Mission: Impossible III
USA 2006, 126 Min.
Regie: J.J. Abrams
Am 04. Mai 2006 startete Mission Impossible 3 in den deutschen Kinos, und läutete damit den offiziellen Beginn der diesjährigen Blockbuster-Saison ein. Und das nach einer durchaus problemgebeutelten Produktionsgeschichte - sah es doch einige Zeit lang so aus, als würde die Produktion eines weiteren Sequels zur Agentenreihe dem Titel „Mission Impossible“ mehr als nur gerecht werden. Doch nachdem sowohl David Fincher als auch Joe Carnahan genervt das Handtuch warfen, hieß es 2005 schließlich "Abrams, übernehmen Sie"... und "Alias" und "Lost"-Erfinder J.J. Abrams ist es in seiner ersten Kinoregie auf Anhieb gelungen, nicht nur den bisher besten Film der Reihe, sondern zugleich den besten Agentenfilm seit Jahren auf die Beine zu stellen...
Eigentlich hat sich Ethan Hunt (Tom Cruise) ja aus dem aktiven Dienst zurückgezogen, um mehr Zeit mit seiner Freundin Julia Meade (Michelle Monaghan) verbringen zu können. Doch als ihm ein Kollege von IMF darüber informiert, dass eine Agentin die er selbst ausgebildet hat, bei einem Einsatz in Deutschland gefangengenommen wurde, beschließt er, für den Rettungseinsatz wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren. Dies bringt ihn schließlich auf die Fährte des internationalen Waffenhändlers Owen Davian (Philip Seymour Hoffman), dem das IMF nun schon seit Jahren hinterherjagt. Bei einem weiteren Einsatz in Rom gelingt es ihm schließlich sogar, Owen Davian gefangen zu nehmen - doch auf dem Weg zum IMF wird der Konvoi angegriffen und es gelingt Owen, der Ethan für seine Tat bittere Rache geschworen hat, zu entkommen. Nur kurz darauf ist Ethans Freundin Julia verschwunden, und nun stellt ihn Owen vor ein Ultimatum: Entweder Ethan besorgt ihm binnen 48 Stunden eine geheinisvolle, in japanischen Labors entwickelte Waffe namens "Hasenpfote", oder Julia stirbt...
In diversen Internetforen war zu lesen, dass man "Mission Impossible III" anmerken könnte, dass ein Serienregisseur Regie geführt hat. Nun, was die Qualität der Inszenierung betrifft kann ich da absolut nicht zustimmen. Nicht nur, dass J.J. Abrams Serien ohnehin auch schon inszenatorisch auf Kinoniveau liegen (und teilweise ihre Konkurrenz aus dem Kino sogar noch übertreffen), hat er sich für den Kinofilm noch einmal gesteigert, und einen Film auf die Leinwand gezaubert, bei dem insbesondere die Action absolut überzeugen kann, und die viel zu langweilige und durchschnittliche Inszenierung John Woo's beim 2. Teil locker übertrifft. So gibt es meines Erachtens nur eine einzige Gelegenheit, bei der Abrams seine Serienherkunft offenbart, und diese ist zugleich der größte Kritikpunkt den ich gegenüber Mission Impossible III vorzubringen habe: Der Einstieg ist ein TV-typischer Teaser, der das Interesse des Zuschauers wecken soll, so dass dieser auch ja nicht während der Titelsequenz zur Konkurrenz schaltet. Das Problem dabei ist natürlich, dass ein Kinofilm gänzlich anders aufgebaut ist. Hier gibt es keine Unterbrechung nach ein paar Minuten und auch keine Werbeeinblendungen (Ausnahmen wie "I, Robot" und "Die Insel" bestätigen die Regel ), und als geneigter Kinozuschauer, der an der Kasse 5-9 Euro hingeblättert hat um sich diesen Film anzusehen (Verpflegung nicht eingerechnet) wird man auch nicht gleich nach ein paar Minuten den Saal verlassen.
