Bubba Ho-Tep

 

USA 2002, 92 Minuten

Regie: Don Coscarelli 

Was kommt wohl dabei heraus, wenn der Schöpfer der Phantasm-Reihe ("Das Böse") Don Coscarelli einen Film mit dem Genreveteranen Bruce *Ash* Campbell dreht? Mit Campbell als gealtertem Elvis im Kampf gegen untote Mumien, arrogante Krankenschwestern und Peniskrebs? Überraschenderweise nicht nur eine der skurrilsten und originellsten Horrorkomödien seit langem sondern auch ein sehenswertes Drama über das Altwerden. 

Der King lebt! Einst hatte er genug vom Ruhm und tauschte mit dem ihm täuschend ähnlich sehenden Elvis-Imitator Sebastian Haff die Rollen... doch hatte er 2 Dinge nicht vorhersehen können. 1. sein Double hatte ein noch größeres Faible für Alkohol und Drogen als er selbst. 2. Seit er sich bei einem Sturz von der Bühne die Hüfte brach, vegetiert er nur noch in einem billigen Altenheim vor sich hin …und da jeglicher Beweis für seine wahre Identität bei einem Grillunfall in Flammen aufging, hält ihn alle Welt für senil und verrückt. Nach Jahren dieses Daseins ist er nur noch ein körperlich und seelisch ausgebranntes Wrack ohne Selbstvertrauen, das auf den Tod wartet. Doch als sich plötzlich merkwürdige Todesfälle häufen und er mit seinem einzigen Freund... (einem alten Farbigen (Ossie Davis), der von sich behauptet John F. Kennedy zu sein) entdeckt, das eine untote Mumie die wehrlosen Altersheiminsassen als Nahrung auserkoren hat, erwacht er aus seinem Trott und beschließt sich an sein altes Motto zu halten: T. C. B.- Take care of business! 

Ho-tep (hõ-tep´) Subst.
1. Verwandter oder Nachfahre der 17. ägyptischen Dynastie, 3100-1550 v. Chr.
2. Nachname des ägyptischen Pharaos (König).
Bubba (bab´ah) Subst.
1. Mann aus dem Süden der USA
2. altmodischer Typ

3. Hinterwäldler, Prolet, Bewohner einer Wohnwagensiedlung.

Lange hatte ich auf diesen Film mit dem bizarr klingenden Inhalt gewartet und eine vollkommen überdrehte Trash-Comedy mit kultigen Campbell One-Linern am laufenden Band erwartet. Doch ziemlich schnell bemerkt man das Bubba Ho-Tep weniger darauf aus ist sein Publikum über die schrägen Charaktere lachen zu lassen als Sympathie und Verständnis zu wecken…sogar ein wenig zum Nachdenken anzuregen. Gerade in der ersten Hälfte ist die Mumiengeschichte nur eine Randnotiz und Coscarelli lässt dem gebrochenen Elvis Gelegenheit als Voice Over-Erzähler über seine bescheidene Situation, seine Frau und Tochter und immer wieder das Altwerden zu sinnieren. Sehenswert auch die Rückblenden in denen gezeigt wird wie Elvis dem Presserummel, den falschen Freunden und seinem Manager Colonel Parker überdrüssig die Rolle mit dem Imitator tauscht und für kurze Zeit wieder glücklich war…bis ihm der Bühnensturz einen Strich durch die Rechnung machte. Einziger Wermutstropfen: die Person Elvis Presley mag man für so einen Film entleihen können, aber die Songs sind natürlich urheberrechtlich geschützt…so dass aus Kostengründen (oder warum auch immer) leider kein einziger seiner Hits gespielt wird.

Das Bubba Ho-Tep keine grelle und schnelle Comedy ist, bedeutet aber natürlich nicht das der Film ohne Humor auskommt. Trotz der immer wieder durchscheinenden Melancholie liegt über allem ein ironischer Ton…anders könnte man so ein Thema auch kaum angehen und Bruce Campbell zeigt hier nicht nur seine bisher beste Leistung sondern ist nicht weniger cool als in seiner Paraderolle (Ash in der Tanz der Teufel Trilogie). Am besten ist diese Genreperle aber immer wenn anarchischer Witz und Nachdenklichkeit zusammentreffen. Das beste Beispiel... auch für den nach und nach zurückgewonnenen Lebensmut des King …ist eine Szene als es mal wieder Zeit ist, dass Elvis bestes Stück wegen des Geschwürs von der Krankenschwester mit Salbe behandelt werden muss. War es bisher stets eine erniedrigende Situation so läuft es diesmal so ab:

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Schwester: Es ist wieder Zeit für diese kleine Angelegenheit.

