Der Fluch
(The Grudge)
USA/Japan 2004, 92 Min.
Regie: Takashi Shimizu
Das
Ring-Remake mag zwar durchaus umstritten sein und von einigen (meines Erachtens
zu Unrecht) gescholten werden – was ihm jedoch selbst die Kritiker zugestehen
müssen, ist dass er ein durchaus eigenständiger Film war. Einerseits ist es
gelungen, den Ton und die Atmosphäre des Originals zu wahren, und auch generell
zeigte man sich der Handlung und den dort präsentierten Ideen gegenüber
durchaus respektvoll, trotzdem hat man das Original eher als Inspirationsquelle
genutzt und darauf aufgebaut, so dass durch die "Amerikanisierung"
doch etwas Eigenes geschaffen wurde. Von „Der Fluch“ kann man das leider
nicht behaupten...
Karen Davis (Sarah Michelle Gellar) ist der Liebe ihres Lebens sogar nach Japan gefolgt, wo sie nun studiert und nebenher bei einer Firma arbeitet, die Sozialfälle betreut. Ihre erste Patientin ist die katatonische und etwas senile Emma Williams. Im Haus angekommen hört sie seltsame Geräusche im oberen Stockwerk, und beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen...
Von einigen Veränderungen (eher: Vereinfachungen) bezüglich der Handlung mal abgesehen handelt es sich bei "Der Fluch" praktisch um eine 1:1-Kopie des japanischen Originals - in Anbetracht dessen, dass "Ju-On: The Grudge" eigentlich schon ein Remake eines TV-Films war und wenn man alle Fortsetzungen berücksichtigt, heißt das: beim amerikanischen Remake handelt es sich mittlerweile nun schon den 5. (müden?) Aufguss des gleichen Films. Und ohne alle anderen Filme zu kennen wage ich mal die kühne Behauptung, dass es sich wohl um die schlechteste Fassung dieser Thematik handelt. Dies liegt vor allem daran, dass der Film wenig neues zu bieten hat. Es gibt, wie bereits erwähnt, einige Änderungen bei der Handlung, doch dabei handelt es sich hauptsächlich um Kürzungen - neues Material bzw. neue Ideen wird man, von einem kurzen Moment im Bus mal abgesehen, keine finden. Ansonsten beschränkt sich Regisseur Takashi Shimizu, die bereits aus dem Original bekannten Schockmomente zu kopieren - leider jedoch, und das ist eines der wesentlichen Probleme dieses Remakes, deutlich schlechter. Es gibt keinen einzigen entsprechenden Moment, der besser gewesen wäre als im Original, wo der Regisseur seine ersprechenden Erfolge noch hätte verbessern können - im Gegenteil, leider gibt es viele Situationen, wo "Ju-On: The Grudge" deutlich beängstigender war, denn viele Schockmomente waren meines Erachtens im Original deutlich besser, klüger und cleverer inszeniert - und einige entsprechende Momente hat man fürs Remake überhaupt ausgespart.
Ich
weiß schon, was ihr jetzt alle sagen werdet: "Na is ja klar, dass du das
Original beängstigender fandest, immerhin kennst du ja jetzt diese ganzen
Momente schon." Ich wünschte, ich könnte diesen Einwand einfach so vom
Tisch wischen, aber grundsätzlich habt ihr natürlich recht - ich kann mir
nicht sicher sein, und würde nicht mal vollends ausschließen, dass dieser
Aspekt eine große Rolle gespielt hat. Aber, und das ist das Wesentliche: Ich
bin mir sicher, dass sich die geringere Wirkung des Remakes nicht allein damit
begründen lässt. Wenn ich mir die einzelnen, denkwürdigen Momente des
Originals anschaue, und sie mit den entsprechenden Szenen aus dem Remake
vergleiche, so wirken viele Schockmomente im Original besser inszeniert. Einen
großen Anteil daran dürfte die Verwendung eines CGI-"Fluchs" haben,
welcher dem Film deutlich an Atmosphäre kostet, da die Bedrohung nun mal nicht
so real wirkt. Doch auch davon abgesehen war der Aufbau zu einem Schockmoment
und auch das Timing, die Länge etc. im Original einfach besser. Oder auch die
Soundeffekte: Das Knacksen der "Geister" war im Original deutlich
härter, und daher auch beängstigender. Und wenn diese Begründungen noch nicht
reichen, um eure Bedenken bezüglich einer eventuellen Voreingenommenheit zu
zerstreuen, dann möchte ich darauf hinweisen, dass das Ring-Remake trotz der
Kenntnis des Originals bei mir durchaus noch einige Wirkung entfalten konnte -
genug, um ihn im Endeffekt sogar etwas besser als das Original zu bewerten
(Remake: 8/10, Original: 7/10).
