Batmans Rückkehr
(Batman Returns)
USA
1992, 126 Min.
Regie: Tim Burton
Die
Aufregung in Gotham ist groß, als sich Oswald Cobblepot, nachdem er sein ganzes
Leben in der Kanalisation verbracht hat, auf einmal an die Öffentlichkeit wagt.
Dort heuchelt er nach Mitleid, in Wahrheit hat es der "Pinguin" auf
Macht abgesehen. Mit Hilfe des Industriellen Max Shreck möchte er Bürgermeister
werden. Als dieser Traum von Batman vereitelt wird, schwört ihm der Pinguin
finstere Rache. Hilfe erhofft er sich dabei von Catwoman, die seit einigen Tagen
in Gotham ihr Unwesen treibt. Bei ihr handelt es sich um Selina Kyle, die persönliche
Assistentin von Max Shreck, die bis dato ein eher unscheinbares Leben geführt
hat, ehe sie zufällig auf Firmengeheimnisse stieß und daraufhin ihrerseits von
Max Shreck aus dem Fenster gestoßen wurde. Wie durch ein Wunder überlebte sie
den Sturz und treibt seither in der Nacht als Diebin ihr Unwesen. Mit Batman
verbindet sie eine seltsame Hassliebe – während sich im normalen Leben auch
Bruce Wayne und Selina laufend näher kommen. Der Pinguin rüstet derweil zum
Angriff: Nachdem Batman seinem Plan, die Erstgeborenen der reichen Familien
Gothams zu entführen, einen Strich durch die Rechnung machte, schickt er seine
Pinguinarmee aus, um die Stadt in Schutt und Asche zu legen. Und auch Catwomans
düsteren Racheplänen gilt es zu vereiteln...
Batmans
Rückkehr war der erste Film der Reihe, den ich im Kino gesehen habe, und wie
schon beim 1. Teil... wo ich als Kind begeistert war (ja, trotz all der Düsternis),
finde ich nun als Erwachsener doch ein paar Kritikpunkte, die mich diese Rückkehr
des dunklen Ritters einen Hauch schwächer einstufen lassen als den Vorgänger.
Einer der Hauptgründe dafür ist der Pinguin. Grundsätzlich ist seine Figur ja
wunderbar ausgearbeitet, und eine herrliche Antithese zum Gentleman aus der
TV-Serie. Burton's Pinguin ist wirklich eine Abscheulichkeit, vermag aber
trotzdem – vor allem zu Beginn, als wir seine tragische Hintergrundgeschichte
erzählt bekommen – Mitleid zu wecken. Allerdings... irgendwie ist mir diese
Darstellung des Pinguins dann doch einen Hauch zu abgedreht. Es wirkt einfach
nicht glaubwürdig, dass sich dieses fischverzehrende Wesen zum Bürgermeister
von Gotham aufschwingen will. Überhaupt ist dieser Plan einer der
schlechtesten, die je ein Superschurke hatte. Wenn es ihm denn tatsächlich in
erster Linie um Anerkennung gehen würde, und er dann, nachdem Batman dies
vereitelt, wieder zu seiner rachsüchtigen Natur zurückkehren würde ok, aber
so ist es ja nicht. Er möchte Gotham ja zuvor schon vernichten – nur halt von
innen heraus. Und spätestens wenn er beginnt, Kinder und Säuglinge zu entführen,
fällt es schwer, für ihn noch Mitleid zu hegen – gemeine Eltern hin oder
her.
Auch im weiteren Verlauf des Films übertreibt man es leider teilweise mit der Skurrilität – zu Lasten der Dramatik. Ich meine, nun mal ehrlich... eine durch Gotham watschelnde Pinguin-Armee, die Raketen auf ihren Rücken geschnallt haben? Irgendwie passt das gar nicht zur sonst so ernsthaften Düsternis, und erinnert mehr an einige der übertriebenen Todesfallen der unsäglichen TV-Serie. Auch der Look von Gotham hat mir im ersten Teil besser gefallen. Wo man dort immer wieder verschiedenste Orte präsentiert hat, kehrt man bei "Batmans Rückkehr" wieder und wieder und wieder zum Hauptplatz zurück, was das ganze leider wenig abwechslungsreich macht. Max Shreck ist zudem einer der schlechtesten Bösewichte überhaupt. Von Christopher Walken nicht notwendigerweise schlecht portraitiert, wirkt er jedoch zwischen all den abgefahrenen Charakteren einerseits zu normal und andererseits dennoch erstaunlich klischeehaft und überzeichnet. Zudem konnte ich seine Motivation von allen Figuren am wenigsten nachvollziehen. Und noch ein letzter Punkt, ehe ich die Meckerei abschließen und mich den zahlreichen positiven Aspekten zuwenden kann: Die Action ist leider sehr unspektakulär und wenig mitreißend. Die zahlreichen Kämpfe zwischen Batman und irgendwelchen normalen Handlangern wissen nicht wirklich zu gefallen, und auf einen ähnlich genialen Showdown wie in Teil 1 in der Kathedrale wartet man hier leider vergeblich.
