Ice Age 2 - Jetzt taut's
(Ice Age: The Meltdown)
USA 2006, 91 Min.
Regie: Carlos Saldanha
Im Jahr 2002 hat Fox Animation aus dem zu diesem Zeitpunkt herrschenden Zweikampf im Genre der 3d-Animationsfilme einen Dreikampf gemacht: Zwar hinkte „Ice Age“ vor allem grafisch der Konkurrenz von Pixar und PDI weit hinterher, überzeugte jedoch mit einer Geschichte voller witziger Einfälle, gelungener Gags, der richtigen Portion Herz, und Scrat. Zwar stand nach dem Erfolg des 1. Teils schon bald fest, dass es eine Fortsetzung geben wird, trotzdem hat man sich relativ lang Zeit damit gelassen. Geholfen hat dies aber leider nicht viel – setzt doch „Ice Age 2“ den Trend der letzten 3d-Animationsfilme, nur oberflächliche, zu kindgerechte und maximal durchschnittliche Unterhaltung zu bieten, fort.
Am Ende des 1. Teils hat Sid noch über die "globale Erwärmung" gescherzt, nun wird sie für ihn und seine "Herde" zu einer realen Bedrohung. Anfangs wollen Sid, Manny und Diego den Worten des die Apokalypse heraufbeschwörenden Tony zwar nicht glauben, doch spätestens als sie die Eisschmelze mit eigenen Augen sehen wird ihnen klar, dass ihr so geliebtes Tal und all seine Bewohner in großer Gefahr schweben. Die einzige Rettung scheint eine am anderen Ende des Tals wartende "Arche Noah", auf der die Tiere der Eiszeit den Flutwellen trotzen könnten. Auf ihrem Weg dorthin machen Manny, Sid und Diego die Bekanntschaft der Mammut-Dame Ellie, die sich für ein Opossum hält, und ihrer beiden "Brüder" Crash und Eddie. Während die alte Herde verzweifelt versucht, Ellie davon zu überzeugen, dass sie ein Opossum ist, hat die Truppe jedoch schon bald andere Sorgen: Denn in den nun auftauenden Eisschichten lauern Monster aus grauer Vorzeit, die es auf die Herde abgesehen haben...
Es geht ja bereits
aus meiner Einleitung hervor: Meines Erachtens kann „Jetzt taut’s“ mit dem
wirklich gelungenen Vorgänger nicht im geringsten mithalten. Hierfür sehe ich
insbesondere 3 Gründe. Der erste betrifft die Story. Während die Handlung in
„Ice Age“ mit dem Auftrag, das kleine Mädchen zu ihrer „Herde“ zurückzubringen,
wirklich eine nette Idee war und gefallen konnte, ist die Story in Teil 2 dünner
als die dahinschmelzende Eisschicht. Die Flucht vor einer riesigen Flut spricht
zu keinem Zeitpunkt das Herz an, wie es die Handlung im 1. Teil vermocht hat.
Noch schlimmer wird das ganze dann schließlich durch die völlig unnötige
Bedrohung 2er Urzeit-Killerfische. Man sollte meinen, das die Flut als Bedrohung
bereits völlig ausgereicht hätte, aber das war den Machern –
insbesondere in Anbetracht der die Vorstellung besuchenden Kinder – wohl nicht
griffig genug. Doch statt eine weitere, in Wahrheit völlig unnötigen Bedrohung
zu erschaffen hätte man mal lieber darauf achten sollen, den WEG interessanter
zu gestalten. So plätschert die Handlung gemächlich und auch recht unmotiviert
von sich hin, nur von kurzen, immer wieder eingestreuten (und ebenfalls
entbehrlich wirkenden) Actioneinlagen unterbrochen. Dies gipfelt dann schließlich
in einer völlig unnötigen Actionsequenz, die noch dazu in ihrer Absurdität
selbst in einem Animationsfilm nichts verloren hat. Und der ewig lange Showdown
am Ende war ja wohl einfach nur zäh...
