Große Haie, kleine Fische

(Shark Tale)

 

USA 2004, 90 Min.

Regie: Bibo Bergeron, Vicky Jenson, Rob Letterman 

Die bisherigen 3d-Animationsfilme von PDI bzw. Dreamworks Animation waren meiner Ansicht nach ihrer Konkurrenz aus dem Hause Pixar weit überlegen. Die Filme hatten Herz, Charme, und begeisterten mit einem Humor, der nicht ausschließlich auf die kleinsten der Kleinen zugeschnitten ist. "Große Haie, kleine Fische" konnte mich aber leider nicht so recht überzeugen...

Oscar ist mit seinem Leben als Arbeiter in der Wal-Waschanlage nicht gerade glücklich, und wünscht sich, zu den berühmteren und erfolgreicheren Fischen zu gehören, und kein "Nobody" mehr zu sein. Als er sich bei seiner guten Freundin Angie Geld borgt, um damit die Schulden bei seinem Boss Sykes zu bezahlen, hört er auf der Seepferde-Rennbahn von einem todsicheren Tipp. Es kommt, wie es kommen muss: Oscar setzt, und verliert. Sykes ist darüber verständlicherweise alles andere als erfreut, und er beauftragt seine beiden Handlanger Ernie und Bernie, ihm einen Denkzettel zu verpassen. Währenddessen macht sich der "Pate" unter den Hai-Fischen, Don Lino, sorgen wegen seiner Nachfolge. Sein Sohn Frankie gerät zwar ganz nach ihm und wird bestimmt keine Probleme haben, das Familiengeschäft zu übernehmen, doch Lenny bereitet ihm einiges Kopfzerbrechen. Er weigert sich partout, etwas lebendes zu essen, ihm fehlt also einfach der Killer-Instinkt, den man in diesem Geschäft braucht. Frankie soll seinen kleinen Bruder nun auf Vordermann bringen, und als sie durch das weite Meer streifen, ist schon bald ein Opfer gefunden: Oscar, der von Ernie und Bernie gefesselt zurückgelassen wurde. Lenny tut so, als würde er Oscar fressen, doch Frankie kommt ihm auf die Schliche - nur gut, dass just in diesem Moment ein großer Anker auf dessen Haupt fällt - und Frankie ward nicht mehr. Eben diese Gelegenheit nutzt Oscar für sich und gibt sich als Hai-Killer aus. Plötzlich wird er von allen Bewohnern des Riffs als Held gefeiert, und zieht schon bald in das Penthouse des größten Gebäudes ein. Ja selbst Sexbombe Lola interessiert sich auf einmal für ihn! Um seine Rolle aufrecht zu erhalten, schließt er mit Lenny einen Pakt. Lenny darf verborgen im Riff wohnen, dafür lässt er sich immer wieder mal von Oscar im Riff herumjagen und "töten". Was Oscar jedoch nicht bedacht hat: Don Lino ist über den Tod seines ältesten Sohnes mächtig sauer, und möchte den Hai-Killer unbedingt tot sehen...

 "Große Haie, kleine Fische" ist leider die erste Niete von Dreamworks Animation. Gut, ok, Niete ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt, immerhin ist er immer noch recht unterhaltsam und besser als alle Pixar-Filme mit Ausnahme von "Findet Nemo" (und "Monster AG", den ich noch nicht gesehen habe und mir dementsprechend auch kein Urteil erlaube), aber im Vergleich zu den bisherigen Filmen ist "Shark Tale" in praktisch allen Belangen unterlegen. Es fehlen Witz, Herz, Charme, Originalität und die abgefahrenen Charaktere - sowohl im Vergleich zum direkten Konkurrenten "Findet Nemo" als auch zu den früheren PDI-Filmen - und damit genau jene Zutaten, welche die bisherigen Filme von Dreamworks Animation so ausgezeichnet haben. "Große Haie, kleine Fische" ist ein Film, der rein auf den schnellen Lacher aus ist, und somit zwar teilweise durchaus anständig unterhält, aber wenig bis keine denkwürdigen Szenen zu bieten hat. Es gibt ein paar nette Filmanspielungen (insbesondere die Szene gleich zu Beginn ist positiv hervorzuheben), aber davon abgesehen ist der Humor in "Große Haie, kleine Fische" erstaunlich einfach gestrickt und generell eher rar gesät. 

Ein weiterer Schachpunkt des Films ist die Story. Wo "Shrek" und "Antz" mit durchaus originellen, intelligenten und interessanten Geschichten aufwarten konnten, kann bei "Große Haie, kleine Fische" eigentlich nur das Verlegen einer den Menschen gar nicht so unähnlichen Welt in den Ozean gefallen (und selbst diese Idee haben die Jungs von PDI im Prinzip aus ihrem eigenen "Antz" entlehnt). Die Handlung an sich hat man nämlich leider schon unzählige Male in anderen Filmen gesehen. Mal schauen, was hätten wir denn da: Den Underdog und ewige Loser, der davon träumt, berühmt zu sein. Die gute Freundin, deren Liebe er aus Unzufriedenheit mit seinem Leben gar nicht bemerkt. Und dann ist da noch die Geschichte rund um Don Lino und Lenny, die auch nur eine weitere Variante eines typischen Generationenkonflikts zwischen Vater und Sohn ist. Wäre der Film nicht animiert und hätte man den Ort der Handlung nicht ins Meer verlegt, würde wohl angesichts der einfallslosen und wenig originellen Handlung kein Hahn nach dem Film krähen...

