David Cronenberg´s CRASH

 

USA 1996, 98 min.

Regie: David Cronenberg 

David Cronenberg einmal abseits von Science Fiction und Horror… wirklich? Auch wenn diese Geschichte im realen Leben spielt und niemandem seltsame an weibliche Geschlechtsmerkmale erinnernde Geschwüre wachsen und weit und breit keine organische Waffe zu sehen ist, befasst sich auch Crash mit dem alten Cronenberg Thema von der Verquickung des Menschen mit der Maschine. Gerade dadurch das die *Mutationen* hier rein psychologischer Natur bleiben, ist Crash um so verstörender.

Nach einem schweren Autounfall gleitet der frustrierte Yuppie James Ballard (James Spader) immer mehr in eine Welt voller sexueller Perversion und Zügellosigkeit. Vorangetrieben von Helen Remington( sehr kühl: Helen Hunt), die im gegnerischen Unfallauto saß und dem charismatischen wie irren Vaughan (Elias Koteas) kann auch er bald nur noch Lust beim CRASH empfinden.

Mann O Mann... harter Tobak. Das dürfte wohl der bizarrste Film von David Cronenberg sein...und das will etwas heißen beim Regisseur solch verstörender, surrealer Meisterwerke wie Videodrome, Scanners, Naked Lunch oder auch Existenz (der neben die Fliege wohl noch am mainstreamtauglichsten  ist). Crash erreicht das was Kubrick mit Eyes Wide Shut nicht oder nur in Ansätzen gelungen ist.... der Zuschauer erlebt den *Absturz* des sexuell frustrierten Yuppie-Ehepaares in die Perversion hautnah... mit einer Mischung aus Faszination und Ekel. Ein Film, der während und nach dem Sehen zum nachdenken anregt, aber ähnlich wie bei David Lynch gibt es auch hier nicht die *eine* Antwort auf die Frage über die Aussage des Films.


Klar er zeigt sehr grob gesagt die Abstumpfung und den *größer, schneller, weiter* Wahn der modernen Gesellschaft, aber es ist viel mehr. Ein filmisches Kunstwerk eben zu dem auch nach Jahrzehnten noch kontroverse Diskussionen möglich sind. Crash ist sicher nicht leicht... ja nicht einmal direkt spannend oder unterhaltsam... geschweige denn das es eine *richtige* Story gibt. Man kann das Grundgerüst wohl so zusammenfassen: Es gibt einen Anfang mit dem abgleiten in die Crash-szene, einen Mittelteil in dem die perversen Fantasien ausgelebt werden und ich denke das kann man hier ohne Spoiler sagen… unvermeidbar ein tragisches Ende. Das Ganze ist aber sehr episodenhaft und ohne echten Spannungsaufbau. Symptomatisch auch besagtes Unglück zum Ende... Während die Kamera vorher immer hautnah dabei war, wird dieser Crash nur kurz und von fernem gezeigt.... es lässt die Protagonisten absolut kalt und sie handeln weiter als wäre nichts passiert.... und so wird auch dem Zuschauer auch nur die mindeste Morallektion verweigert (ich sollte besser sagen erspart).


Fazit: Für Cronenberg Fans und Freunde des provozierenden wie innovativen Kinos ein Muß. Wer nur einen Film zum abspannen sucht, sollte die Finger davon lassen. 

Wertung:    (9/10)

 

Verfasser: evildead

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Titelbild und Filmausschnitte © 2001 Jugendfilm