Blade: Trinity

USA 2005, 113 Min.

Regie: David S. Goyer

Mit "Blade" wurde 1998 Jahre die Renaissance der Comicverfilmungen eingeläutet. Nachdem Joel Schumacher's Batman-Verfilmungen auf Comic-Optik, belanglose Action und eindimensionale Figuren gesetzt hatten, wagte man bei "Blade" einen ernsthafteren Ansatz, der sich auf düstere Optik und einen problemgebeutelten Superhelden verlegte und nicht nur reine Action bot, sondern auch ein gutes Script und interessante Charaktere vorweisen konnte. Leider hält sich "Blade – Trinity" kaum an diesen von den Vorgängern so erfolgreich etablierten Ansatz... 

Lange genug haben sich die Vampire mit Blade (Wesley Snipes) herumschlagen müssen, nun schmieden sie einen finsteren Plan, um sich des Daywalker’s ein für alle Mal zu entledigen: Bei einer von Blade’s Vampirjagden erwischt er versehentlich auch einen normalen Menschen, woraufhin die Polizei hinter ihm her ist. In Blade’s Versteck kommt es dann schließlich zum Kampf, bei dem Whistler (mal wieder) stirbt und Blade überwältigt und verhaftet wird. Auf der Polizeistation folgt dann das böse Erwachen: Die Polizei ist fest in der Hand der Vampire. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, haben die Vampire außerdem Dracula (Dominic Purcell) aus seinem Grab befreit, und sie verfolgen einen Plan mit dem unheilvoll klingenden Namen "Endlösung", der die Menschheit ein für allemal vernichten und die Vampire zu den Herren der Erde werden lassen sollen. Doch die Vampire haben die Rechnung ohne die Nightstalkers gemacht: Abigail Whistler (Jessica Biel) und Hannibal King (Ryan Reynolds) befreien Blade aus dem Gefängnis, worauf hin sie zusammenarbeiten, um den Plan der Vampire zu vereiteln. Doch wird es ihnen gelingen, sich gegen Ur-Vampir Dracula (oder Drake, wie er sich neumodisch nennt) zu behaupten? 

Wie ich es in meiner Einleitung zu diesem Review schon angedeutet habe, ist „Blade: Trinity“ für mich eindeutig der schwächste Teil der Reihe. Viele der Richtungsänderungen bezüglich Comic-Verfilmungen, die durch „Blade“ salonfähig gemacht wurden, hat man hier wieder aus den Augen verloren: Problemgeplagte Charaktere? Fehlanzeige. Anspruch und/oder Tiefgang? Nicht auszumachen. Düstere Optik? Von wegen... diesmal setzt man eher auf einen sauber-sterilen Comic-Look. Doch auch von diesen (eher auf den Verfilmungs-Aspekt bezogenen) Kritikpunkten mal abgesehen fehlen einfach viele Elemente, welche die bisherigen Blade-Filme so gut gemacht haben. So ist die Action in Blade: Trinity (vor allem im Vergleich zu den Vorgängern) erstaunlich sauber und harmlos inszeniert. Der Film ist ungefähr so blutleer wie ein leergesaugtes Opfer der Vampire. Lediglich hie und da bekommt man mal ein Tröpfchen zu sehen - kein Vergleich zu den Blutorgien aus den Vorgängern (wie der  berühmten Szene mit der "Blutdusche" aus Teil 1). Ebenfalls deutlich schlechter im Vergleich zu den Vorgängern: Die Inszenierung. Zwar ist die Action durchaus knackig und packend inszeniert und weiß zu gefallen - dennoch gelingt es den entsprechenden Szenen keine Sekunde, so richtig zu begeistern und die Zuschauer vom Hocker zu reißen. Alles wirkt irgendwie einfallslos, unoriginell und uninspiriert, ohne jegliche Innovationen oder neue Ideen. Man hat das Gefühl, alles schon unzählige Male in anderen Filmen gesehen zu haben, in keiner einzigen Einstellung bietet "Blade: Trinity" irgend etwas neues oder besonderes. Was die Action betrifft, bietet der Film also zwar durchaus solide, aber eben keine überragende Leistung. Erschwerend kommt nun hinzu, dass die eben aufgeführten Kritikpunkte auch auf die Inszenierung in den Nicht-Actionszenen zutrifft: Im Gegensatz zu den Vorgängern, die mit der bereits angesprochenen Blutparty-Szene oder dem Blutbad von Damaskinos einige nette Einstellungen zu bieten hatten, gibt es bei "Blade: Trinity" auch abseits der Action keine denkwürdige Szene oder beeindruckende Bilder zu sehen. 