Auch die Charaktere sind leider längst nicht so abgefahren, sympathisch und gelungen, wie es bei Shrek, Antz oder auch Findet Nemo der Fall war, und konnten mich nicht wirklich begeistern. Auch hier fällt einfach das Außergewöhnliche, keiner der Figuren gelingt es wirklich, aufzufallen und hervorzustechen, so wie dies z.B. beim Esel, dem gestiefelten Kater oder auch der Ameise "Z" der Fall war. Oder werfen wir mal wieder kurz einen Blick auf den unmittelbaren Konkurrenten Findet Nemo: Dort gab es Dorie, die aufgrund ihrer konfus-hibbeligen Art und des ständigen Verlierens ihres Kurzzeitgedächtnisses wirklich originell wirkte und mich begeistern konnte. Ihre Figur allein war und ist für mich schon Grund genug, sich diesen Film anzusehen. Aber bei "Große Haie, kleine Fische" gibt es leider keinen ähnlich abgefahrenen und originellen Charakter. Überhaupt hat man bei dem Film das Gefühl, es hätten den Machern einfach irgendwie die Ideen gefehlt. So als hätten sich die Jungs von Dreamworks Animation nach der Ausarbeitung des grundlegenden Konzeptes und den Grundzügen der Handlung fragt: "So, und was NUN?". Selbst die Animation, bei der PDI mit Shrek 2 noch neue Maßstäbe setzen konnte, wirkt im Vergleich zu anderen Filmen des Genres erstaunlich schwach... was allerdings auch daran liegen könnte, dass man hier einen recht eigenwilligen Stil verfolgt, mit dem ich mich nicht unbedingt anfreunden konnte.

Zuletzt darf noch dem Synchronstudio ein "Kompliment" gemacht werden. Bereits bei Shrek haben sie es ja geschafft, gerade dem Hauptcharakter eine andere Stimme zu geben, allerdings war es dort noch nicht so schlimm, da Michael Myers ja auch nicht unbedingt DEN Standardsprecher hat (auch wenn ich Sascha Hehn vor allem im 1. Teil als eher unglückliche Wahl empfand). Aber bei Shark Tale hat Will Smith die Hauptrolle, und anstatt ihn wie in eigentlich allen Filmen (von unverständlichen Ausnahmen wie "Independence Day" mal abgesehen) von Jan Odle sprechen zu lassen, der Will's typische Sprechweise mittlerweile ziemlich gut beherrscht, wurde kurzerhand irgend so ein GZSZ-Heini verpflichtet. Nun könnte man ja sagen, bei einem animierten Film ist das nicht so tragisch, da man ohne Will Smith's Gesicht nicht sieht und die Diskrepanz zwischen Schauspieler und der gewohnten Stimme nicht so stark ins Gewicht fallen sollte. Das Problem daran ist nur: Der Fisch trägt ziemlich deutlich Smith' Gesichtszüge, und auch was die Bewegungen und die Sprache betrifft ist der Darsteller hinter dem Fisch deutlich zu erkennen. Daher hat mich die neue Synchronstimme schon unheimlich gestört und mir den Film richtig schön verdorben (vor allem, da der neue Sprecher mit der Rolle heillos überfordert schien). Ich frage mich wirklich, was das Synchronstudio bzw. den deutschen Verleih zu dieser Entscheidung veranlasst hat. Hält man denn wirklich die Verpflichtung irgendeines solchen GZSZ-"Stars" für ein derartiges Zugpferd? Wie auch immer, dieser Schuss ist wohl nach hinten los gegangen, wie zahlreiche kritische Kommentare zur Synchro in diversen Filmforen beweisen. Fairerweise muss ich jedoch anmerken, dass mich nur die Synchronisation von Will Smith gestört hat, die anderen Figuren hatten ohnehin entweder ihre Standardsprecher (Robert deNiro, Peter Falk) oder wurden zumindest mit durchaus passenden Stimmen ausgestattet (Lenny, Angie). Um so unverständlicher, warum man gerade beim Hauptdarsteller eine derart schlechte Wahl trifft. Jedenfalls muss ich aufgrund der katastrophalen Synchronisation von Will Smith für die deutsche Fassung zusätzlich noch einen Wertungspunkt abziehen...

Fazit: "Große Haie, kleine Fische" ist der erste Film von Dreamworks Animation, der mich nicht so recht überzeugen konnte. Es fehlt genau das, was die bisherigen PDI-Streifen so großartig gemacht hat, nämlich Einfallsreichtum, witzige und originelle Charaktere, Herz und vor allem Charme. Was bleibt, ist eine zwar nette und durchaus unterhaltsame, aber auch unheimlich belanglose Komödie, die dem Zuschauer wohl nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Wertung:     (5/10)  

 

Verfasser: cornholio

 

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