Bubba Ho-Tep
USA 2002, 92 Minuten
Regie: Don Coscarelli
Was
kommt wohl dabei heraus, wenn der Schöpfer der Phantasm-Reihe ("Das Böse")
Don Coscarelli einen Film mit dem Genreveteranen Bruce *Ash* Campbell dreht? Mit
Campbell als gealtertem Elvis im Kampf gegen untote Mumien, arrogante
Krankenschwestern und Peniskrebs? Überraschenderweise nicht nur eine der
skurrilsten und originellsten Horrorkomödien seit langem sondern auch ein
sehenswertes Drama über das Altwerden.
Ho-tep (hõ-tep´) Subst.
1. Verwandter oder Nachfahre der 17. ägyptischen Dynastie, 3100-1550 v. Chr.
2. Nachname des ägyptischen Pharaos (König).
Bubba (bab´ah) Subst.
1. Mann aus dem Süden der USA
2. altmodischer Typ
3. Hinterwäldler, Prolet, Bewohner einer Wohnwagensiedlung.
Lange hatte ich auf diesen Film mit dem
bizarr klingenden Inhalt gewartet und eine vollkommen überdrehte Trash-Comedy
mit kultigen Campbell One-Linern am laufenden Band erwartet. Doch ziemlich
schnell bemerkt man das Bubba Ho-Tep weniger darauf aus ist sein Publikum über
die schrägen Charaktere lachen zu lassen als Sympathie und Verständnis zu
wecken…sogar ein wenig zum Nachdenken anzuregen. Gerade in der ersten Hälfte
ist die Mumiengeschichte nur eine Randnotiz und Coscarelli lässt dem
gebrochenen Elvis Gelegenheit als Voice Over-Erzähler über seine bescheidene
Situation, seine Frau und Tochter und immer wieder das Altwerden zu sinnieren.
Sehenswert auch die Rückblenden in denen gezeigt wird wie Elvis dem
Presserummel, den falschen Freunden und seinem Manager Colonel Parker überdrüssig
die Rolle mit dem Imitator tauscht und für kurze Zeit wieder glücklich
war…bis ihm der Bühnensturz einen Strich durch die Rechnung machte. Einziger
Wermutstropfen: die Person Elvis Presley mag man für so einen Film entleihen können,
aber die Songs sind natürlich urheberrechtlich geschützt…so dass aus
Kostengründen (oder warum auch immer) leider kein einziger seiner Hits gespielt
wird.
Das Bubba Ho-Tep keine grelle und schnelle Comedy ist, bedeutet aber natürlich nicht das der Film ohne Humor auskommt. Trotz der immer wieder durchscheinenden Melancholie liegt über allem ein ironischer Ton…anders könnte man so ein Thema auch kaum angehen und Bruce Campbell zeigt hier nicht nur seine bisher beste Leistung sondern ist nicht weniger cool als in seiner Paraderolle (Ash in der Tanz der Teufel Trilogie). Am besten ist diese Genreperle aber immer wenn anarchischer Witz und Nachdenklichkeit zusammentreffen. Das beste Beispiel... auch für den nach und nach zurückgewonnenen Lebensmut des King …ist eine Szene als es mal wieder Zeit ist, dass Elvis bestes Stück wegen des Geschwürs von der Krankenschwester mit Salbe behandelt werden muss. War es bisher stets eine erniedrigende Situation so läuft es diesmal so ab:
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Schwester: Es ist wieder Zeit für diese kleine Angelegenheit.
Voice
Over: Eine Puppe wie sie behandelt mich ohne Wärme oder Emotionen... Zwanzig
Jahre früher. Nur zwanzig, Mann. Mit einem Lächeln und gekräuselter Oberlippe
hätte ich sie dazu gebracht mir aus der Hand zu fressen.
Schwester: Der Doktor sagt, dass diese Salbe Wunder wirkt. Corticosteroide. Das sollte die Entzündung heilen und das Geschwür zurückgehen lassen.