Trotzdem hat sich J.J. Abrams für diesen - meines Erachtens billigen - Einstieg entschieden, und verhinderte damit leider zugleich, dass es dieser Szene gelingt, mich wirklich zu berühren. (Achtung, Spoiler!) Denn zu Beginn, als Julia kaltblütig hingerichtet wird, kennt man sie (bzw. ihre Verbindung zu Ethan) einfach noch nicht gut genug, um davon emotional getroffen zu werden. Und auch wenn das an sich noch kein Beinbruch gewesen wäre, da die Szene natürlich als Schock zum Einstieg durchaus funktioniert hat, hatte diese Szene noch eine viel schlimmere Wirkung auf mich: Denn da es zu Beginn so aussah, als würde Julia im weiteren Verlauf des Films ohnehin draufgehen, habe ich mich bei ihren gemeinsamen Szenen mit Ethan irgendwie ausgeklinkt. Ein Teil von mir dachte sich "Warum soll ich mich überhaupt noch emotional in diese Beziehung einbringen, wenn ich ohnehin schon weiß, dass sie tragisch enden wird?". Und dies hat wiederum dazu geführt, dass mich ihre gemeinsamen Szenen nie sonderlich interessieren und/oder begeistern konnten, und haben leider die Wiederholung der Einstiegsszene im weiteren Verlauf des Films für mich zu einem genau so emotionslosen Ereignis gemacht, wie sie das auch zu Beginn war. Was dem ganzen schließlich die Krone aufsetzt: Nach Keri Russels frühem Tod hätte ich Abrams vielleicht sogar tatsächlich zugetraut, Julia sterben zu lassen - aber nicht, nachdem diese Szene bereits zu Beginn verbraten wurde. Das schrie ja förmlich nach "Twist" (entweder, dass Owen danebengeschossen hat, oder was auch immer), und mit jeder verstreichenden Minute wurde ich mir sicherer und sicherer, dass Julia überleben würde - bis ich schließlich als es soweit war keinen Augenblick daran geglaubt habe, dass Julia auch wirklich erschossen wurde (Spoiler Ende). Auch dies hatte auf die emotionale Wirkung dieser Szene natürlich negative Auswirkungen - was vor allem deshalb extrem schade ist, weil sie mich, wenn man sie nicht bereits für den Einstieg in den Film verbraten hätte, sicher kalt erwischt und ungemein berührt hätte.
Von diesem - zugegebenermaßen nicht unwesentlichen - Kritikpunkt mal abgesehen kann ich jedoch kein Haar in diesem wohltuenden Agentensüppchen finden, dass uns J.J. Abrams hier aufgetischt hat. Die Handlung legt diesmal deutlich mehr Wert auf die Figuren und reiht nicht unmotiviert eine Actionszene an die andere, wie das beim 2. Teil der Fall war. Auch ist sie mit zahlreichen Twists und Wendungen geschmückt - von denen mich jedoch wie ich zugeben muss nach 4 Staffeln "24" keine sonderlich überraschen konnte (auch wenn der Film Gott sei Dank zu keinem Zeitpunkt die peinliche Vorhersehbarkeit des Vorgängers erreicht). Insbesondere um wen es sich beim Verräter innerhalb der IMF handelt, war für mich einfach zu offensichtlich, (Achtung, Spoiler!) vor allem auch, da Laurence Fishburne bereits ab der 1. Szene zu verdächtig war, um schuldig zu sein, und im Gegenzug Billy Crudup so unschuldig wirkte, dass er sich ja nur als Bösewicht herausstellen konnte (Spoiler Ende). Lediglich die Frage (Achtung, Spoiler) warum er Ethan Hunt überhaupt erst ins Spiel bringt (Spoiler Ende) war mir über weite Strecken des Films unklar, bis mir dann schließlich ein Licht aufgegangen ist und ich das Komplott voll und ganz durchschaut habe - was nichts daran ändert, dass ich das Motiv des Verräters einfach nur grandios finde. Wirklich überraschen konnte mich allerdings (Achtung, Spoiler!) der frühe Tod von Kerri Russell (Spoiler Ende), mich dem ich wirklich nicht gerechnet hätte - schon gar nicht so früh. Das war wirklich mal eine perfekt gelungene und inszenierte üble Wendung...
Etwas enttäuscht war ich hingegen von Bösewicht Owen Davian - insbesondere nach den großartigen Trailern, die ihn wirklich wie einen der genialsten Bösewichte der Filmgeschichte aussehen ließen. Stattdessen war Owen Davian meines Erachtens nur halb so böse, wie man uns das zu verkaufen versuchte. Ethan Hunt ebenbürtig oder gar überlegen? Ach i wo... Der Film versucht zwar durch dessen großem Charisma und sein Selbstbewusstsein darüber hinwegzutäuschen, aber... jetzt nun mal ehrlich: Welche große Leistung hat Davian schon vollbracht? Bereits bei Ethans erstem direkten Einsatz gegen ihn wird er von ihm überwältigt und gefangen genommen. