rache...

"Batman" nach so vielen Jahren wieder zu sehen – nach sehr langer Pause – war wie eine Reise in die Vergangenheit. Als der Film ins Kino kam, war ich erst 9 Jahre alt und daher noch etwas zu jung für solch einen düsteren Film, aber dank des Panini-Sammelalbums konnte ich die Geschichte trotzdem mitverfolgen und die besten Bilder aus dem Film bereits sehen - und ihn somit wie eine Art Comic erleben. Und auch wenn ich den Film noch nicht kannte, ging das Marketing an mir nicht spurlos vorüber, weshalb sich neben einem Batman-Spitzer und einem kleinen Batman-Plastikkopf (in dem irgendwelche Zuckerln verkauft wurden – Dixi möglicherweise?) auch ein Puzzle sowie das Matchbox-Batmobil – das ich trotz einiger Kratzer immer noch in Ehren halte – in meinem Besitz befindet. Als ich ihn dann schließlich das erste Mal im Fernsehen sah, war ich begeistert. Allerdings... blicke ich nun nach all den Jahren auf den Film zurück, so fallen mir leider doch ein paar Schwächen auf, die "Batman" nicht mehr ganz so gut machen wie ich ihn in Erinnerung hatte...

Als ich "Batman" das erste Mal sah kannte ich den Joker nur aus der TV-Serie, die mich zwar als Kind sehr gut unterhalten hat, aber rückwirkend betrachtet offenbart sie sich natürlich als der Trash, die sie ist. Insofern konnte mich damals die Portraitierung des Jokers im Film nicht stören, denn Jack Nicholson's Figur orientiert sich sehr stark an jener aus der Serie: Ein Gangsterboss mit Clownsfratze, einem perfiden Sinn für Humor, einen riesigen Hass auf Batman und ohne jegliche Skrupel. Was Nicholsons's Joker allerdings völlig fehlt, ist der Wahnsinn, der eigentlich eines der wichtigsten Markenzeichen der Figur darstellt. Auch nach dem Unfall ist der Joker aus "Batman" noch recht kontrolliert und reserviert – von gelegentlichen Wutausbrüchen mal abgesehen, aber die lassen ihn höchstens noch als cholerisch, keinesfalls aber als wahnsinnig, durchgehen. Gerade jetzt, wo die Ankunft des "dunklen Ritters" im Kino naht und man in einigen Trailern bereits einen ersten Blick auf Heath Ledgers abgedrehte Performance werfen konnte, fällt dies leider sehr negativ auf.

Im Comic steht der Joker für Anarchie, Chaos und Zerstörung. Im Film wird er einfach nur zu einem Gangsterboss, der sich an Gotham und insbesondere Batman rächen will für das was er ihm angetan hat. Trotzdem will sich hier der Erzfeind-Charakter nicht so recht einstellen. Wo der Comic-Joker die absolute Antithese zu Batman ist und genau jene Dinge anstrebt, die Batman mit allen Mitteln verhindern will, ist Batman im Film eigentlich nur hinter ihm her, da es sich um einen Verbrecher handelt. Vermutlich dies ist auch der Grund, warum sich Burton schließlich für eine der von Comic-Fans am meisten kritisierten Änderungen entschieden und Joker zum Mörder von Bruce' Eltern gemacht hat. Er hat wohl erkannt, dass er den Konflikt zwischen den beiden auf eine höhere, persönlichere Ebene bringen muss, um den Joker auch wirklich als Erzfeind von Batman darzustellen. Sonderlich gelungen ist dies in meinen Augen nicht, denn auch wenn ich die Comic-Vorlage jetzt nicht vergöttere und dieser Wendung schon allein deswegen negativ gegenüberstehen würde, so muss man doch anmerken dass es ziemlich konstruiert ist. Und hätte man den Joker von vornherein richtig portraitiert, wäre das erst gar nicht nötig gewesen...

Das war es aber dann auch schon, was mir an "Batman" rückwirkend betrachtet sauer aufstößt – davon abgesehen stellt er immer noch eine der besten Comicverfilmungen aller Zeiten dar. Das Casting von Michael Keaton hat damals unter Fans für viel Aufregung gesorgt, doch für mich ist er immer noch der bisher beste Batman und Bruce Wayne, der alle anderen – egal ob Adam West, Val Kilmer, George Clooney oder auch Christian Bale – mehr oder weniger deutlich hinter sich lässt. Vor allem seine Augen – und wie diese in Burtons Inszenierung zur Geltung kommen – geben selbst dem dunklen Ritter eine Seele. Zudem gefällt es mir, dass man hier nicht den typischen Actionstar gecastet hat. Bei einem Arnold Schwarzenegger würde man sich fragen, warum dieser eigentlich auf diese ganzen Gadgets und das Kostüm angewiesen ist, um das Böse zu bekämpfen, doch Michael Keaton ist eher ein Jedermann, ein Normalo. Ich denke, ein Großteil des Erfolges der Figur läuft darauf hinaus, dass Batman eben kein Superheld mit Superkräften ist, und dass im Endeffekt auch wir – entsprechende finanzelle Mittel vorausgesetzt – dieser dunkle Ritter sein könnten. Und dass auch in ganz normalen Menschen ein Held stecken kann. Michael Keaton verkörpert eben dies perfekt.