Voice
over: Wo ist nur meine Jugend hin? Warum kann Ruhm nicht das Altern und den Tod
aufhalten? Warum zum Teufel spielte Ruhm für mich dann so eine große Rolle?
Wollte ich ihn wieder? Könnte ich ihn wiederhaben? Und wenn ich könnte... würde
es einen verdammten Unterschied machen?
Schwester: Mr. Haff! Allmächtiger. Sie alter Schlingel. Ich glaube Sie sollten besser eine kalte Dusche nehmen, Mr. Haff.
Voice
over: Es lag schon zwei Präsidentschaftswahlen zurück, dass ich das letzte Mal
so einen Ständer hatte. Welcher Sache hatte ich das zu verdanken? Und dann
wurde es mir klar.
Ich
dachte über etwas nach das mich interessierte. Nicht die nächste Mahlzeit oder
wann ich auf's Klo muss. Ich fühlte wieder etwas Leben in mir.
Elvis: Sie können ja mit mir mitkommen, wenn ich eine Dusche nehme.
Schwester: Sie schlimmer Junge.
Elvis: Nun kommen Sie schon. Warum spielen Sie nicht ein bisschen damit?
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Was
sich ohne Kenntnis des Films vielleicht etwas albern anhören mag, wirkt beim
Sehen gleichermaßen lustig und bewegend und beweist wunderbar seine Stärke
jederzeit den richtigen Ton zu finden. Nun
ja... jederzeit wäre übertrieben. Bei allem berechtigten Lob muss ich leider
auch sagen, das so genial die erste Hälfte auch größtenteils ist... so
durchschnittlich und teilweise gar etwas zäh zieht sich ausgedehnt wirkende
Showdown. Weiterer kleiner Negativpunkt: Kann man die Elvis-Geschichte noch ohne
weiteres schlucken... obwohl nie 100 % klar wird, ob es jetzt WIRKLICH der echte
Elvis oder nur ein armer Irrer ist, vermag Ossie Davis Part als von der
Regierung abgesägter und zur Tarnung schwarz eingefärbter JFK nicht viel mehr
als den nötigen Sidekick zu liefern. Der Humor in diesen gemeinsamen Szenen
erinnert eher an die Altmännerkomödien mit Walther Matthau und Jack
Lemmon…was ja nichts Schlechtes sein muss…nur bezogen diese Filme ihren Reiz
vor allem aus dem Dauerstreit…. der hier nicht gegeben ist.
Ein letztes Wort noch zur Inszenierung: Nach dem Desaster mit
"das Böse IV" und angesichts der Tatsache das Don Coscarelli außer
der Phantasm-Reihe in seiner gesamten Karriere nie etwas Bemerkenswertes zu
Stande gebracht hat, war ich doch sehr überrascht wie er es auch mit sicherlich
wieder sehr geringem Budget geschafft hat Bubba Ho-Tep (insbesondere dem
Altenheim) eine düstere Atmosphäre wie in alten Tagen zu verschaffen und
einige kleine Regietricks einfließen zu lassen, das man sich fast fragen muss,
ob Sam Raimi nicht mal kurz auf dem Set vorbeigeschaut hat. Schön auch das er
Reggie Bannister dem alten Phantasm- Held hier eine kurze Rolle als Chef des
Altenheims verpasst hat… da wundert man sich fast das Angus Scrimm, der Tall
Man keinen Cameo-Auftritt liefern durfte.
Fazit: Kultverdächtige Horrorkomödie mit Witz, Hirn und frischen Ideen. Trotz kleiner Längen so gelungen, das man bei Bruce Campbell nicht mehr nur in erster Line an Ash denken wird und sich hoffentlich endlich jemand erbarmt Coscarelli ausreichend Budget für einen würdigen Abschluss seiner Phantasm Reihe zu spendieren. Nur wer hier einen Partyfilm oder gar einen Splatterulk erwartet, könnte eine schwere Enttäuschung erleben. Mangels einer 8,5 Wertung aufgerundet auf 9/10.
Wertung: (9/10)
Verfasser: evildead
Titelbild und Filmausschnitte © 2002 MGM Entertainment