Harry Potter und die Kammer des Schreckens
(Harry Potter and the Chamber of Secrets)
USA 2002, 161 Min.
Regie: Chris Columbus
Nachdem ich vom ersten Film der Potter-Reihe eher weniger begeistert
war, waren auch meine Erwartungen an "Harry Potter und die Kammer des
Schreckens" eher verhalten - und auch
wenn es im Vergleich zum "Stein der Weisen" einige Verbesserungen
gibt, so hat mir die Fortsetzung im Endeffekt leider kein bisschen besser
gefallen als der durchwachsene Vorgänger...
Dobby, ein Hauself, stattet Hary Potter einen Besuch ab und warnt ihn eindringlich, nicht nach Hogwarts zurückzukehren, da ihm dort Gefahr drohe. Doch für Harry ist der Gedanke, nicht mehr die Schule für Zauberei zu besuchen und auch seine Freunde nicht mehr wieder zu sehen, unerträglich. Dobby's Überzeugungsversuche bringen Harry schließlich ordentlich Ärger mit den Dursleys ein - er wird in seinem Zimmer eingesperrt, die Fenster vergittert. Wie soll er nun nach Hogwarts zurückkehren? Da schwirrt auf einmal ein (offenbar verzaubertes) Auto an seinem Fenster vorbei: Ron ist mit zwei seiner Brüder vorbeigekommen, um Harry aus den Fängen der Dursleys zu befreien. Doch die Freude über die Rettung währt nicht lange - ist doch Ron und Harry ein paar Tage später am Bahnhof der geheime Durchgang zum Gleis 9-1/4 versperrt. Wie sollen sie nun nach Hogwarts kommen? Man entschließt sich daraufhin kurzerhand, erneut das fliegende Auto zu benutzen - doch die Landung in Hogwarts ist alles andere als "ein Kinderspiel", und die "Schimpfung wegen ihrer Aktion" bietet den beiden schließlich ein weniger erfreuliches Willkommen als sie es sich erhofft hatten. Doch damit fangen die Probleme in Harry's zweitem Schuljahr gerade erst an, denn wenig später wird die gesamte Schule in helle Aufregung versetzt, als ein Schriftzug aus Blut die Schüler und Lehrer davon in Kenntnis setzt, dass die Kammer des Schreckens geöffnet wurde - nun droht Schlammblütlern (d.h. Zauberern und Hexen mit Muggle-Eltern) große Gefahr, und wenig später finden sich tatsächlich die ersten versteinerten Opfer. Welches Monster haust in der Kammer des Schreckens? Und wer ist der Erbe Slytherins, der diese geöffnet hat und das schreckliche Monster nun auf Muggle-Geborene hetzt?
Harry Potter und die Kammer des Schreckens hat
einen großen Vorteil: Die Vorstellung des Potter-Universums ist bereits im
Vorgänger (erschöpfend?) vonstatten gegangen, weshalb sich der Nachfolger
stärker auf die zugrundeliegende Handlung rund um die Kammer des Schreckens
konzentrieren kann. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir im 2. Teil der
Potter-Reihe nicht neue Aspekte des Potterversums kennen lernen würden, ganz im
Gegenteil. Mit Dobby, Lucius Malfoy, den Weasley-Eltern und Gilderoy Lockhart
ist die Liste der neuen Figuren sogar relativ lang. Trotzdem ist der Aufbau
diesmal ein anderer: Stand bei "Harry Potter und der Stein der Weisen"
das Vorstellen der Orte und Figuren im Mittelpunkt und war das titelspendende
Rätsel um diesen sagenumwobenen Stein lediglich schmückes Beiwerk, verhält es
sich diesmal genau umgekehrt. Lediglich der Einstieg ist noch ein bisschen langsam und gemahnt an "Harry Potter und der Stein der
Weisen", doch sobald die Kammer des Schreckens dann einmal geöffnet wurde,
dominiert diese Handlung auch wirklich den Rest des Films, während
die (weitere) Vorstellung der neuen Orte, Figuren etc. eher beiläufig und
nebenbei passiert.
Das Ergebnis ist eine im Vergleich zum Vorgänger deutlich bessere Dramaturgie und eine spannendere und interessantere Handlung. Wir beobachten Harry, Hermine und Ron bei ihren (im Vergleich zum "Stein der Weisen" deutlich ausführlicheren) Nachforschungen und erhalten so immer wieder neue Hinweise zur Kammer des Schreckens. Besonders gut gefallen hat mir hierbei das Tagebuch von Tom Riddle, welches Harry in die Vergangenheit geführt hat. Generell ist das Rätsel rund um die Kammer des Schreckens wirklich gelungen und gut geschrieben, da weder zu komplex noch zu durchschaubar. Jeder Hinweis liefert ein weiteres kleines Puzzlestück, und wenn man dann mal das Gesamtbild zusammengesetzt hat, ergibt auch alles wirklich Sinn. Dabei bleibt Rowling auch während des ganzen Mysteriums über sehr fair, und macht es dem Zuschauer (wie auch dem Leser) nie zu leicht, aber auch nicht zu schwer. Neue Hinweise werden genau "in der richtigen Rate verteilt" und bringen langsam aber sicher Licht in dieses Rätsel, der Weg zur Lösung ist dabei mit einigen überraschenden und packenden Wendungen und auch einigen gelungen eingestreuten roten Heringen gepflastert. Die Handlung von "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ist also insgesamt doch eine ganze Spur besser gelungen als beim Vorgänger...
