Liebesgrüße aus Moskau

(From Russia With Love)

 

UK 1963, 115 Min.

Regie: Terence Young  

Nur ein Jahr nach dem Überraschungserfolg von "Dr. No" durfte sich James Bond erneut auf eine geheime Mission im Dienste ihrer Majestät begeben. Doch wohl kein Bond-Film hat so sehr unter dem Rad der Zeit gelitten wie "Liebesgrüße aus Moskau"...

Die Terrororganisation "Phantom" (Original: Spectre; in "Dr. No" verwirrenderweise mit "Govta" übersetzt) hat einen ganz perfiden Plan ausgearbeitet: Sie wollen den KGB und den MI-6 gegeneinander ausspielen, und dadurch nicht nur an eine russische Dechiffriermaschine gelangen, sondern auch ihren größten Widersacher beseitigen: 007...

Die Grundidee der Story ist eine der besten aller Bonds. Um so schlimmer, was man daraus gemacht hat, nämlich einen der langweiligsten Filme der Reihe. Anstatt den Zuschauer genau so wie Bond über die Verschwörung durch Spectre im Unwissen zu lassen, wird man in den ersten Minuten eingeweiht. Dieses filmische Stilmittel, den Zuschauer von vornherein über die Gefahren und Probleme, welche auf den Helden zukommen, in Kenntnis zu setzen, war in den 60ern durchaus üblich. In meinen Augen wäre es jedoch besser gewesen, den Zuschauer gemeinsam mit Bond einzuweihen, und damit ein Rätsel aufzubauen (wer ist dieser seltsame blonde Kerl? Will die Russin wirklich überlaufen?), welches dann mit einer doch recht überraschenden Wendung aufgelöst wird. Denn so war man Bond und seinen Kollegen immer mindestens einen Schritt voraus, wodurch die Spannung verständlicherweise natürlich auch ziemlich gelitten hat.

Neben diesem großen Kritikpunkt gibt es dann auch noch unzählige Kleinigkeiten, die mich stören, und den Gesamteindruck des Films doch arg trüben. So hat mich die extrem klischeehafte Darstellung der Russen doch ziemlich gestört. "Entweder sie nehmen den Auftrag an, oder Sie sind tot." Meiomei... geht's noch, bitte? Mit dieser Einstellung hätte sich das "Problem" KGB für die westliche Welt innerhalb weniger Jahre von selbst erledigt *lol*. Eine weitere recht dämlich wirkende Szene wird uns bei der Schießerei auf dem Zigeunerfest (das ebenfalls nur so vor dummen Klischees strotzt, aber lassen wir das) geboten: Da rennt ein Kerl in vollem Lauf auf James Bond zu, wird von einer einzigen Kugel getroffen... und taumelt so gleich nach hinten. Beim Showdown auf dem Wasser schließlich steht ein Mann in Flammen... und bevorzugt es, lieber mal auf dem gesamten Boot herumzulaufen, ehe er sich ins Wasser stürzt. Die absolute Überdrüber-Kopfschüttel-Szene sorgt dann aber schließlich die überlaufende Russin: Um die Windrichtung herauszufinden, schleckt sie ihren Finger ab und hält ihn in die Luft... im mit Höchstgeschwindigkeit fahrenden Motorboot!! Jeder weitere Kommentar hierzu erübrigt sich wohl...

 

Doch es sind nicht nur Kleinigkeiten, die es an "Liebesgrüße aus Moskau" zu kritisieren gibt. So ist die Wandlung der KGB-Agentin zu einer "richtigen" Überläuferin einfach nicht nachvollziehbar. Die ganze Zeit denkt man eigentlich, dass sie nur ihre Anweisungen ausführt, und 007 etwas vorspielt. Und auf einmal, am Ende, killt sie ihre (ehemalige) Chefin, überlässt dem MI-6 die Dechiffriermaschine und fährt mit James Bond mit einer Gondel in Venedig von dannen. Dieser Sinneswandel vom scheinbaren zum tatsächlichen Überlaufen geht leider völlig unter, es ist für den Zuschauer überhaupt nicht nachvollziehbar. Zuletzt sei auch noch die Szene mit dem Hubschrauber erwähnt. Es mag sicher einer Herausforderung gewesen sein, diese Szene zu drehen, sie war sicher spektakulär... für damalige Verhältnisse. Doch heutzutage wirkt der Hubschrauber, der verzweifelt versucht, James Bond zu "rammen", leider unfreiwillig komisch... Wie schon angesprochen: Im Gegensatz zu vielen anderen Actionszenen der frühen Bond-Filme ist diese eine der wenigen, zu der die Räder der Zeit überhaupt nicht gütig waren...

Was bleibt bei all diesen Kritikpunkten positiv in Erinnerung? Nun, zuallererst einmal die wirklich gelungene Handlung. Dies ist einer der wenigen Bond-Streifen, wo es wirklich um Spionage geht, und nicht darum, irgend einem Größenwahnsinnigen die Weltherrschaft zu vermiesen. Vor allem im Zug kommt richtig Spannung auf, und dieser Teil des Films ist es auch, der mit einer wirklich denkwürdigen Szene aufwarten kann: Dem Kampf zwischen 007 und dem Handlanger von Spectre. Eben hier haben wir auch gleich wieder eine Szene, welche die 40 Jahre, die sie mittlerweile auf dem Buckel hat, völlig unbeschadet überstanden hat...

Fazit: Schade, dass gerade der Bond-Film, der wohl eine der besten Handlungen der Reihe zu bieten hat, heutzutage einfach nicht mehr so recht überzeugen kann...

Wertung:      (5/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild © 2003 MGM