Edison

 

USA 2005, 97 Minuten

Regie: David J. Burke

Der geneigte Filmfan mag sich wundern warum ein Film mit Morgan Freeman und Kevin Spacey, der in den USA evtl. doch noch im Januar 2006 in die Kinos kommen soll in Deutschland bereits jetzt schon Direct to DVD erscheint. Nun ja, einerseits liegt das sicher daran, dass deutsche Filmfonds mal wieder einen goldenen Riecher für Abschreibungsobjekte hatten (Gott sei Dank wird diese Gesetzeslücke nächstes Jahr geschlossen. Das könnte uns viele schlechte Filme und Dr. Boll ersparen), aber nachdem ich Edison gesehen habe, frage ich mich eher wem Morgan Freeman einen Gefallen geschuldet hat, welches Genie auf die Idee kam Justin Timberlake zu erzählen, das er schauspielern kann und warum zur Hölle Kevin Spacey das alte Toupet von William Shatner aufträgt.  

Der junge Journalist Pollock wird bei einer Gerichtsverhandlung Zeuge einer verdächtigen Unterhaltung zwischen dem Angeklagten und einem Mitglied der Polizeisondereinheit F.R.A.T. Mit Hilfe seines Zeitungschefs Ashford, einem ehemaligen Pulitzerpreis Gewinner,  stößt er schnell auf einen Skandal von gigantischen Ausmaßen. Doch wie will man so einen Skandal aufdecken, wenn man der Polizei nicht trauen kann und selbst die Mächtigsten der Stadt in die Machenschaften verwickelt zu sein scheinen? 

Ja wie bloß. Eine in den richtigen Händen zwar nicht grad originelle, aber spannungsversprechende Ausgangssituation. Den Drehbuchautoren David J. Burke (der zugleich auch Regisseur war) hat diese Frage allerdings nur gut 60 Minuten beschäftigt. Selbst wenn der Popbubi Ben Affleck nicht wie einen Schauspieltitanen und Cameron Diaz wie einen Mann aussehen lassen würde und Freeman/Spacey nicht in kleinen Klischeerollen verschenkt wären, käme der Film immer noch nicht über das Niveau eines schlechten 80-er Jahre TV-Copthrillers hinaus, aber dieser Showdown musste wirklich nicht sein. Nach der ersten Stunde hätte man sich Edison vielleicht gerade noch als durchschnittlich-lahmarschigen und um jegliche Tiefe beraubten Klischee-Mischmasch mit Anleihen bei Copland/Training Day und The Shield (das F.R.A.T-Team scheint sich am gleichen realen Polizeiskandal um eine aus dem Ruder laufende unabhängig agierende LAPD-Spezialeinheit wie das Strike Team aus The Shield zu orientieren) gefallen lassen können, aber wenn es LL Cool J in der letzten halben Stunde im Rambo Stil mit einer ganzen Spezialeinheit aufnimmt und Timberlake beidhändig feuernd durch die Luft fliegt, verliert der Film auch noch den letzten Hauch von Glaubwürdigkeit und Klasse und wird endgültig zur Lachnummer. 

Meine Hoffnung auf eine zu Unrecht ins DVD-Programm abgeschobene Perle zerplatzte somit leider schneller als Justin Timberlakes Hoffnung auf eine Filmkarriere.  Anscheinend war dieses Bewerbungsvideo noch nicht abschreckend genug, denn seine IMDB-Filmographie zeigt ihn in den nächsten Jahren vielbeschäftigt. Leider auch in interessant klingenden Filmen. Unverständlich, denn selbst wenn man durch seinen Namen ein paar 12-jährigen Mädchen ins Kino locken kann, schreckt man die x-fache Menge an Filmfans damit ab.  Dieser Auftritt hier ist ohne Frage der neue Tiefpunkt für einen schauspielernden Sänger. LL Cool J beweist es im direkten Vergleich und selbst Jennifer Lopez kann man bei allem verdienten Spott ein gewisses Talent nicht absprechen. Britney Spears und ähnliche Blondchen waren immerhin so klug sich selbst zu spielen. Timberlake kann den Anforderungen der Rolle hingegen zu keinem Zeitpunkt standhalten. Kein Charisma und sein Spiel ist so aufgesetzt, das er selbst beim Barbara Salesch-Casting durchfallen würde. Ich schweife ab, aber da diese Besetzung der Hauptrolle Edison von vornherein extrem runterzieht, kann man ihn nicht genug verspotten. Und wo ich gerade bei der Besetzung bin. Die (im positiven Sinne) erinnerungswürdigste Leistung liefert nicht etwa einer der beiden Oscargewinner sondern Dylan McDermott (The Practice) als Killercop. Zumindest bis dem Film die Handlung aus dem Ruder gerät und sich in einigen der idiotischsten Szenen fast zwangsläufig Overacting einschleicht. Vom Rest verkauft sich John Heard mal wieder als schmieriger Bulle noch am besten. Cary Elwes und Piper Perabo haben nur die Aufgabe schmierig bzw. gut auszusehen. 

Fazit:  Bedauerlich ist das Scheitern nicht nur wegen der bis auf Timberlake guten Besetzungsriege und dem allgemeinen Mangel an guten Copthrillern. Mit nur etwas mehr Sorgfalt bei Storyaufbau und Dialogen, einem Regisseur, der seine Schauspieler führen kann, vielschichtigeren Charakteren  und natürlich dem Verzicht auf den Rambo-Showdown hätte "Edison" leicht in "Dark Blue" Regionen vorstoßen können. Storyansatz, Kameraarbeit und wie gesagt die Besetzung geben es ohne weiteres her. So bleibt unterm Strich leider nur ein Film, der gerade genug unterhält um nicht zu langweilen, aber das kann nur für Fans der Schmalzbacke genug sein.  Das man in diesem Subgenre immer noch frische und packende Geschichten erzählen kann, haben "Narc" und ganz besonders "The Shield" in den letzten Jahren bewiesen.

Wertung:  (3/10)

Verfasser: evildead

 

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Titelbild und Filmausschnitt © 2005 Millenium Films