Leider jedoch
weist "Harry Potter und die Kammer
des Schreckens" auch eine wesentliche Schwäche auf, die im Vorgänger
noch nicht da war, und die den großen Vorteil der besseren Dramaturgie sowie
der spannenderen und interessanteren Handlung im Endeffekt wieder ausgleicht: Dobby. Als ich im Jahr 1999 Star Wars Episode I gesehen habe, dachte ich, mit Jar Jar hätte ich alles gesehen, was es bezüglich nerviger
CGI-Kreaturen zu sehen gibt - aber Dobby hat mich eines besseren belehrt. Selbst
in den schlimmsten Szenen war Jar Jar erträglicher als dieser masochistisch
veranlagte Hauself. Für Kinder mag das ja eventuell witzig sein (ich hätte
jedoch bestimmt auch mit 10 Jahren nicht darüber gelacht), aber für mich waren
die Szenen mit ihm einfach nur mehr nervenaufreibend bis richtiggehend
schmerzhaft. Einfach nur grauenvoll. Das einzige Mal, dass er mich zum Lachen
gebracht hat, war als sich dieser kleine Gnom vor Harry stellt und Lucius Malfoy
mit bedeutungsschwangerer Stimme droht "You shall not harm Harry
Potter" - und eben dies war ja wohl just die eine Szene, in der man Dobby
eigentlich NICHT witzig hätte finden sollen. Ich fand diesen Satz jedoch
einfach nur zum Zerkugeln, der kleine Knirps gegen einen mächtigen Zauberer - absolut lächerlich.
Was
den Showdown betrifft, bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits ist dieser in
"Harry Potter und die Kammer des Schreckens" natürlich wesentlich
spannender, da die Handlung rund um die Kammer und den Erben Slytherins klar im
MIttelpunkt standen und, im Gegensatz zum Mysterium des Steins der Weisen im 1.
Teil, laufend forciert wurden. Dadurch ist der Spannungsaufbau wesentlich
"höher" und das Interesse an der Auflösung deutlich größer/höher
als im Vorgänger. Was die Wendungen am Ende betrifft, schenken sich jedoch
beide nichts - sowohl die Auflösung im 1. als auch im 2. Teil sind wirklich
äußerst gelungen und wissen zu überzeugen, da sie den Handlungsunkundigen
beim 1. Sehen durchaus überraschen sollten, zugleich jedoch auch vollkommen
Sinn ergeben. Auch die Art und Weise, wie Harry den abschließenden Kampf
gewonnen hat, hat mir in "Die Kammer des Schreckens" deutlich besser
gefallen als das "Bösewicht verbrennt sich an Potter die Hand, da er durch
Liebe gebranntmarkt wurde" des 1. Teils. Andererseits ist der Showdown
diesmal sehr auf Harry konzentriert, während beim letzten Mal alle 3 Freunde
ihre unterschiedlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen durften. Und das mit
der Rettung durch den Phoenix war mir aufgrund der ausführlichen Vorstellung
des Vogels und seiner Fähigkeiten doch ein wenig zu offensichtlich und
vorhersehbar. Alles in allem sehe ich den Showdown also weder besser noch
schlechter als im Vorgänger.
Gleiches gilt auch für das unmittelbare Ende, dass meines Erachtens, wie
schon bei "Harry Potter und der Stein der Weisen", weniger gut
gelungen ist. Und dabei sah sah es anfangs noch so vielversprechend aus, durch
das Weglassen des Haus-Cup-Ergebnisses und Hermine's herrlicher Reaktion darauf,
dass die Abschlussprüfungen gestrichen werden. Doch dann kam der Moment, als
die ganze Schule (na ja, bis auf die Slytherins, vielleicht) die Rückkehr von
Hagrid feiert und Harry, Ron und Hermine ihn überschwänglich umarmen. Nun mal
ehrlich, SO übertrieben kitschig hätte man das dann auch wieder nicht in Szene
setzen müssen. Und so werden für mich leider die positiven Aspekte des Endes
von dieser viel zu kitschige Szene - welche im übrigen eindeutig NICHT Rowling
zuzuschreiben ist (war doch im Roman Hagrid's Rückkehr nur ein Ereignis von
vielen), sondern einzig und allein auf das Konto von Drehbuchautor Steven Kloves
und Regisseur Chris Columbus geht - deutlich überschattet...
Fazit: Angesichts der Tatsache, dass die Einführung ins Potterversum soweit abgeschlossen war, standen die Chancen eigentlich gut, dass "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" den meines Erachtens doch eher weniger gelungenen Vorgänger übertrumpfen würde können. Dem haben jedoch Dobby und das übertrieben kitschige Ende einen Riegel vorgeschoben. Generell mag zwar die Dramaturgie diesmal besser sein, doch was die Inszenierung betrifft hat Columbus leider nichts dazu gelernt und ist seinem angesichts der magischen Vorlage unpassenden und unverzeihlichen gewöhnlich-bieder-muggelischen Stil treu geblieben. Trotz aller Schwächen gilt jedoch auch hier wieder das bereits beim Vorgänger gesagte: Für (insbesondere Potter-unkundige) Erwachsene mag "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ein eher fehlerbehafteter Film sein und daher nur leicht überdurchschnittliche Fantasy-Unterhaltung bieten, doch Kinder, insbesondere natürlich wenn sie bereits Potter-Fans sind, werden über die Schwächen ohne jeden Zweifel wohlwollend hinwegsehen (bzw. diese gar nicht erst bemerken) und von Harry Potters zweitem, deutlich düsteren und spannenderen Abenteuer begeistert sein...
Wertung:
(6/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild und Filmausschnitte © 2002 Warner Bros.