Voice Over: Eine Puppe wie sie behandelt mich ohne Wärme oder Emotionen... Zwanzig Jahre früher. Nur zwanzig, Mann. Mit einem Lächeln und gekräuselter Oberlippe hätte ich sie dazu gebracht mir aus der Hand zu fressen.

Schwester: Der Doktor sagt, dass diese Salbe Wunder wirkt. Corticosteroide. Das sollte die Entzündung heilen und das Geschwür zurückgehen lassen.

Voice over: Wo ist nur meine Jugend hin? Warum kann Ruhm nicht das Altern und den Tod aufhalten? Warum zum Teufel spielte Ruhm für mich dann so eine große Rolle? Wollte ich ihn wieder? Könnte ich ihn wiederhaben? Und wenn ich könnte... würde es einen verdammten Unterschied machen?

Schwester: Mr. Haff! Allmächtiger. Sie alter Schlingel. Ich glaube Sie sollten besser eine kalte Dusche nehmen, Mr. Haff.

Voice over: Es lag schon zwei Präsidentschaftswahlen zurück, dass ich das letzte Mal so einen Ständer hatte. Welcher Sache hatte ich das zu verdanken? Und dann wurde es mir klar.

Ich dachte über etwas nach das mich interessierte. Nicht die nächste Mahlzeit oder wann ich auf's Klo muss. Ich fühlte wieder etwas Leben in mir.

Elvis: Sie können ja mit mir mitkommen, wenn ich eine Dusche nehme.

Schwester: Sie schlimmer Junge.

Elvis: Nun kommen Sie schon. Warum spielen Sie nicht ein bisschen damit?

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Was sich ohne Kenntnis des Films vielleicht etwas albern anhören mag, wirkt beim Sehen gleichermaßen lustig und bewegend und beweist wunderbar seine Stärke jederzeit den richtigen Ton zu finden.  Nun ja... jederzeit wäre übertrieben. Bei allem berechtigten Lob muss ich leider auch sagen, das so genial die erste Hälfte auch größtenteils ist... so durchschnittlich und teilweise gar etwas zäh zieht sich ausgedehnt wirkende Showdown. Weiterer kleiner Negativpunkt: Kann man die Elvis-Geschichte noch ohne weiteres schlucken... obwohl nie 100 % klar wird, ob es jetzt WIRKLICH der echte Elvis oder nur ein armer Irrer ist, vermag Ossie Davis Part als von der Regierung abgesägter und zur Tarnung schwarz eingefärbter JFK nicht viel mehr als den nötigen Sidekick zu liefern. Der Humor in diesen gemeinsamen Szenen erinnert eher an die Altmännerkomödien mit Walther Matthau und Jack Lemmon…was ja nichts Schlechtes sein muss…nur bezogen diese Filme ihren Reiz vor allem aus dem Dauerstreit…. der hier nicht gegeben ist. 

Ein letztes Wort noch zur Inszenierung: Nach dem Desaster mit "das Böse IV" und angesichts der Tatsache das Don Coscarelli außer der Phantasm-Reihe in seiner gesamten Karriere nie etwas Bemerkenswertes zu Stande gebracht hat, war ich doch sehr überrascht wie er es auch mit sicherlich wieder sehr geringem Budget geschafft hat Bubba Ho-Tep (insbesondere dem Altenheim) eine düstere Atmosphäre wie in alten Tagen zu verschaffen und einige kleine Regietricks einfließen zu lassen, das man sich fast fragen muss, ob Sam Raimi nicht mal kurz auf dem Set vorbeigeschaut hat. Schön auch das er Reggie Bannister dem alten Phantasm- Held hier eine kurze Rolle als Chef des Altenheims verpasst hat… da wundert man sich fast das Angus Scrimm, der Tall Man keinen Cameo-Auftritt liefern durfte. 

Fazit: Kultverdächtige Horrorkomödie mit Witz, Hirn und frischen Ideen. Trotz kleiner Längen so gelungen, das man bei  Bruce Campbell nicht mehr nur in erster Line an Ash denken wird und sich hoffentlich endlich jemand erbarmt Coscarelli ausreichend Budget für einen würdigen Abschluss seiner Phantasm Reihe zu spendieren. Nur wer hier einen Partyfilm oder gar einen Splatterulk erwartet, könnte eine schwere Enttäuschung erleben. Mangels einer 8,5 Wertung aufgerundet auf 9/10.

Wertung:    (9/10)

Verfasser: evildead

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 2002 MGM Entertainment