Die durch die Hölle gehen

(The Deer Hunter)

 

USA 1979, 175 Minuten

Regie: Michael Cimino

Es gibt Filme, die kann man erst nach dem zweiten Sehen oder mit einem gewissen Alter richtig würdigen. The Deer Hunter gehört wie z.B. auch David Lynchs Blue Velvet für mich zu den Musterbeispielen. 

Dieser Film begleitet das Schicksal der 3 Stahlarbeiter Michael (Robert de Niro), Steven (John Savage) und Nick (Christopher Walken) vom Zeitpunkt als sie von ihrer Einberufung erfahren und sich langsam vom gewohnten Leben verabschieden, durch ihre Erlebnisse in Vietnam und vor allem ihr Leben danach, das zeigt wie der Krieg sie verändert hat. 

Kein anderer Film hat sich so intensiv und realistisch um die Psyche seiner *Kriegshelden* gekümmert. Vor allem, das man sich so ausführlich Zeit für das

Danach und (in Kriegsfilmen höchst selten) das Davor nimmt, muss man lobend hervorheben. Gerade durch die ausgiebige Milieustudie in der ersten Stunde wird der Film zu etwas Besonderem... um so härter wird der Zuschauer genau wie die Protagonistenschonungslos von einem Moment zum anderen mitten in das grausame Kriegsgeschehen gerissen. Höhepunkt sicherlich das russische Roulette in Kriegsgefangenschaft, das für sich ein Stück Filmgeschichte darstellt. Danach die Darstellung des Kriegstrauma... bezeichnend das de Niro der *nur* seiner alten Umgebung total entfremdet ist und vor einem kompletten Neuanfang steht noch am glimpflichsten davon gekommen ist. 

Auch rein filmtechnisch befindet sich the Deer Hunter natürlich auf allerhöchstem Niveau... ob die trostlose Atmosphäre in dem Stahlarbeiterkaff, der hektische, bedrückende Irrsinn in Saigon oder die pure Naturgewalt in den Wäldern beim Jagdausflug... sowohl die Bildsprache als auch die musikalische Untermalung sind in jedem Moment passend und verstärken noch die intensive Wirkung dieses intelligenten Films. 

Perfekter Ausklang eines perfekten Films: Am Ende sitzen die Übrig gebliebenen mit Freunden am Esstisch und stimmen das in diesem Moment zynische, aber dennoch bewegende *God bless America* an. Diese Szene könnte sensible Seelen wohl nötigen sich den *Schweiß* aus den Augenwinkeln zu wischen. ;) 

Fazit: Eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte und für mich der perfekte Antikriegsfilm. Hier stimmt einfach alles und jegliche negative Kritik wäre unangebracht.  Neben der inhaltlichen und formalen Klasse lieferte er auch einen weiterer Beweis, das Robert de Niro der einzig wahre Schauspielgott ist... auch wenn ihm Christopher Walken (der zu Recht den Oscar für diese Rolle erhielt; de Niro musste sich mit einer Nominierung begnügen) hier kaum nachsteht. Wer diesen Film noch nicht kennt, hat definitiv eine große filmische Bildungslücke.

Wertung:    (10/10)

 Ausgezeichnet mit dem review-center Award für außergewöhnliche Leistungen in Film- und Fernsehen

 

Verfasser: evildead

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Titelbild und Filmausschnitt © 1979 Kinowelt