Während
mich der Pinguin eher weniger begeistern konnte, ist der 2. Bösewicht dieser
Batman-Verfilmung, Catwoman, einfach nur großartig gelungen. Ihre sehr komplexe
und interessante Figur ist der bisher beste Superschurke der Batman-Reihe Prä-"Dark
Knight". Vor allem auch, da man sich ernsthaft die Frage stellen muss: Wie
böse ist sie denn eigentlich? Gut, ok, sie mag ihr neu gewonnenes
Selbstvertrauen dafür nutzen, sich in diversen diebischen Streifzügen zu
bereichern, aber davon abgesehen strebt sie vor allem nach Rache – und
angesichts des skrupellosen Verhaltens ihres Bosses kann man ihr das eigentlich
nur schwer übel nehmen. Alles in dieser Figur ist Tim Burton und Konsorten
einfach nur großartig gelungen, von ihrem schüchern-unscheinbaren Äußeren zu
Beginn des Films über die tolle Transformation mit den rollenden Augen bis hin
zu ihrem Kostüm und kleinen witzigen Anspielungen, wie z.B. als aus dem
Neon-Sign "Hello There" in ihrem Appartment kurzerhand ein "Hell
here" wird. Michelle Pfeiffer's schauspielerische Leistung ist einfach nur
großartig, sie stellt alle Facetten dieser höchst vielschichtigen Figur
perfekt und überzeugend dar, und schafft es, zugleich unheimlich und unheimlich
sexy zu sein. Aber auch die verletzlichen Aspekte ihrer Persönlichkeit meistert
sie mit Bravour. Jedenfalls kann ich mir nach dieser Leistung keine andere
Schauspielerin mehr als Catwoman vorstellen...
Der Pinguin mag mich zwar als Figur nicht sonderlich überzeugt haben, an Danny deVitos schauspielerischen Leistung lag das aber definitiv nicht. Auch wenn er aufgrund des charakteristischen Gesichtes zwar unter all der Maske noch zu erkennen ist, so geht deVito nichtsdestotrotz in der Figur gänzlich auf und zeigt eine ungewohnt düstere Performance. Auch Michael Keaton konnte mich wieder einmal absolut überzeugen, sowohl in der Rolle des getriebenen Bruce Wayne als auch des dunklen Ritters. Bei meinem Review zum ersten Film sträflichst vernachlässigt wurde Michael Ghoul als Alfred – für mich immer noch die beste Darstellung des Butlers, Freundes und Ersatzvaters von Bruce Wayne. Er bringt solch eine Herzlichkeit und Würde in die Rolle ein, und macht aus einer eher unscheinbaren Figur einen zentralen Charakter des Films. Die Inszenierung ist wieder einmal hervorragend. Wo Burton beim ersten Film noch etwas die Handbremse angezogen zu haben schien, lässt er seiner düsteren Kreativität diesmal freien Lauf, und präsentiert einige denkwürdige Bilder. Und auch Danny Elfmans Soundtrack konnte mir wieder sehr gut gefallen. Erneut vertont er den Film fast als Operette, und führt einige neue und interessante Stücke ein, die das ganze noch einmal abwechslungsreicher machen. Zwar hat mir sein Soundtrack zum Vorgänger noch einen Hauch besser gefallen, trotzdem war das wieder eine wundervolle Arbeit: abwechslungsreich, interessant und mit viel Atmosphäre.
