Catwoman

 

USA 2004, 97 Min.

Regie: Pitof

Wenn es einen Preis für den im Vorfeld am meisten kritisierten Film gäbe... "Catwoman" hätte ihn sich ohne Zweifel verdient. Selten ist einem großen Blockbuster so viel negative Publicity vorausgeeilt. Doch hat sich der Film dies überhaupt verdient, oder ist er besser als sein Ruf?

Patience Phillips (Halle Berry, für viele männliche Kinofans Grund genug, um in diesen Film zu gehen ) ist eher eine stille und schüchterne Person mit relativ wenig Selbstvertrauen. Um so mehr trifft sie die Kritik von ihrem Chef George Hedare (Lambert Wilson, den Kinofans wohl hauptsächlich als französischer "Merowinger" aus den umstrittenen Matrix-Fortsetzungen bekannt), und sie tut alles, um die von ihm gesetzte Deadline für ihren neuen (und hoffentlich besseren) Entwurf einzuhalten. Da sich kein Bote mehr auftreiben lässt, beschließt sie, es ihm persönlich vorbei zu bringen... und stolpert dabei in eine Besprechung, in der über die stark abhängig machenden Nebenwirkungen der "Beauline"-Creme diskutiert wird. Sie wird entdeckt, und George's Frau Laurel (Sharon Stone, diesmal ohne Eispickel und/oder gespreizte Beine) befiehlt dem Sicherheitsdienst, sie zu töten. In ihrer Verzweiflung flüchtet sie in ein Abwasserrohr... welches kurz darauf geflutet wird - sie stürzt meterweit in die Tiefe. Doch die ägyptischen Götter sind gnädig mit ihr, und schenken ihr ein neues Leben... und neue Fähigkeiten. Sie verfügt über geschärfte Sinne, erstaunliche Agilität und Beweglichkeit, und landet nun immer auf ihren Beinen. Sie schnurrt, sie faucht, sie miaut... und außerdem kann sie neuerdings Wasser so überhaupt nicht ausstehen (man will gar nicht daran denken, wie sie den Schlamm, mit dem sie bedeckt war, los geworden ist... ich meine, Katzenwäsche erscheint da wie keine gute Idee)... mit anderen Worten: Catwoman ist geboren!  Nach und nach lernt sie, ihre neu gewonnenen Fähigkeiten zu ihrem Vorteil zu nutzen... und raubt gleich mal den Juwelier von nebenan aus. Doch als sie schließlich als Mörderin bezichtigt wird, und der Polizist Tom Lone (Benjamin Brett, der in diesem Film mit weniger Ausstrahlung als ein handelsüblicher Toaster agiert) einen Verdacht auf die wahre Identität von Catwoman hegt, wird es langsam aber sicher haarig. Und als wäre das nicht schon Stress genug für das freundliche Kätzchen aus der Nachbarschaft, steht die Markteinführung von "Beauline" kurz bevor. Catwoman muss also nicht nur ihre Unschuld beweisen, sondern außerdem mit den Waffen einer Katzenfrau (Krallen und Peitsche) versuchen, den Verkauf der Creme zu verhindern...

Lasst mich gleich eines klarstellen: Meine Einleitung ist durchaus nicht als Kritik an den Meiden zu verstehen. Ich selbst war ebenfalls Teil dieser kritischen und vorverurteilenden Menge, die in "Catwoman" den größten Flop des Jahres vermuteten. Und sind wir uns mal ehrlich, angesichts der Verrisse des Scripts, dem billigen Kostüm und dem grauenhaften ersten Trailer kann man sowohl mir als auch all den anderen da ja wohl kaum einen Vorwurf machen. Ich bin eigentlich nur in diesen Film gegangen, da er im "Unlimited Ticket"-Angebot von Cineplexx (10 Filme um 25 Euro) enthalten war, und ich dachte mir, wenn ich schon 2,5 Euro für diesen Film hinblättere, dann möchte ich wenigstens etwas davon haben... und wenn es nur das Vergnügen ist, ihn in einem Review in der Luft zu zerreisen. Nun, es mag an meinen unterirdischen Erwartungen gelegen haben, jedenfalls ist "Catwoman" meines Erachtens nicht (ganz) der Reinfall, als der er allgemein hingestellt wird.

Nicht falsch verstehen: "Catwoman" ist beileibe kein guter Film... dafür leistet er sich einfach zu viele Schwächen. Und gerade angesichts dem in letzter Zeit so populären eher ernsthaften Ansatz bei Comic-Verfilmungen wirkt Catwoman wie ein Relikt als alten (und nicht unbedingt besseren) Tagen, wo derartige Filme noch sehr oberflächlich und ohne jeden Tiefgang konzipiert wurden. Doch bei all seinen Fehlern, einigen zum schreien schlechten Szenen und teilweise unglaublich dämlichen Ideen der Macher, versteht es der Film dennoch durchaus, den Zuschauer zu unterhalten. Es gibt vieles, dass bei dieser Produktion schief gegangen ist und im fertigen Produkt nicht im geringsten überzeugen kann... doch es gibt nun mal auch gelungene Aspekte, und auch diese sollten nicht gänzlich außer acht gelassen werden. 