Das Hauptproblem des Films ist aber nicht Goyer's Inszenierung, sondern sein Script. Alles bleibt unheimlich oberflächlich, so dass es selbst potentiell berührende Szenen wie die "Endlösung" der Vampire nicht schaffen, zu bewegen. In keiner Sekunde des Films bekommt man ein Gefühl für das Ausmaß der Bedrohung, das Schicksal keines Charakters geht einem nahe, da alle zu eindimensionalen Schablonen verkommen denen es nicht gelingt, eine Beziehung zu den Zuschauern aufzubauen. Gerade angesichts der Story wäre hier einiges an Potential dagewesen, das ungenutzt verschwendet wurde. Daneben leidet das Drehbuch auch unter ein paar Fehlern der Vorgänger - wie Whistlers plötzliche Rückkehr im 2. Teil. So hat leider sein Tod ziemlich zu Beginn des Films überhaupt keine Wirkung. Ich dachte einfach nur "Oh, er stirbt mal wieder", während mein Kumpel nebenan meinte "Kein Problem, der taucht im 4. Teil schon wieder auf". Auch der Showdown konnte mich nicht 100%ig überzeugen und blieb somit doch irgendwie hinter den Erwartungen und dem vorhandenen Potential (immerhin kämpft Blade hier gegen den Ur-Vampir überhaupt!) zurück. Auch merkte man deutlich, dass Goyer Blade in diesem Film eigentlich sterben lassen wollte, das Filmstudio ihm hier jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Überhaupt war das Ende ein bisschen... seltsam. Man hat nicht unbedingt das Gefühl eines Abschlusses, sondern hängt vielmehr irgendwie in der Luft. So wurden im Laufe der Handlung einige Entwicklungen angesprochen und Fragen aufgeworfen, die jedoch am Ende nicht mehr dezidiert angesprochen werden, so dass man nicht so recht weiß, wie das Ende denn nun zu verstehen ist. Ein Beispiel: (Achtung, Spoiler!) Sind alle Vampire nun endgültig vernichtet? Oder hat das Virus nur jene Vampire erwischt, die in dem Gebäudekomplex waren? Gegen wen kämpft Blade jetzt eigentlich noch? Was bleibt für die Nightstalkers noch zu tun? (Spoiler Ende). Etwas mehr Informationen zu diesen Fragen hätten dem Film jedenfalls nicht geschadet. 

Auch der Bösewicht ist diesmal wirklich schwach. Dracula/Drake erscheint trotz seiner übermenschlichen Kräfte nie wie eine richtige Bedrohung (im Gegensatz zu den Reapers oder auch Frost in Teil 1), was wohl auch daran liegen dürfte, dass er ein höchst eindimensionaler und wenig eindrucksvoller Bösewicht ist. Während man ersteres wieder mal Goyer's Drehbuch zuschreiben kann, ist für letzteres in erster Linie die recht schwache Leistung von Dominic Purcell verantwortlich, verkörpert er doch diesen großen Bösewicht der Filmgeschichte unverzeihlich uncharismatisch. Auch fand ich es einen Fehler, dem Ur-Vampir die selbe Mund-Partie wie den Reapers zu geben - denn nun mal ehrlich, das macht doch überhaupt keinen Sinn. Hier hat wohl Goyer einfach das Design der Reapers so gut gefallen, dass er es auch für Dracula verwenden wollte - auch wenn es logisch überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Doch genug vom Bösewicht, wenden wir uns dem Helden zu... und da ist leider anzumerken, dass teilweise ähnliche Kritikpunkte vorzubringen sind. So ist auch Blade von der schablonenhaften Charakterisierung betroffen, verkommt er hier doch zu einem höchst eindimensionalen Superhelden - von der problemgebeutelten und zumindest in Ansätzen vielschichtigen Figur aus dem 1. Teil fehlt leider jede Spur. Blade hadert nicht mehr mit seiner Herkunft oder seinen früheren Taten, auch das Serum ist mittlerweile völlig harmlos und unproblematisch einzunehmen. Ihn scheinen keine Schuldgefühle zu plagen, keine Selbstzweifel, ob er denn überhaupt etwas besseres ist als jene, die er jagt... ja selbst angesichts des versehentlichen Mordes an einem normalen Menschen zeigt er nicht die geringste Spur von Zweifeln oder gar Reue. Eben diese eindimensionale Darstellung macht es schwer, zur Figur eine Beziehung aufzubauen und so richtig mitzufiebern. Bezeichnend: Selbst die Möglichkeit von Blade's Tod vermochte es nicht, mir nahe zu gehen. Hier wurde alles, was in den Vorgängern mühsam aufgebaut wurde, einfach beim Fenster hinausgeworfen. Schade drum!

