In 3 Tagen bist du tot

Österreich 2006, 97 Min.

Regie: Andreas Prochaska

Ein Horrorfilm aus Österreich? Ich gebe ja zu, auf den ersten Blick klingt das ungefähr so passend, als würde man "Uwe Boll" und "Oscar" in einem Zusammenhang nennen - und doch ist es wahr: Nachdem der österreichische Film jahrelang in einem engen Korsett von K&K-Filmen (Kunst und Kabarett) gefangen war, hat sich Regisseur Andreas Prochaska endlich gewagt mal etwas neues zu probieren. Und, noch viel unglaublicher: Mit "In 3 Tagen bist du tot" ist ihm sogar einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre gelungen...

Nina und ihre Freunde haben soeben die Matura erfolgreich hinter sich gebracht, da trübt ein seltsames SMS die Jubelstimmung: "In 3 Tagen bist du tot" verkündet ihnen die anonyme Kurzmitteilung. Anfangs als schlechter Scherz abgetan, erhält die Nachricht schon bald neues Gewicht, als einer der Freunde beim gemeinsamen Discoabend verschwindet und am nächsten Tag tot aufgefunden wird. Sowohl die Polizei als auch die vier verbliebenen Freunde sind ratlos: Wer will ihnen an den Kragen, und vor allem, warum? Da erinnert sich Nina an ein schreckliches Ereignis aus ihrer gemeinsamen Kindheit...

Ich gebe es offen und ehrlich zu: Nüchtern betrachtet ist "In 3 Tagen bist du tot" der Teenieslasher-Konkurrenz aus Amerika nur bedingt überlegen (zumindest, sofern wir von gelungenen Vertretern des Genres sprechen, denn Schrott wie "Ich weiß was du letzten Sommer getan hast" lässt dieser österreichische Horrorfilm natürlich deutlich hinter sich). Allerdings hebt er sich durch den Ort der Handlung und natürlich auch das Lokalkolorit deutlich von ähnlichen Filmen aus Hollywood ab. Sowohl der gesprochene Dialekt als auch die wunderbare Kulisse des Ebensee's mit seinen umschließenden Bergen verleihen "In 3 Tagen bist du tot" eine ganz eigene Note und halt einfach das gewisse Etwas. Auch die Figuren sind einem wohl irgendwie näher als wenn irgendwelche hochgestylte abgehobene amerikanische Jungschauspieler ums Überleben kämpfen. Wo man dort einfach automatisch immer Schauspieler vor sich sieht, wirken die Personen in diesem österreichischen Horrorfilm angenehm echt und realistisch. Was die Sprache, das Verhalten bzw. generell die Lebensumstände betrifft kann man sich einfach viel stärker mit den Figuren identifizieren als in den typischen amerikanischen Horrorfilmen - so sind z.b. Nacktheit und Sex in diesem Film keine Sünde die kurz darauf mit dem obligatorischen Filmtod bestraft wird, sondern etwas ganz alltägliches - auch das gibt dem Film eine erfrischende Note. Ein weiterer Pluspunkt ist die für einen Horrorfilm angenehm gut durchdachte Story - auch wenn ich als alter Krimihase den Mörder zugegebenermaßen schon ziemlich früh identifiziert hatte (das Zusammentreffen zwischen Mörder und Opfer war einerseits beiläufig genug um verdächtig zu wirken und andererseits nicht beiläufig genug um Zufall zu sein). 

Die Riege an Jungschauspielern liefert allesamt gute bis großartige Performances ab und stellt so einige Scream Queens aus Hollywood aus ähnlichen Teeniehorrorfilmen weit in den Schatten. Vor allem Sabrina Reiter als "Nina" ist eine absolute Entdeckung. Zwar darf auch in "In 3 Tagen bist du tot" teilweise unlogisch gehandelt werden - allerdings nur in einem für mich vertretbaren Rahmen. Sicher machen nicht immer alle Aktionen Sinn (vor allem mit einer gegen Ende des Films werden es sich die jungen Leute bei vielen verscherzen, denn so sehr der Regisseur auch versucht diesen Schritt zu erklären es wirkt trotzdem einfach nur wie eine strunzdämliche Aktion), aber vor allem zu Beginn verhalten sich die zukünftigen Opfer angenehm rational und überlegt: So wird gleich einmal die Polizei aufgesucht, anstatt dass man sich einfach nur verkriecht oder selber versucht den Killer ausfindig zu machen, wie's ja bei einigen Hollywood-Horrorfilmen schon mal vorkommen kann. Auch das "man glaubt dem Opfer nicht"-Syndrom wird nur sehr kurz verwendet und keinesfalls auf die Spitze getrieben - danach bemüht sich die Polizei redlich, die jungen Menschen zu beschützen und dem Täter auf die Schliche zu kommen. Dass dies der Spannung dennoch nicht abträglich ist liegt einerseits am einfallsreichen Drehbuch und andererseits an der großartigen Regie, die sich nicht nur nicht vor vergleichbaren Horrorfilmen aus den USA verstecken muss sondern diese teilweise sogar übertrifft. Was die Atmosphäre betrifft nimmt sich Prochaska deutliche Anleihen am fernöstlichen Horrorfilm und findet genau die richtige Balance aus Schockeffekten (wenn diese auch teilweise aufgrund der hohen Lautstärke etwas billig wirken - effektiv sind sie aber allemal) und atmosphärisch dichten Szenen. Auch davon abgesehen schmückt er seinen Horrorfilm mit einigen wunderschönen Aufnahmen und interessanten Bildern. Die Mordarten sind zudem nicht nur angenehm schonungslos-brutal und einfallsreich, sondern machen teilweise auch was das Motiv des Täters betrifft Sinn - auch das erlebt man nicht alle Tage, wird doch in den meisten amerikanischen Horrorfilmen recht willkürlich gemordet.

Fazit: "In 3 Tagen bist du tot" ist ein Horrorfilm, bei dem eigentlich alles stimmt: Inszenierung, Schauspieler, Drehbuch... all diese Aspekte sind top. Lediglich die mit zunehmender Laufzeit doch weniger nachvollziehbaren Handlungen der Protagonisten können von mir, so notwendig sie für die Spannung und Dramatik des Films auch gewesen sein mögen, nicht gänzlich verziehen werden. Trotzdem kann ich diesen Horrorfilm - insbesondere allen Österreichern (aufgrund des Dialekts, der jedoch zu 95 % der Laufzeit auch unsere deutschen Nachbarn nicht vor unüberwindbare Probleme stellen sollte) - nur wärmstens empfehlen...

Wertung:   (8/10)             

 

Verfasser: cornholio

Veröffentlicht am 07.10.2006

 

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