Der wohl größte Vorteil des Films ist Halle Berry. Und nein, damit spiele ich nicht auf ihr Aussehen bzw. ihr "sexy" Auftreten als Catwoman an, sondern generell auf ihre schauspielerische Leistung. So schlecht der Film um sie herum auch oftmals sein mag, sie gibt ihrer Katzenlady wirklich eine Präsenz und überzeugt in jeder Szene, egal ob sie die schüchterne Patience oder die selbstsichere Catwoman spielt. Eine tolle Leistung, die bei aller berechtigter Kritik durchaus Anerkennung verdient. Auch Lambert Wilson, der mir bereits als Merowinger positiv in Erinnerung ist, kann auch hier ein weiteres Mal gefallen. Und Sharon Stone überzeugt vor allen in den Momenten, in denen sie eine erstaunlich große Portion Selbstironie an den Tag legen darf (z.B. als sie darüber lästert, dass sie sich ständig nach den Wünschen anderer Personen gerichtet hat, um Erfolg zu haben, und sie nun praktisch wie eine heiße Kartoffel fallengelassen wird). Ich würde ja auch gern was über Benjamin Bratt sagen, aber wir sind hier ja bei den POSITIVEN Aspekten, also wird dies wohl noch ein wenig warten müssen...

Als ich im Vorspann die Zeile "Directed by Pitof" las, wusste ich nicht, ob ich lachen oder heulen soll. Ich meine, von einem Regisseur mit gerade mal 5 Buchstaben und einem einzigen Namen erwartet man sich nicht gerade großartige Arbeit. Nun... ich muss sagen, ich wurde angenehm überrascht. Ja, auch bei "Catwoman" überwiegt leider mal wieder der in letzter Zeit in Hollywood so unheimlich beliebte Stil der Musikvideo-Optik, die mich noch nie so recht überzeugen konnte... doch Pitof versteht es wirklich, Halle Berry als Catwoman bzw. generell die Action gut in Szene zu setzen. Vor allem die Choreographie bzw. die geschmeidigen Bewegungsabläufe von Berry (und, wenn ich mal vermuten darf, ihrer Stuntfrauen) sind wirklich ein Augenschmaus. Großes Lob gebührt auch der Kameraarbeit von Thierry Arbogast, der uns nicht nur einige wirklich tolle Einstellungen liefert, sondern durch die teilweise sehr intensiven und abwechslungsreichen Farben (mal roter Hintergrund, mal blau, mal grau etc.) dem ganzen Film eine gewisse Comic-Optik verleiht. Bei allen miesen Ideen, die er verbrochen hat, muss dem Drehbuchautor aber zumindest auch für eines Anerkennung gezollt werden: der Humor, der zwar oftmals nicht zu zünden vermag, aber doch für die eine oder andere gelungene Auflockerung sorgt.

Ok, genug des Lobes... sonst hält am Ende noch jemand "Catwoman" für ein Meisterwerk . Wenden wir uns also den (zahlreich vorhandenen) Schwächen des Films zu. Zuerst das Offensichtlichste: Das Kostüm ist absolut lächerlich. "Weniger ist mehr", war da wohl Devise... leider ist jedoch an ihrem Kostüm nicht WENIGER Stoff, sondern praktisch GAR KEIN STOFF mehr dran... so dass es nicht mehr sexy, sondern einfach nur billig wirkt. Wie in der Inhaltsangabe und auch weiter oben schon erwähnt, konnte mich auch Benjamin Bratt überhaupt nicht begeistern. Er stellt eigentlich den ganzen Film über den gleichen Gesichtsausdruck zur Schau, und glänzt vor nicht vorhandenem Charisma und Ausstrahlung. Für mich eine absolute Fehlbesetzung. Ebenfalls weniger überzeugen können teilweise die Effekte, die wieder einmal einen aktuellen Trend aus Hollywood (siehe "Van Helsing" und Konsorten) bestätigt: Ob es REALISTISCH aussieht, ist eigentlich egal, so lang es nur COOL aussieht. Nicht, dass die CGI-Effekte den ganzen Film über wie aus einem PC-Spiel aussehen würden... aber insbesondere die "Catwoman fällt meterweit in die Tiefe, dreht sich in der Luft geschmeidig um und landet auf ihren Füßen"-Szenen sehen mehr schlecht als recht aus... etwas mehr Qualität und dafür weniger Quantität, liebe Filmemacher, wenn ich bitten darf!!!

