Kung Pow - Enter the Fist 

 

USA 2002, 80 Minuten

Regie: Steve Oedekerk 

Manch einem wird Steve Oedekerk vielleicht durch seinen Daumenkinoparodien von großen Hollywoodklassikern ein Begriff sein. Besonders die Star Wars-Parodie Thumb Wars war dabei positiv hervorzuheben. Mit Kung Pow wählt er dieses Mal eine andere Form. Ähnlich wie in Woody Allens *What´s up Pussycat* hat er sich hier einen real existierenden asiatischen C-Movie zur Brust genommen, sämtliche Rollen selbst neu synchronisiert, sich selbst digital als Hauptdarsteller sowie einige komplett neue Szenen eingefügt. Herausgekommen ist eine Komödie, die verdächtig nach Kult riecht.

Dies ist die Geschichte von The Chosen One – dem Auserwählten, dessen Eltern vom finsteren Master Pain getötet wurden, als er selbst noch ein Baby war. Dank seiner schon damals großen Kung Fu Fähigkeiten konnte er sich retten und wurde daraufhin von Nagetieren großgezogen. Fortan kannte er nur noch ein Ziel… den Mörder seiner Eltern finden und im Zweikampf besiegen. Auf diesem Weg wird er merkwürdigen Kreaturen begegnen: kämpfenden Kühen, einer einbrüstigen Ratgeberin und ... Franzosen. Dauernden Angriffen ausgesetzt … mit kaum mehr als seinen Gopher Chaks zur Verteidigung.  

Kung Pow wird dank seiner Eigenwilligkeit sicherlich nur einer überschaubaren Gruppe von Zuschauern gefallen, aber unter denen sollte er sich schnell zum Insiderhit und schließlich zur Kultkomödie entwickeln. Der Humor ähnelt eher MST3K, Weird Al Yankovich´s U.H.F – Sender mit beschränkter Hoffnung oder Kentucky Fried Movie als den Vorgängern in Punkto Genreparodie innerhalb eines echten Film *What´s up Pussycat* und *Tote tragen keine Karos*. Zudem werden einige Insidergags beim Großteil des Publikums eher negativ auffallen und evtl. nicht mal als Gag sondern als peinliche Filmfehler wahrgenommen. So hat sich Oedekerk bei seiner Synchro an die Tradition gehalten…im Gegensatz zu Deutschland wird in den USA scheinbar nur sehr schlampig in diesem Punkt gearbeitet …. deshalb wird auch in Kung Pow noch gesprochen, wenn der Mund längst geschlossen ist und Oedekerk wählte die unpassendsten Stimmlagen für die Figuren. Ob man die Asynchronität den ganzen Film durchziehen musste, sei dahingestellt. Auf jeden Fall wird es fast unmöglich den Witz in einer deutschen Synchronisation zu bewahren (als würdige Sprecher kämen für mich nur Peer Augustinski und evtl. Otto in Frage), weshalb man sich hierzulande wohl auch auf absehbare Zeit mit der Importversion begnügen muss…, aber selbst falls es jemals eine deutsche Veröffentlichung gibt, sei jedem ausnahmsweise von mir empfohlen sich die Originalversion (mit Untertiteln) anzusehen. 

Zurück zum Film. Schon lange stand ich bei keiner Komödie mehr so oft vorm Lachkrampf ..selbst wenn ich mir jetzt beim schreiben einige Szenen noch mal vor Augen führe, könnte ich noch Tränen lachen. Da wäre zum einen natürlich der Kampf gegen die Kung Fu Kuh, der mit Abstand die beste Matrix Parodie war, die mir bisher unter die Augen gekommen ist. Aber nicht nur diese spektakulären Szenen sorgen für Lacherfolge..auch die Dialoge sind köstlich durchgeknallt. 

Deine Geschichte macht mein Herz schwer…und meine Prostata schwach. Meine Blase explodiert gleich. Ich empfinde großes Mitgefühl für deinen Verlust… 

Master, I don´t like him very much..let´s kill him!

Ich muss mich für Wimp Lo entschuldigen…er ist ein Idiot.

Wir haben ihn absichtlich falsch trainiert…nur so…als Scherz.  

Ganz zu schweigen von den trockenen Kommentaren des Erzählers (ebenfalls Oedekerk), die er bei Zeiten in seinen märchenhaften Erzählton einfliessen lässt oder den Kämpfen gegen Master Pain (..ähh ich meine Betty, den so will er bald nur noch genannt werden) zu denen er "U can´t touch this" und ähnliche Rapmusik spielen lässt. Ich möchte aber auch nicht verschweigen, das es neben vieler genialer Gags auch eine Reihe von Rohrkrepieren gibt und Szenen, die zwar irgendwie witzig sind, aber nicht zünden. So hat mir der anfängliche Kampf mit dem computeranimierten Baby nur ein müdes Lächeln abringen können und in der Mitte gibt es allgemein einen kleinen Hänger. Das vermag aber den Gesamteindruck kaum zu schmälern. Ich wünschte nur man könnte hierzulande den verwursteten Film *Tiger and Crane Fist* bekommen, denn dieser muss an sich schon eine Trashgranate allererster Güte sein. Wenn man es nicht wüsste, würde man nämlich oft kaum merken, welche Szenen hier echt und welche nachträglich eingefügt sind. Schlussendlich lernt man auch noch, dass wenn etwas Schlechtes auf der Welt passiert meist Franzosen dahinter stecken. 

Fazit: Trotz einiger weniger Längen und nicht immer zündenden Gags war Kung Pow – Enter the Fist für mich eine außergewöhnlich gelungene Komödie, bei der ich mehr lachen konnte als bei allen Hollywoodkomödien des letzten Jahres zusammen genommen. Das der Film im Rückblick noch genialer erscheint dürfte den meisten so gehen, denn in Erinnerung bleiben nur die guten Momente. Das wird noch verstärkt durch den Trailer zum zweiten Teil, der genau so witzig wie der erste Teil anmutet. Ob es diesen zweiten Teil, aber jemals geben wird und die Vorfreude sich lohnt, ist mehr als fraglich, denn leider war Kung Pow auch in den USA kein durchschlagender Erfolg vergönnt. Beim Abspann unbedingt dran bleiben, denn dort wird gezeigt wie man Oedekerk in den Film zauberte.

Wertung:    (9/10)

 

Verfasser: evildead

 

Zur offiziellen Homepage

Zurück zur Übersicht

Zur Hauptseite

 

Titelbild und Filmausschnitt © 2002 20th Century Fox