Problem
Nr. 2 sind die neu hinzugekommenen Figuren: Was den ersten Teil zu solch einem
Vergnügen gemacht hat, war insbesondere die Dynamik zwischen Sid, Manny und
Diego – und wie die beiden während ihres Abenteuers lernen, sich
zusammenzuraufen, um letztendlich eine recht eigentümliche Herde bilden.
Anstatt sich nun in der Fortsetzung wieder auf die altbekannten Figuren zu
konzentrieren, werden ein Haufen neuer Charaktere eingeführt, die leider
allesamt der alten Garde nicht im geringsten das Wasser reichen können. So war
... als Mammut, dass sich für ein Opossum hält, für mich ein kompletter
humoristischer Reinfall. ... konnte mir während des ganzen Films nichtmal ein müdes
Lächeln aufs Gesicht zaubern, geschweige denn mich zum Lachen bringen. Ihre Brüder
waren leider um keinen „Deut“ besser – von ihrem gelungenen Einstieg bei
den Erdlöchern mal abgesehen. Alle Szenen mit diesen neuen Figuren, und
insbesondere auch, wie sie sich in die Herde einfügen, war deutlich
schwächer als die recht ähnliche Thematik aus Teil 1, wo die Dynamik
zwischen den Figuren einfach deutlich besser und amüsanter war. Und dann erst dieses
ganze romantische Geplänkel zwischen Manny und ... – einfach nur langweilig.
Am schlimmsten von diesen ganzen neuen Figuren war aber dieser komische Tony,
der mich in jeder Sekunde in der er zu sehen war einfach nur genervt hat...
Das Hauptproblem von
„Ice Age 2“ ist aber der Humor. Nach dem genialen (jedoch zu einem Großteil
bereits aus dem Trailer bekannten) Start mit Scrat herrschte für mich mehrere
Minuten lang humoristische Sendepausen. Während des ganzen ersten Teils des
Films über, als Sid’s neue Beschäftigung gezeigt wird und die Herde schließlich
erfährt, dass der Damm brechen wird, wurden meine Lachmuskeln kein einziges Mal
beansprucht. Erst die nächste Scrat-Episode hat dieser (in einer Komödie
einfach viel zu langen) humoristischen Durststrecke endlich ein Ende gesetzt. Überhaupt
war das kleine, eichelbesessene „Eichhörnchen“ wieder mal mit Abstand das
beste am Film. Der Unterschied zu Teil 1 ist nur: Während es dort auch neben
Scrat noch einige gelungene Gags gegeben hat (insbesondere mit Sid, der ja in
der deutschen Fassung von Otto wirklich kongenial vertont wird), sind diese in
„Jetzt taut’s“ leider Mangelware. Eine gelungene Songparodie hier, ein...
da – doch davon abgesehen gibt es nicht viel zu lachen.
Fazit: Trotz meiner sehr auf die negativen Punkte konzentrierten Kritik muss ich sagen, dass "Ice Age 2" im Großen und Ganzen durchaus unterhaltsam war. Bis auf Scrat und ein paar gelungene (jedoch wenig erinnerungswürdige) Gags fehlte es aber an zündendem Humor, die Story war sehr vorhersehbar und (trotz des verzweifelten Versuchs, die Spannung durch urzeitliche Killerfische anzukurbeln) einfach nicht spannend genug, und auch die Dynamik zwischen Sid, Manny und Diego war im 1. Teil deutlich gelungener. Schade auch, dass so viel Zeit für neue Figuren draufgeht, die noch dazu mit den altbekannten Stars aus dem Vorgänger nicht im geringsten mithalten können. Insgesamt also ein eher lauwarmer Aufguss des definitiv „coolsten“ Animationsfilm des Jahres 2002, der sich die momentane (Flut-)Welle des Erfolges meines Erachtens nicht wirklich verdient hat...
Wertung: (5/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild und Filmausschnitte © 2006 20th Century Fox