King Arthur

 

USA 2004, 140 Minuten (Director's Cut)

Regie: Antoine Fuqua

Hollywood hat einen neuen Trend entdeckt, der gerade in Zeiten des Erfolges der "phantastischen" Herr der Ringe-Trilogie geradezu absurd anmutet: Die Entmystifizierung von Sagen und Legenden. Wolfgang Petersen hat mit "Troja" damit begonnen, und sämtliche übernatürlichen Phänomene ausgespart - ja selbst den in der Sage doch sonst so wichtigen Göttern wurde kein Auftritt spendiert. Und auch in dieser von Blockbuster-Spezialist Jerry Bruckheimer produzierten Neuinterpretation der bekannten Artus-Sage wurde auf sämtliche phantastische Elemente verzichtet. Nur... sind es nicht gerade diese Elemente, welche diese Geschichten so interessant und faszinierend machen?

Zu Beginn des Mittelalters erstrecke sich das römische Reich bis nach Britannien, und die unterjochten Völker waren dazu verpflichtet, ihre Söhne in den Dienste Roms zu stellen, ehe diese schließlich ab einem gewissen Alter ihre Schuld abgeleistet haben und in ihre Heimat zurück durften. Der Heerführer dieser Truppe von britannischen Kampfern ist Arthur (Clive Owen), der sich gemeinsam mit seinem guten Freund Lancelot (Ioan Gruffudd), der Anführerin der aufständischen Pikten Guinevere (Keira Knightley) und dem Rest seiner treuen Ritterschar dem barbarischen und brutalen Volk der Sachsen stellen muss - so lautet, grob zusammengefasst, die Handlung der neuesten Verfilmung des berühmten Sagen-Stoffes, die beharrlich von sich behauptet, die "wahre Geschichte hinter der Legende" zu liefern...

Was für mich (und wohl auch viele andere) sehr enttäuschend war uns eines der größten Probleme des Films darstellt, ist dass "King Arthur" mit der allseits bekannten Artus-Sage nicht mehr viel zu tun hat. Neben der offensichtlichen Tatsache, dass man bei dieser Neuinterpretation auf sämtliche übernatürliche Aspekte verzichtet hat (so ist Merlin z.B. kein Zauberer, sondern ein einfacher Ratgeber), fallen noch unzählige weitere Unstimmigkeiten auf. So beschränkt sich im Film die Dreiecksbeziehung zwischen Arthur, Guinevere und Lancelot darauf, dass die ersteren beiden sich lieben, und letzterer traurig zuschauen darf. Dass Arthur zum Heerführer der Truppe wurde, hatte auch nichts damit zu tun, dass er einst das Schwert Excalibur aus dem Boden herauszog, sondern ist rein durch die Erbfolge bedingt. Der größte Kritikpunkt bezieht sich aber auf das Ende (Achtung, kleine Spoilerwarnung - sofern man bei diesem Film überhaupt noch viel verderben kann): Während in der Sage König Arthur bei der letzten Schlacht gegen den übermächtigen Feind stirbt, darf im Film Lancelot das Zeitliche segnen - und mir kann keiner sagen, dass dies mit historischen Fakten zu tun hatte, denn angesichts der veränderten Dreiecksbeziehung musste Arthur einfach überleben, um ein Happy End zu gewährleisten. Jedenfalls hat mich das sehr gestört, wodurch Lancelot's Tod nicht die geringste Wirkung entfalten konnte - sie war höchstens unfreiwillig komisch, vor allem als Clive Owen dann verkündet (frei aus dem Gedächtnis zitiert): „Nein, das hätte ich passieren dürfen, ICH hätte hier sterben sollen“. 

Apropos Clive Owen: Finde ich ihn als Schauspieler sonst sehr gut, spielt er in "King Arthur" leider unverzeihlich uncharismatisch. Keira Knightley wird als reiner optischer Aufputz verheizt, und der Rest der Besetzung sticht auch nicht weiter hervor. Besonders gestört hat mich bei "King Arthur" auch wieder mal die eindimensionale Darstellung der Sachsen als durch und durch verdorbene Bösewichte. Anfangs bei der verhinderten Vergewaltigung war ich fast noch positiv überrascht, dass man sich endlich mal traut, auch den Pösen Purschen eines Films mal einen gewissen Ehrenkodex zuzugestehen - doch nur kurz darauf wurde die Frau dann ja brutal und gnadenlos ermordet, damit auch dem dümmsten Big Brother-Gucker klar wird, dass die Sachsen die BÖSEN sind. Generell war der Einstieg in den Film überhaupt nicht gelungen, da viel zu langweilig und uninteressant. In der ersten Stunde habe ich mich erstaunlich oft dabei ertappt, in einer Zeitschrift herumzublättern oder meine Gedanken schweifen zu lassen, da mich das Geschehen auf der Leinwand nicht wirklich interessieren konnte. Dies gilt übrigens auch für die erste Schlacht, die mich nicht im geringsten begeistern konnte und völlig kalt gelassen hat. 

Gott sei Dank wird es dann wenn Arthur und Co. mit dem Knaben aufbrechen langsam besser. Die (unzähligen) stilleren Momente können zwar auch dann noch nicht im geringsten überzeugen, aber wenigstens die Kämpfe sind nett anzuschauen. Die Schlacht auf dem Eis war zwar unheimlich unrealistisch bis hin zu unfreiwillig komisch (als diese 12 Manderln und 1 Weiblein sich gegen Hundert oder mehr Sachsen stellen), aber immerhin war's gut inszeniert, und mal ehrlich - wir haben schon schlimmere und unrealistische Kämpfe gesehen. Uneingeschränkt gelungen war dann aber die wirklich packende, spannende und gut inszenierte Endschlacht, bei der mir vor allem gut gefallen hat, dass wir hier endlich einmal nicht nur 2 verfeindete Truppen gesehen haben, die wild aufeinander losstürmen und kämpfen, sondern auf Arthur's Seite durchaus ein bisschen Taktik ins Spiel gekommen ist. Ab Lancelot's Tod ging der Streifen dann aber leider wie angesprochen wieder den Bach runter - und dass mit beachtlichem Tempo. Beim übertriebenen (und wie vorhin schon angesprochenen völlig unpassenden) Happy End war dann schließlich der Tiefpunkt erreicht, und trotz einiger guten Actionszenen war ich froh, dass ich diese Neuinterpretation des von mir so geliebten Sagenstoffes rund um König Artus endlich hinter mir hatte...

Fazit: Wenn man die fade Handlung etwas gekürzt und sich den Bezug zur Artus-Sage gespart hätte, hätte „King Arthur“ sogar ein recht guter Blockbuster werden können. So jedoch überwiegt die Enttäuschung darüber, dass die "wahre Geschichte hinter der Legende" deutlich langweiliger und uninteressanter ist als die Legende selbst...

Wertung:   (4/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild & Filmausschnitt © 2004 Touchstone Pictures