Gangster No. 1
GB 2001, 105
Minuten
Regie: Paul McGuigan
Malcolm
McDowell wird auch heute nach über 30 Jahren vor allem mit Uhrwerk Orange in
Verbindung gebracht. Trotz zweifelsohne überdurchschnittlichem Talent war er in
den Folgejahren hauptsächlich in schlechten B- und C- Movies
zu sehen ... um so erfreulicher ihn auch mal wieder in einer Hauptrolle
in einem ambitionierten Werk sehen zu können. Dumm für ihn, aber nicht für
den Zuschauer: Der Darsteller seines jüngeren Ichs stiehlt ihm sämtliche
Lorbeeren.
Freddy
Mays (David Thewlis) ist der allseits respektierte und bewunderte Boss einer mächtigen
Gang. Als er sich einem seiner engsten Untergebenen wegen Versagens entledigt,
schlägt die Stunde für den titelgebenden Gangster (Paul Bettany).
Er nimmt den freigewordenen Platz ein und wird zur rechten Hand von Mays.
Doch schnell wandelt sich die Bewunderung für den charismatischen Anführer in
Neid und Habgier. Um Gangster No.1 zu werden, sorgt er mit einem Intrigenspiel für
einen Bandenkrieg in dem Mays zwar nicht getötet wird, aber für lange Zeit
hinter Gittern landet. 25 Jahre später wird Mays entlassen und ein letzter
Machtkampf scheint sich für den gealterten Gangster (jetzt gespielt von Malcolm
McDowell) anzubahnen.
Gangster No. 1 ist ein gutes Beispiel wie ein ansprechender Film unter zu großer oder falscher Erwartungshaltung leiden kann. Aufgrund der Story kann man es kaum vermeiden ihn mit meisterhaften Gangsterepen wie Es war einmal in Amerika oder Good Fellas zu vergleichen. Zudem trägt die Inszenierung noch dazu bei in dem sie sich offensichtlich an den Erzählstil Scorsese´s (auch mit obligatorischem Off Sprecher) anlehnt und noch etwas Tarantino Coolness und vermeintliches Gespür für den passenden Song dazumischt. Unter diesen Gesichtspunkten wäre Gangster No.1 eine große Enttäuschung …allein schon, weil der Film nach dem gelungenen Part mit der Machtergreifung des namenlosen Gangsters den weiteren Verlauf der Jahre bis zur Entlassung Mays einfach nur im Schnelldurchlauf anschneidet und schlimmer noch die große Konfrontation dann teilweise ins Lächerliche abgleitet.
Das ich ihn trotzdem allen Fans des Genres ans Herz legen möchte, liegt vor allem an Paul Bettany, der eine mehr als bemerkenswerte Performance abliefert. Er spielt seinen Charakter so intensiv, das man es fast mitfühlen kann wie er seine Opfer allein schon mit diesem kalten absolut gefühlstoten Blick einschüchtert. Dies ist kein einfacher Gangster, der skrupellos tötet wenn es nötig ist…dies ist ein waschechter Psychopath mit einem unstillbaren Durst nach Macht und einer großen Befriedigung am Töten. Vergleichbar eher mit Patrick Bateman, dem American Psycho als mit einem unberechenbaren Mafia Killer a la Joe Pesci. Es gibt eine ausgedehnte Szene in der er den Boss einer gegnerischen Gang scheinbar stundenlang zu Tode foltert. Auch wenn man eigentlich nur das Blut auf der Unterwäsche von Bettany sieht (seinen Anzug hat er vorher gewissenhaft ausgezogen und sauber gefaltet abgelegt), zeigt diese Szene das ganze Ausmaß seiner Geisteskrankheit und wirkt auf den Zuschauer intensiver als jede Splatterorgie.
Als
reines Portrait dieses Gangsters hätte der Film also hervorragend funktioniert.
Die zweite Hälfte verhindert dies leider. Zwar kann auch McDowell überzeugen,
aber diese Auflösung ist einfach zu platt und versucht eine Bedeutung und Größe
vorzuspiegeln, die schlicht nicht vorhanden ist. Negativ macht sich auch
bemerkbar,
das David Thewlis als Freddy Mays eine grandiose Fehlbesetzung
ist…diesem Mann fehlt einfach das nötige Charisma und Auftreten als das er
zur Beschreibung passen würde. So
lässt sich auch dessen Wandlung fast ausschließlich an seinen Worten und nicht
an seinem Auftreten festmachen….er war vorher nicht der Typ unter dem man sich
einen großen Boss vorstellt und wirkt im Alter nur noch etwas saftloser. Auch
der Rest der Besetzung ist eher unterdurchschnittlich.
Wertung: (7/10)
Verfasser: evildead
Titelbild und Filmausschnitte © 2001 Euro Video