Was
"Batmans Rückkehr" dann schließlich noch einmal deutlich aufwertet,
sind subtile Momente und Anspielungen bzw. generell der interessante Subtext,
der sich durch den ganzen Film zieht. Das beginnt schon beim interessanten
Ansatz, dass alle drei Hauptfiguren tierische Figuren verkörpern. Herrlich auch
jene Szene zu Beginn, als Bruce Wayne allein in einem großen Raum seines
Anwesens sitzt, einerseits gelangweilt andererseits ruhelos, und geradezu nur
darauf zu warten scheint, dass das Batsignal erscheint und er endlich wieder in
die Rolle des dunklen Ritters schlüpfen kann. Wie er richtiggehend auflebt, als
es schließlich soweit ist, wie sich seine Augen und seine Statur mit Leben füllen...
einfach nur großartig. Man merkt: Das ist sein wahrer Lebensinhalt, seine
Bestimmung. Etwas später wird dieses Thema sogar noch einen Schritt weitergeführt,
nämlich beim Maskenball. Wenn man diese Szene das erste Mal sieht, ist man
zuerst einmal etwas irritiert: Alle sind auf die eine oder andere Art
verkleidet, nur Bruce Wayne und Selina Kyle nicht. Der Clou an der Sache ist natürlich:
Auch sie sind verkleidet – Batman als Bruce Wayne, und Catwoman als Selina
Kyle. Denn längst sind diese ursprünglichen Persönlichkeiten nichts anderes
mehr als Masken, hinter denen sich ihre wahren Identitäten verstecken. Es sind
solche subtilen Momente, die den Film was den Anspruch betrifft über die
meisten anderen Vertreter des Genres heben...
Die letzte große Stärke von "Batmans Rückkehr" sind dann schließlich die zahlreichen gelungenen Momente und Einzelszenen. Wenn man eine Umfrage unter 10 Batman-Fans machen würde, welche Szene aus den ersten 4-5 Filmen einem besonders gut in Erinnerung geblieben ist, ich bin mir sicher mindestens fünf würden mit "Miau" antworten. Einfach nur ein genialer, einprägsamer Moment. Meine Lieblingsszene ist aber definitiv jene während des Maskenballs, als Bruce Wayne und Selina Kyle erkennen, mit wem sie da gerade tanzen. Ich liebe ihre beiden Reaktionen einfach, insbesondere Selina's fast änglich wirkendes "Heißt das, wir müssen jetzt wieder kämpfen?". In diesem Moment wünschte ich den beiden nichts mehr als dass sie ihre düsteren Alter Egos beiseite lassen und gemeinsam ein glückliches, ruhiges Leben führen können – auch wenn einem natürlich völlig bewusst ist, dass dies nicht ihr Schicksal ist. Der Showdown mag mich weniger überzeugt haben, dennoch besitzt auch er ein paar gute Momente. Wie die Kaiserpinguine ihren "Anführer" langsam in sein nasses Grab geleiten, hat einfach Klasse. Dann als Batman am Ende versucht Catwoman davon abzuhalten, Shreck zu töten, wie er dafür sogar seine Identität preis gibt und sich die Maske vom Kopf reißt. Catwoman, die sich noch ein Leben für Batman aufheben will. Und auch wenn es vielleicht sogar schon wieder etwas zu eindeutig ist, aber ich liebe diese Szene wo man am Ende wieder die Häuserschluchten hinauffährt, das Batmanzeichen erscheint, nur dass diesmal Catwoman ihm entgegensieht. Einfach eine perfekte Adaption vom Ende des ersten Teils, und ein großartiger Schluss für diese gelungene Fortsetzung.
Fazit: "Batmans Rückkehr" kommt aufgrund einiger Schwächen zwar nicht ganz an den großartigen Vorgänger heran, ist und bleibt aber nichtsdestotrotz eine gelungene Fortsetzung, die vor allem von großartigen Einzelszenen, den phantastischen schauspielerischen Leistungen, Danny Elfmans wieder einmal genialem Soundtrack, sowie der grandiosen Darstellung von Catwoman lebt. Insofern ist es wirklich schade, dass Tim Burton nicht auch noch den dritten Teil der Reihe in Angriff nehmen durfte...
Wertung:
(7/10)
Verfasser: cornholio
Veröffentlicht am 11.09.2008
Titelbild und Filmausschnitte © 1992 Warner Brothers