Dahmer

 

USA 2002, 102 Minuten

Regie: David Jacobson

Filme über Serienkiller gibt es viele... doch meistens über fiktive und aus der Sicht der Jäger. Biographien über die realen *Monster in Menschengestalt* sind spärlich gesät und ein wirklich gelungenes Beispiel will mir im ersten Moment nicht einfallen... mit Ausnahme vielleicht der Totmacher über Fritz Haarman... allerdings überzeugt der vor allem dank eines genialen Götz George. Mit Dahmer schickt sich hier also ein Film an, den Menschen hinter dem kannibalistischen Schwulenkiller Jeffrey Dahmer zu beleuchten.

 1992 endet der Prozess gegen Jeffrey Dahmer. Er wurde für die bestialischen Morde an 17 jungen Männern zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und wurde schließlich selbst von einem Mithäftling ermordet. Dieser Film versucht seine Lebensgeschichte von Jugend an bis zu seiner Verhaftung zu porträtieren. 

Dahmer will kein Thriller sein... sprich er setzt nicht auf Spannung, er ist auch beileibe kein Horrorfilm... bis auf wenige Szenen zum Schluss fließt kein Blut und auch die Morde werden nur aus der Entfernung beobachtet... die kannibalistischen Momente werden komplett außen vor gelassen. Überhaupt verlangt man vom Zuschauer, dass er sich mit diesem Fall auskennt... denn sonst wird er die kranke Motivation Dahmer´s nicht verstehen. Sein Ziel war es sich einen persönlichen, willenlosen Liebessklaven.. einen Zombie zu schaffen. Dies versuchte er durch Lobotomie... da seine Opfer natürlich immer nach kurzer Zeit verstarben, brauchte er schlicht laufend neues Versuchsmaterial. (Nachzulesen im Roman Zombie von Joyce Carol Oates, das sich (wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen) zwar nicht als Biographie bezeichnet, aber klar sein Leben beschreibt.)

Nun gut …genug der geschmacklosen Einzelheiten ...wie ist der Film an sich gelungen? Das größte Plus ist sicher der Darsteller von Dahmer (Jeremy Renner)...ihm gelingt es sowohl die Entwicklung des minderjährigen Dahmer, der langsam in den Wahnsinn abdriftet zu zeigen als auch den Mittzwanziger, der nur noch wie eine Maschine funktioniert... im Grunde gefasst werden will und weiß wie pervers er ist, aber trotzdem nicht mit dem Töten aufhören kann. Der Film ist niemals beschönigend und versucht Entschuldigungen für Dahmers Handlungen zu finden oder auch nur Erklärungen für seine Entwicklung zu bieten. Gerade dadurch wird der Film noch intensiver....das ist nicht der übliche in seiner Kindheit missbrauchte Freak oder ein mysteriöses Genie wie Hannibal Lecter... der Protagonist hier ist ein nach außen hin normaler Typ, der aber hinter den Vorhängen durch und durch seelisch kaputt ist. 

Fazit: Trotz vieler positiver Aspekte und einem gewissen Tiefgang kann Dahmer letztendlich als ganzes nicht überzeugen. Stellenweise zeigt er sich zu zäh und langweilig. Vor allem die Schilderung der schwulen Momente waren in dieser Länge sicher nicht nötig. Am Ende bleibt aufgrund der hohen Distanz zur Hauptfigur auch nur ein Gefühl der Sinnlosigkeit... man ist so schlau als wie zuvor. 

Wertung:    (5/10)

 

Verfasser: evildead

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Titelbild und Filmausschnitt © 2002 ems entertainment