Das Design des Films ist für mich selbst fast 20 Jahre später noch absolut genial und über jeden Zweifel erhaben. Auch hier finde ich, dass nach den Burton-Filmen kein anderer Batman auch nur ansatzweise herankommen konnte. Das beginnt beim schicken schwarzen Anzug mit weichem Cape und Bat-Symbol mit gelbem Hintergrund, über das Design des Symbols an sich bis hin zur Batwing und dem genialen Batmobil. Für mich ist dieses Batmobil bis heute unerreicht, ich liebe dieses Design. Es hat einfach Klasse und Stil, und wirkt selbst heute noch modern. Auch der Batcave ist sehr gut designt und in Szene gesetzt – wie auch Gotham City. Die Stadt wirkt absolut zeitlos und vermischt so viele verschiedene Stile, dass sie optisch unheimlich beeindrucken kann, selbst wenn die Effekte und Modelle den Vergleich mit modernen Produktionen nicht mehr standhalten mögen. Auch die Kostüme, die Frisuren etc. Alles erinnert an einen Film Noir und wirkt sehr zeitlos – wenn es nicht bestimmte Bezugspunkte wie die Autos gäbe könnte man nicht sagen, ob der Film nun im Jahr 1950 oder 1990 spielt.

Einen großen Anteil daran hat auch Tim Burtons stilvolle Inszenierung. Er rückt die düsteren Sets auch größtenteils in ein düsteres Licht, und sorgt für einige unvergessliche Bilder und Einstellungen. Dabei scheut er bei aller Düsternis auch nicht vor dem einen oder anderen visuellen Gag nicht zurück, wie z.B. als die Batwing genau vor den Mond fliegt. Vor allem auch der Showdown in der Kathedrale ist großartig in Szene gesetzt – auch wenn man hier den Bösewicht am Ende kurzerhand ins Jenseits befördert und sich so die Chance nimmt, ihn in einer möglichen Fortsetzung wieder zurückzubringen. Ein Beispiel, das leider Schule gemacht hat, wohl auch da man davon ausging, dass das Publikum ein solch definitives Ende und einen klaren Abschluss für die Handlung erwartet. Das eigentliche Ende ist für diesen Faux Pas aber mehr als Entschädigung genug, ist doch für mich jene abschließende Einstellung als die Kamera die Häuserschluchten hinauffliegt um schließlich Batman zu zeigen, wie er über den Dächern Gothams auf das Batsignal blickt, für mich im Genre immer noch unübertroffen. Besser hätte der Film gar nicht enden können.

Dass diese Szene einen solchen Eindruck hinterlässt, liegt sicher zu einem nicht unwesentlichen Teil am Soundtrack von Danny Elfman. Auch hier kann ich nur wieder feststellen, dass seine Komposition meines Erachtens bisher im Genre unerreicht ist. Das Hauptthema ist ungemein eingängig und heroisch, lädt jedoch auch zu vielfältiger (teilweise auch düsterer) Interpretation ein. Dazwischen gibt es auch immer sehr klassische Stücke, die an Walzer erinnern, und auch durch die gelegentliche Verwendung des "Beautiful Dreamers" von Stephen Foster erinnert der Soundtrack zu Batman teilweise fast an eine Operette. Generell ist sein Score sehr abwechslungsreich: Mal actionreich, peitschend und rasant, dann wieder lieblich-romantisch, dann düster-melancholisch. Und vor allem auch sein "Waltz to the Death" für die Konfrontation auf der Kathedrale hat es mir angetan – nur um wenige Minuten später noch einmal deutlich übertroffen zu werden, als sich am Ende das Batman-Thema gemeinsam mit der nach oben schwenkenden Kamera zu einem Finale Furioso erhebt. Recht wenig anfangen konnte ich dafür leider mit der Musik, die Prince für den Film beigesteuert hat. Vor allem auch, da sonst alles so zeitlos ist, stört sie mich – denn durch seine Musik offenbart sich der Film leider doch allzu deutlich als Kind der späten 80er. Schade!

Fazit: Auch wenn mich die Darstellung des Joker heutzutage nicht mehr 100%ig zu überzeugen vermag, so gehört "Batman" für mich definitiv zu den besten Comicfilmen aller Zeiten. Denn trotz seiner Schwächen gibt es einfach so vieles, dass mich auch fast 20 Jahre nach einer Veröffentlichung noch begeistern vermag, allen voran der düstere Zugang, das großartige Design, Michael Keatons nachdenkliche Performance, die in der Handlung mitschwingende Konsum- und Gesellschaftskritik, Tim Burtons stilvolle Inszenierung und Danny Elfmans grandioser Soundtrack. "The Dark Knight" mag ihm in wenigen Tagen den Rang ablaufen, aber bis jetzt steht der erste "Batman"-Film für mich ganz klar an der Spitze der Kinofilme mit dem dunklen Ritter.

Wertung:   (8/10)

 

Verfasser: cornholio

Veröffentlicht am 11.09.2008

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 1989 Warner Brothers