MA 2412 - Die Staatsdiener
Österreich
2003, 97 Min.
Regie: Harald Sicheritz
Was falsche Erwartungen an einen Film so alles anrichten können, hat das Kinojahr 2003 teilweise recht deutlich gezeigt. Selten jedoch dürften diese einen so negativen Effekt auf ein Filmerlebnis gehabt haben, wie beim neuesten "Ösi-Film"...
Der "Dokumentarfilm" begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Beamtentums, und lässt dabei einige äußerst unrühmliche Momente dieser Berufsschicht Revue passieren. Außerdem geht dieser Film den Ursprüngen der MA 2412 auf die Spur. Er zeigt, wie sich die Herren Weber (Afred Dorfer) und Breitfuß (Roland Düringer) eigentlich kennen gelernt haben, und welche Motive hinter der Gründung der MA 2412, dem Amt für Weihnachtsdekoration, stehen. Als schließlich die Europäische Union die Lösung all ihrer Probleme in Weihnachten sieht und unsere beiden Vorzeigebeamte als "Task Force" zu diesem Thema nach Brüssel eingeladen werden, wird dem Zuschauer klar, dass die Bürokratie in Österreich im Vergleich zur EU sogar noch vergleichsweise harmlos ist...
Viele Fans der Serie haben sich auf diesen Kinofilm gefreut, erleben wir doch hier das letzte Mal Weber, Breitfuß, Knackal und Co. in Aktion. Um so überraschender sind für mich die großteils negativen Reaktionen, und wie ich in meiner Einleitung schon erwähnt habe: Ich denke, die schlechten Meinungen sind weniger in der Qualität des Films als in den falschen Erwartungen der Fans begründet. Denn ich bin mir sicher, dass fast alle, die diesen Film nun in der Luft zerreißen, eine 90-minütige Episode der Serie erwartet haben, und das ist dieser Film nun einmal nicht. Er ist ganz anders als die Serie, und ich denke das ist auch gut so, denn so gut mir die Serie auch gefallen hat, das Konzept hätte meiner Ansicht nach in einem Kinofilm einfach nicht funktioniert.
Die Serie lebt im Großen und Ganzen von, ich nenne es mal "Blödelhumor", sowie den Doppelconference-artigen Dialoge der beiden Protagonisten. Und das funktioniert in der Serie auch wirklich hervorragend... doch für den Film wollten Dorfer, Düringer und Sicheritz in eine andere Richtung gehen. Eigentlich ergibt das ja auch Sinn: Wozu einen Film machen, wenn man dann erst recht wieder am eigentlichen Konzept festhält? Nein, etwas neues musste her, und bei "Die Staatsdiener" ist das eindeutig der Humor: Denn im Gegensatz zur Serie dominieren beim Film eindeutig die satirischen, ja teilweise sogar zynisch-schwarzhumorigen Elemente, während die bissigen Dialoge und die "Blödeleien" eher in den Hintergrund wandern. Auch ist eine Grundbildung in den Bereichen Wirtschaft, Politik und natürlich vor allem (österreichischer) Geschichte absolut erforderlich, um dem Film etwas abgewinnen zu können. Er stellt also von vornherein ganz andere Ansprüche an das Publikum, und bietet eine andere Art von Humor, ist in vielerlei Hinsicht schwieriger und "gewöhnungsbedürftiger" als das trotz einiger kritischen Untertöne doch eher rein auf gute Unterhaltung zugeschnittene Konzept der Serie.
Zu den besten Momenten gehören die Blicke in Österreichs unmittelbare Vergangenheit (wie die "Entnazifizierung" oder auch die Erwartungen an die EU), die Entstehungsgeschichte der MA 2412, sowie der letzte Teil in Brüssel. Vor allem das Forschungszentrum, die Verhandlungen rund um einen EU-Beitritt der Schweiz und der Vortrag des von Harald Krassnitzer gespielten Experten zum Thema Transit sind einfach köstlich. Aufgrund ihres Seltenheitswertes im Film sind auch die wenigen vorhandenen Geplänkel zwischen Weber und Breitfuß als Highlights anzusehen. Auch der von vielen kritisierte Dokumentationsstil gefiel mir eigentlich sehr gut, es ist etwas erfrischend anderes, und verleiht dem Film einen eigenen Stil. Bei aller "Verteidigung" soll jedoch auch nicht verschwiegen werden, dass dieser Film wahrlich nicht der Hit ist, den man sich vom Trio Dorfer/Düringer/Sicheritz erhoffen durfte. Denn es passiert doch hie und da, dass die eine oder andere Idee einfach nicht zu überzeugen vermag, dass einige der Gags nicht so recht zünden wollen, und sich hin und wieder sogar ein Funken Langeweile einschleicht. Doch im Großen und Ganzen versteht es der Film, auf zynisch-amüsante Art zu unterhalten und zu gefallen...
Fazit:
Alles in allem ist "MA 2412" für mich
zwar nicht das erhoffte Highlicht, doch einen so schlechten Ruf, wie er ihm
momentan vorauseilt, hat er sich wahrlich nicht verdient. Sehr viel hängt von
den Erwartungen ab, die man diesem Film entgegenbringt (ich hoffe, meinen Teil
getan zu haben, um die Erwartungshaltung in die richtige Richtung zu lenken),
und natürlich auch vom persönlichen Humor jedes Einzelnen. Es gibt halt doch
viele, welche dem eher leisen, ironischen Humor weniger abgewinnen können. Für
diese gilt: Spart euch das Kinogeld! Doch allen, die an einer ordentlichen
Portion Zynismus gewürzt mit einem Hauch von schwarzem Humor nichts auszusetzen
haben, empfehle ich, dem Film unbedingt eine Chance zu geben. Denn auch wenn er
alles andere als perfekt ist und ich "Hinterholz 8" und "Poppitz"
insgesamt besser einstufen würde, so ist und bleibt "Die
Staatsdiener" eine gelungene Satire auf die Bürokratie und das Beamtentum,
die man als Fan des Genres gesehen haben sollte...
Wertung:
(6/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild © 2003 Luna Filmverleih GmbH