Final Call
(Cellular)
USA 2004, 94 Min.
Regie: David R. Ellis
Im Jahr 2002 verwöhnten uns Regisseur Joel Schumacher und Drehbuchautor Larry Cohen mit dem originellen und spannungsgeladenen Thriller "Nicht auflegen!". Daraufhin hatte Larry Cohen noch eine weitere Idee für einen Thriller, der ein Telefongespräch in den Mittelpunkt der Dramaturgie stellt. Das Ergebnis ist "Final Call", der sich als solcher natürlich den Vergleich mit seinem "Vorgänger" aus dem Jahr 2002 gefallen lassen muss - und dabei leider deutlich den kürzeren zieht...
Ryan (Chris Evans) ist gerade im Auto unterwegs, als sein Handy läutet. Die unbekannte Anruferin stellt sich als Jessica (Kim Basinger) vor und behauptet, entführt worden zu sein. Anfangs hält Ryan dies für einen Scherz, doch als er einen der Entführer sprechen hört und Jessica ihm ihre Geschichte erzählt hat, kommt er nicht umhin festzustellen, dass sie es ernst meint. Ryan versucht, das Handy an die Polizei weiterzugeben, doch zuerst verliert er aufgrund eines Aufstandes im Review die Aufmerksamkeit der diensthabenden Polizisten, danach droht die Verbindung abzubrechen - und da das Telefon, welches Jessica benutzt, eigentlich kaputt geschlagen wurde und sie befürchtet nie wieder einen weiteren Anruf zustande zu bringen, liegt es nun an Ryan, ihr zu helfen...
Trotz der interessanten Grundidee (wenn diese auch sehr an entsprechende Szenen aus der 1. "24"-Staffel erinnern) ist "Final Call" doch ein recht konventioneller Thriller - was gerade im Vergleich zum genialen und originellen "Nicht auflegen!" besonders negativ auffällt. Dabei ist die zugrundeliegende Story ja an und für sich nicht schlecht. Sie ist mit einigen Wendungen gespickt, entwickelt sich relativ rasant und schnell ohne größere Durchhänger, und man wird, so wie die Protagonisten, wirklich eiskalt ins Geschehen geworfen. Man hat sich wirklich bemüht, so ziemlich ALLES, was bei Handy's in solch einer Situation Spannung erzeugen könnte, auch wirklich auszureizen - sei es ein beinahe leerer Akku, dass die Verbindung abzubrechen droht etc. Dabei wird zwar hin und wieder die Glaubwürdigkeit arg strapaziert (wenn z.B. auf einmal ein fremder Teilnehmer in der Leitung ist; oder in der POLIZEISTATION die Verbindung zu schlecht ist), jedoch hält es sich in selbst für Vulkanier wie mich verträglichen Maßen. Schlimmer ist da schon, dass der Thriller, trotz der vielversprechenden Grundidee ungemein konventionell bis richtiggehend klischeehaft daherkommt. Der Film mag sich recht rasant bewegen und im Großen und Ganzen ein gutes Maß an Spannung bieten - aber leider bietet er nichts besonderes, und verkommt somit zu Standardkost.
Dies
dürfte wohl vor allem am Drehbuch liegen, dass von der netten Grundkonzeption
mal abgesehen leider mit keinen weiteren interessanten und/oder originellen
Ideen aufwarten kann, und teilweise sogar in ärgste Genreklischees verfällt.
Nun mal ehrlich... (Achtung, es folgen Informationen über die Hintermänner
der Entführung - damit wird zwar nicht direkt eine schockierende Wendung vorweg
genommen, aber wer an Spoiler-Phobie leidet sollte den kommenden Bereich lieber
nicht markieren) die Idee einer korrupten
Polizisten-Truppe ist zwar immer wieder nett anzusehen, aber selbst jemand der
die letzten 20 (Film-)Jahre verschlafen hat könnte dies nicht mehr als
originell bezeichnen. Besonders schlimm war jedoch, dass sich William H. Macy's
Chef in alter "Böser Boss"-Tradition als Bad Guy offenbaren musste -
sorry Leute, aber dieses Grundkonzept ist mittlerweile mindestens so
abgedroschen wie die "Zwillings"-Auflösung - und wertet somit den
Film leider im Alleingang deutlich ab ("Spoiler" Ende). Was die schauspielerischen Leistungen betrifft,
gibt's allerdings nicht
wirklich was zu meckern. Chris Evans vermittelt genau den richtigen Elan, den
die Rolle braucht. Kim Basinger spielt ihren Part absolut perfekt, genau wie
William H. Macy, dessen Szenen zu den besten des Films gehören und von dem ich
gern noch mehr gesehen hätte. Jason Statham als Bösewicht bleibt hingegen
etwas blass - dafür darf Richard Burgi (in der oben angesprochenen 1.
24-Staffel noch der Bösewicht) hier den Vater mimen, und für alle Männer
gibt's Jessica Biel als optischen Aufputz in einer kleinen Nebenrolle als Ryan's
Ex zu bewundern. An den Darstellern liegt es jedenfalls nicht, dass "Final
Call" trotz der interessanten Grundidee ein solch konventioneller und im
Endeffekt auch durchschnittlicher Thriller geworden ist - dies haben
Drehbuchautor und Regisseur allein zu verantworten. Schade um die nette
Grundidee!
Fazit: Netter, kleiner, feiner Thriller für zwischendurch, der jedoch von
der interessanten Grundidee mal abgesehen keine weiteren Besonderheiten zu bieten hat.
Demnach sollten meines Erachtens auch nur absolute Thriller-Junkies, die
unbedingt jeden Vertreter des Genres sehen müssen, sowie solche Film-Fans, die
in ihrem ganzen Leben noch nie einen Thriller gesehen haben (und sich demnach
auch an einigen höchst vorhersehbaren und klischeehaften Wendungen nicht
stören werden), diesen "Final Call" annehmen...
Wertung: (5/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild & Filmausschnitt © 2004 New Line Productions