Auch die restlichen Figuren sind leider allesamt höchst eindimensional und kaum interessant - von vielschichtig ganz zu schweigen. Abigail Whistler bleibt leider den ganzen Film über so blass wie Jessica Biel’s Haut - was gerade wenn man bedenkt dass sie immerhin ihren Vater verliert und sie auch danach durchaus noch einige Schicksalsschläge einstecken muss sehr enttäuschend ist. Auch erscheint es etwas seltsam, dass eine Profi-Vampirkillerin während ihrer Kämpfe Musik hört - und sich damit eines entscheidenden Vorteils, nämlich dem GEHÖR, beraubt. Noch seltsamer ist allerdings, dass es ihr trotzdem gelingt von hinten herannahende Feinde zu bemerken und sie mit einem gepflegten Fußtritt auf den Boden zu befördern, ohne sich auch nur umzudrehen. Na ja, wenigstens darf Jessica Biel beweisen, dass sie das Zeug zur Action-Heroine hat, denn in den Kampfszenen vermag sie durchaus zu überzeugen. Der Rest des Ensembles (inklusive Wrestler "Triple H") ist eigentlich nicht weiter erwähnenswert... bis auf die eine große (positive) Ausnahme Hannibal King. Er ist die einzige Figur, die mir  sympathisch wurde und die mich begeistern konnte. Ryan Reynolds ist mir ja bereits in "Party Animals" recht positiv aufgefallen, und auch hier kann seine Leistung mal wieder absolut überzeugen. Mit viel Witz und Charme spielt er das Großmaul Hannibal King, der selbst in den ausweglosesten Situationen noch einen coolen Spruch auf den Lippen hat. Ryan Reynolds wirkt richtig energiegeladen, er ist der Einzige, der diesem Film etwas Leben einhaucht... 

...was jedoch nicht heißt, dass es außer seiner Figur keine einzigen positiven Aspekte gäbe, denn auch wenn "Blade: Trinity" doch etwas enttäuscht, so ist er dennoch ein durchaus unterhaltsamer Film. Dafür sorgen vor allem die Kampfszenen, die zwar nicht übertrieben innovativ in Szene gesetzt wurden (wie bereits angesprochen), aber zumindest dank der gelungenen Choreographie zu überzeugen vermögen. Auch begeht Goyer wenigstens nicht den Fehler, die Action vollkommen zu zerstückeln oder durch zu starken Zoom auf das Geschehen die Action zu unübersichtlich werden zu lassen - ein Stil, der ja in letzter Zeit in Hollywood leider durchaus in Mode gekommen ist. Das heißt: Auch wenn die Action keine wirklich überragenden Elemente zu bieten hat, vermeidet Goyer wenigstens die größten Fehler und sorgt somit dafür, dass die Action zwar nicht übermäßig begeistern, aber zumindest gut unterhalten kann. Weiters kann der Film mit einigen guten Gags aufwarten (vornehmlich durch Hannibal King's coole Sprüche serviert), was ebenfalls für das weniger gelungene Script etwas zu entschädigen vermag und dafür sorgt, dass man die meiste Zeit gut unterhalten wird. Schade nur, dass Goyer auf Atmosphäre und/oder Spannung vollkommen verzichtet hat. So unterhaltsam der Film auch ist, es gelingt ihm nie, zu berühren oder den Zuschauer mitzureißen. "Blade: Trinity" kann keine neuen Aspekte, interessante Ideen oder Innovationen vorweisen. Anstatt das Blade-Universum zu erweitern, wird es hier sogar fast eingeschränkt und auf Humor und Action reduziert. Insofern kann ich nur hoffen, dass die Blade-Reihe hier nicht wieder als Trendsetter für die weiteren Comic-Verfilmungen agiert und die von den Vorgängern so erfolgreich etablierten Errungenschaften wie ausgefeilte Charaktere, gute und mitreißende Geschichten sowie zumindest ein Hauch von Anspruch wieder vollkommen in Vergessenheit geraten...

Fazit: Nicht nur, dass Goyer hier vor allem im Vergleich zu den Vorgängern eine äußerst durchschnittliche und uninspirierte Inszenierung abliefert, er hat sich außerdem mit dem bisher schwächsten Skript der Reihe "beglückt". Der 3. Teil in der Blade-Trilogie ist leider nur mehr ein Schatten seiner Vorgänger, da sich Goyer viel zu sehr auf Action konzentriert und Atmosphäre und Handlung vernachlässigt. Auch wenn es dem Film insgesamt durchaus gelingt, den Zuschauer zu unterhalten - "Blade: Trinity" ist Action-Dutzendware, und damit schon eine kleine Enttäuschung...

Wertung:   (5/10)             

 

Verfasser: cornholio

 

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