Doch die oben erwähnten Schwächen sind eigentlich nur Peanuts gegenüber den 2 größten Problemen des Films: Denn leider hatten die Macher bei der Entwicklung des Films ein paar saudämliche Ideen, die man nicht mal mehr wirklich mit der noch relativ schmeichelhaften Bezeichnung "trashig" versehen kann. Ziemlich allgegenwärtig ist Catwoman's katzenähnliches Verhalten. Sie schnurrt, sie faucht, sie miaut, sie landet immer auf ihren Füßen, sie schwingt eine Peitsche (wie, was, wollt ihr sagen, ihr habt noch nie eine Katze eine Peitsche schwingen sehen? Sowas... komisch... ok, dann streichen wir diesen Punkt)... sie liebt Milch, kann Hunde nicht ausstehen, und Regen hasst sie noch viel mehr... ehrlich, wenn Halle Berry irgendwann mitten im Film ein Fellknäuel ausgespuckt hätte, es hätte mich nicht gewundert. Diese Momente sollen wohl humorvoll sein, schaffen das aber nicht... wenn sie jemanden zum Schmunzeln oder Lachen anregen, dann nur, da die entsprechenden Szenen so dämlich sind, und ich weiß nicht, ob man DAS dem Film gerade zu gute halten kann. Jedenfalls gehört das katzenähnliche Verhalten eindeutig zu den dümmsten Ideen bzw. Entscheidungen der Macher... ist aber, wie ich bedaure vermelden zu müssen, bei weitem noch nicht der dümmste Einfall, mit dem dieser Film aufwarten kann. 

Denn wirklich NICHTS könnte die absolut glorreiche Idee schlagen, mit der die Macher versucht haben, eine würdige Gegenspielerin für Catwoman aufzubauen. Dass "Beauline" abhängig macht und, besonders wenn man sie absetzt, einige schlimme Nebenwirkungen wie z.B. den völligen Zerfall des Gesichts zur Folge hat, darauf habe ich ja schon hingewiesen. Aber man stelle sich mal vor, was passiert, wenn man die Creme laufend und durchaus verschwenderisch konsumiert: Dann wird die Haut nämlich mit der Zeit, ich zitiere, "so hart wie Marmor".... Ja, ihr habt richtig gelesen, und nein, das ist definitiv KEIN Scherz, sondern mein voller Ernst: Die große Gegenspielerin von Catwoman in diesem Film hat praktisch eine Haut, die so hart ist wie Stein, weshalb sie Catwoman natürlich weder kratzen noch beißen noch mit Peitsche oder sonst wie verletzten könnte... ok, Leute, und jetzt beantwortet mir bitte 2 Fragen. 1. Wer zum Teufel kommt auf solch eine bescheuerte Idee? Und 2. Wie kann es sein, dass von den unzähligen Menschen, die an so einem Film mitarbeiten, kein einziger auf die Idee kommt, dass dieser Einfall eventuell ein bisschen... nun ja... LÄCHERLICH wirken könnte und die Verantwortlichen mit einem "Is' das nicht a bissl dämlitsch?" zur Rede stellt und zum Umdenken bewegt? Jedenfalls, wer immer diese Idee verbrochen hat, gehört meiner Ansicht nach mittels Arschtritt auf Lebenszeit aus Hollywood verbannt...

Fazit: Abschließend muss bei aller berechtigter Kritik folgendes festgestellt werden: "Catwoman" ist sicher nicht DIE filmische Katastrophe, als die er allgemein gescholten wird. Ja, die Produktion leidet unter einigen wirklich dämlichen Ideen und Entscheidungen (das billige Kostüm, das katzenähnliche Verhalten, teilweise erschreckend schlechte CGI, und natürlich Miss Marmorhaut), die einen dazu zwingen sich vor Ungläubigkeit an den Kopf zu fassen und die Zurechnungsfähigkeit der beteiligten Personen anzuzweifeln... doch die Action ist im Großen und Ganzen gut inszeniert, man wird mit einigen schönen Bildern und Einstellungen verwöhnt, die Choreographie ist wirklich gelungen und die eine oder andere witzige Szene ist auch dabei. Ja, "Catwoman" ist weit davon entfernt, als guter Film durchzugehen... doch eines muss ich ihm durchaus attestieren: Er wurde nie langweilig und hat es eigentlich durchgehend geschafft, mich zu unterhalten. Und das ist mehr, als man von so einigen anderen Filmen sagen kann.

Wertung:     (4/10)

 

Verfasser: cornholio

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Titelbild und Filmausschnitte © 2004 Warner Brothers