Identität
(Identity)
USA 2003, 90
Minuten
Regie: James
Mangold
Nach
längerer Zeit wird dem geneigten Horrorfan endlich mal wieder ein echtes Stück
Knobelarbeit vorgelegt. Selten waren die Kritiken bei einem Film so einhellig:
Atmosphärischer Thriller mit einem Ende das den Zuschauer *aus den Socken
haut*. Nun gut, das wurde uns bei vielen Sixth Sense Nachzüglern versprochen,
aber Identität konnte diese Vorschußlorbeeren größtenteils rechtfertigen.
In einer stürmischen Nacht finden 10 Menschen
Unterschlupf in einem abgelegenen Motel mitten in der Wüste. Durch Überschwemmungen
gibt es keine Möglichkeit zur Weiterfahrt….und das wo sich schnell
herausstellt, das unter ihnen ein Mörder ist.
Auf den ersten Blick mag sich das Grundgerüst dieser Story
nicht sonderlich ausgefallen oder originell anhören, aber ich habe die
Zusammenfassung auch mit Absicht auf das nötigste beschränkt. Identität ist
mit Sicherheit keine weitere einfallslose Variante des 10 kleinen Negerlein
Prinzips mit einem an den Haaren herbei gezogenen Ende, das man nur ob seiner
Willkürlichkeit nicht hervor sehen kann. Alles hat Hand und Fuß und dem
erfahrenen Horrorseher dürften nach dem Hereinfallen auf einige falsche Fährten
noch vor der eigentlichen Auflösung klar werden was hier gespielt
wird. Aber das ändert nichts an der Wirkung. Auch nach dem Zusammenführen der
Fäden sieht man dem Geschehen weiter fasziniert zu und der geniale Kniff wirkt
egal ob man das Puzzle 15 Minuten vorher selbst zusammengefügt hat oder kalt
erwischt wird. Im ersten Fall fährt man halt mit offenen Augen auf einen Abhang
zu. Zu intensiv sind Atmosphäre und Darstellerleistungen, zu rasant eskaliert
die Situation bis zum großen Knall als das man sich mit seinem Wissen entspannt
zurücklehnen könnte. Ich möchte aber trotzdem jedem raten zu versuchen sich
einfach in die Atmosphäre fallen zu lassen und nicht ständig im Geiste alle Möglichkeiten
durchzugehen. Verblüfft zu werden ist halt doch noch einen Tick wertvoller als
die Genugtuung Recht behalten zu haben.
Fazit: Identität zieht den Zuschauer von Anfang bis Ende in seinen Bann. Anfangs fragt man sich noch wie der unpassend wirkende Nebenschauplatz in die Handlung passt, aber durch die bei der Vorstellung der Hotelgäste rasante Inszenierung mit sprunghaften Minirückblenden bleibt einem kaum Zeit zum nachdenken. Im Mittelteil getragen durch das sehr gute Darstellerensemble (herausragend Ray Liotta, John Cusack und Amanda Peet), die bedrückende Atmosphäre (der Dauerregen lässt selbst David Fincher erblassen) und in den richtigen Momenten mörderischer Spannung steuert der Film doch mit fast jeder Szene auf die Auflösung zu. Und die hat es wie gesagt in sich. Durch die innere Logik von Identität bleibt das Ende nachvollziehbar und somit auch lösbar, aber gerade deshalb 1000-mal wirkungsvoller als ein herbeigezaubertes Ende wie in Teenieslashern a la Scream…den dort hätte man mit wenigen Drehbuchzeilen jede Figur zum Täter machen können. Unterm Strich einer der besten Filme des Jahres 2003 und eine große Nummer im Genre des Gruselthrillers. Wer mal wieder einen spannenden und nachwirkenden Film erleben möchte, sollte sich einen Besuch in diesem Motel deshalb nicht entgehen lassen.
Wertung: (9/10)
Verfasser: evildead
Titelbild und Filmausschnitt © 2003 Columbia Tristar