Doch auch von den Schockmomenten abgesehen gehört die Inszenierung für mich zu den größten Schwächen des Films. Wo sich Hideo Nakata in seiner Fortsetzung des Ring-Remakes nicht davor gescheut hat, die Möglichkeiten von Hollywood auszunutzen, und eine angenehm stilvolle Inszenierung auf die Beine gestellt hat, bleibt Takashi Shimizu seinem äußerst minimalistischen Stil treu. Und während ich diesen im japanischen Original noch durchaus akzeptieren konnte, stört mich beim Remake dieser gar billige Look doch ein wenig - immerhin ist "Der Fluch" keine Produktion aus Asien (mit eventuell eher eingeschränkten Mitteln) mehr, sondern ein Film aus Hollywood - und muss sich somit auch was Optik, Inszenierung etc. betrifft als solcher messen lassen. Wenig vorwerfen kann man indes den Schauspielern - wenngleich mir Sarah Michelle Gellar in ihrer Rolle fast etwas zu ruhig war und sie selbst nachdem sie herausgefunden hat, was es mit dem Fluch auf sich hat (und das sie wohl in Kürze sterben wird), nicht in Panik geraten bzw. auf irgend eine Art und Weise zusammengebrochen ist - doch das dürfte eher wieder dem Regisseur und der von ihm gewünschten Darstellung vorzuwerfen sein als der Schauspielerin. Gefreut hat mich indes das Wiedersehen mit Bill Pullman, der jedoch in diesem Film leider erstaunlich (und unverzeihlich?) wenig zu tun bekommt. Der Rest der Besetzung erfüllt soweit den ihn/ihr zugedachten Zweck, ohne sonderlich positiv oder negativ aufzufallen.
Angesichts
meiner Kritik an der Inszenierung und der im Vergleich zum Original wesentlich
weniger beängstigenden Atmosphäre mag sich der eine oder andere über die
nicht allzu niedrige Wertung wundern. Nun... "Der Fluch" mag zwar alle
Schockmomente (bis auf einen) geklaut haben, noch dazu schlecht geklaut haben,
nur... dass die entsprechenden Szenen schlechter sind als im Original bedeutet
nicht notwendigerweise, dass diese auch SCHLECHT wären. Natürlich haben sie,
wohl einerseits durch Kenntnis der Szenen und andererseits durch eine meines
Erachtens schlechtere Inszenierung etwas an Wirkung eingebüßt, doch
nichtsdestotrotz wissen Momente wie die Dusch-Szene, die Bett-Szene, oder auch
jene mit dem Überwachungsvideo, immer noch zu gefallen - und dürften
insbesondere solche begeistern, die das Original noch nicht kennen. Auch gibt es
bei aller Kritik durchaus einen Aspekt, in dem das Remake dem Original doch
etwas überlegen ist, und das ist die Handlung. Zwar ist diese in "Der
Fluch" weniger komplex und kommt schon fast wieder eine spur zu simpel und
zu durchschaubar daher, aber wenigstens ist sie nicht so unverständlich und
undurchsichtig wie im Original. Und: Die Szene im Haus am Ende, als Karen den
Ursprung des Fluchs erfährt, hat mir wirklich sehr gut gefallen. Sie war durchaus originell und die einzig wirklich neue Szene des Films, in dem
noch dazu eine Idee aus dem Original (das "Zeitfenster") gekonnt und
gelungen weitergeführt wurde. Schon allein aufgrund dieser Szenen bereue ich es
nicht, mir das Remake angesehen zu haben - was jedoch auch nichts daran ändern
kann, das "Der Fluch" alles in allem sehr überflüssig wirkt.
Aufgrund der dichteren Atmosphäre sowie einiger zusätzlicher und generell
durch eine bessere Inszenierung mehr unter die Haut gehender Schockeffekte ist
jedenfalls "Ju-On: The Grudge" diesem Remake deutlich vorzuziehen.
Daher auf jeden Fall zuerst das Original ansehen und dann eventuell diesen
doch eher unoriginellen Aufguss zwecks des besseren Verständnisses nachschieben
– aber bitte unter keinen Umständen umgekehrt. Sonst soll der Fluch der
schlechten Remakes euch holen...
Fazit: Die Handlung ist weniger komplex und daher verständlicher, und die Szenen als Karen langsam die Hintergründe des Fluchs erfährt konnten mir sogar wirklich gut gefallen. Davon abgesehen ist das Original jedoch in allen Belangen, sei es Inszenierung, Atmosphäre, Schockeffekte etc., deutlich überlegen, und diesem überflüssigen und wenig gelungenen Remake daher unbedingt vorzuziehen...
Wertung:
(4/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild & Filmausschnitt © 2005 Constantin Film