James Bond jagt Dr. No

(Dr. No)

 

UK 1962, 110 Min.

Regie: Terence Young  

1963 wurde Filmgeschichte geschrieben, denn in diesem Jahr startete die bisher langlebigste Reihe in der Geschichte des Films: James Bond! Wie sehr sich die 007-Filme verändert haben, macht vor allem ein Blick auf dieses erste Abenteuer des Geheimagenten deutlich: Während heutzutage 007 vor allem ein Actionheld ist, war er damals noch ein waschechter Spion im Dienste ihrer Majestät...

In der Zentrale des britischen Geheimdienstes in London herrscht Aufregung: Soeben ist die Verbindung zur jamaikanischen Vertretung abgebrochen. Der dortige Agent war einem gewissen Dr. No auf der Spur, da man vermutet, dass dieser die Störungen der von Cape Canaveral aus gestarteten Raketen verursacht. Der britische Geheimdienst schickt nun einen ihrer Doppelnull-Agenten nach Jamaika, um den Mord an dem Agenten aufzuklären, und zu verhindern, dass Dr. No den Start der ersten amerikanischen Mondrakete verhindern kann. Sein Name: Bond. James Bond...

Beim allerersten Bond fristet die Action noch eher ein Schattendasein. Hier steht eindeutig die Spionage und auch eine gehörige Portion Detektivarbeit im Vordergrund. Grundsätzlich ist das ja positiv... nicht aber, wenn es sich, wie hier, aufgrund der nicht ganz so ausgefeilten Inszenierung auf die Spannung niederschlägt. Zwar ist man durchaus daran interessiert, was es denn nun mit dem Mord bzw. mit der Insel auf sich hat, aber die wirklich nervenzerreißende Spannung fehlt, man wird vom Geschehen einfach nicht so recht mitgerissen.

Von der fehlenden Spannung bzw. Action einmal abgesehen, finden sich jedoch in "Dr. No" schon unzählige Zutaten, welche den Bond-Filmen ihren ganz eigenen Flair geben:. Die kultigen One-Liner, nachdem sich Bond soeben eines (oder auch mehrerer *g*) Widersacher entledigt hat (was ja auch bei Austin Powers herrlich auf die Schippe genommen wurde); die Terrororganisation S.P.E.C.T.R.E. (in der deutschen Fassung recht eigenwillig mit G.O.V.T.A. übersetzt), die Bond für eine lange Zeit beschäftigen wird (allen voran natürlich sein Erzfeind Blofeld); M und seine (Bond etwas arg anschmachtende) Sekretärin (nur Q und seine Spielereien vermisst man hier noch); die "unorthodoxen" Mordversuche (und nein, damit meine ich nicht lächerliche Situationen à la Batman der 70er Jahre, wo das dynamische Duo in einer sich langsam füllenden Sanduhr gefangen sind *g*, sondern dass man nicht einfach wild drauflosballert, sondern versucht, den Schnüffler eher unauffällig (wie hier z.B. mittels einer Tarantel) um die Ecke zu bringen...); und natürlich die Ironie! Denn dass man diesen Film nicht unbedingt zu ernst nehmen sollte, macht schon die Anfangssequenz klar, als die Kamera drei "blinde" Männer auf dem Weg über die Strassen Jamaikas verfolgt, musikalisch untermalt mit dem Song "Three blind Mice"...

Doch "Dr. No" teilt nicht nur viele der Stärken der frühen Bonds, sondern leider auch einige Schwächen. So hat Bond nicht nur eine Zauber-Walter-PPK mit unendlichem Munitionsvorrat, einige Charaktere verhalten sich teilweise auch arg dämlich, allen voran Bond's jamaikanischer Fremdenführer, der munter hinter seinem Busch sitzen bleibt, als der "Drache" feuerspeiend auf ihn zukommt (hat wohl gedacht, der Busch wäre feuerfest?!?!?!). Und auch eine weitere Kuriosität, die dem aufmerksamen Zuschauer auch in späteren Bond-Filmen auffallen dürfte, findet man im allerersten Film dieser Reihe schon: Die Station des Terroristen wird evakuiert... und die Leute rennen alle in vollkommen verschiedene Richtungen! Man fragt sich schon: Wohin wollen die eigentlich? Wenn sie in die Boote wollen, warum rennen sie nicht gleich zum Nächsten hin, und überqueren seelenruhig den Steg? Wenn sie eh einfach nur ins Wasser springen wollen, warum nicht gleich dort, wo sie an die Oberfläche kommen? Mir ist natürlich schon klar, dass dem Zuschauer damit vermittelt werden soll, dass dort die Hölle losbricht und das Chaos regiert, aber mal ganz emotionslos betrachtet macht so ein Verhalten irgendwie nicht den geringsten Sinn...

Nichtsdestotrotz ist "Dr. No" wohl für jeden Bond-Fan, schon allein aufgrund des hohen Nostalgie-Faktors, ein reines Vergnügen!

Fazit: "Dr. No" zeigt deutlich auf, was den modernen Bonds bei aller Action einfach irgendwie fehlt: Von Spionage kann meist keine Rede mehr sein, auch Detektivarbeit ist des Brosnan-Bond's Sache nicht, und bevor sich seine Widersacher lange darüber den Kopf zerbrechen, wie sie ihn auf spektakuläre und auch ein wenig ungewöhnliche Art und Weise beseitigen können, jagen sie ihm lieber gleich ein paar Kugeln hinterher. Es fehlt halt ganz einfach irgendwie der Charme, das typische Bond-Flair, den bereits der erste Streifen dieser Reihe schon bietet. Und so sieht man auch gerne über die eine oder andere Schwäche hinweg...

Wertung:      (8/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitt © 1962 United Artists Corporation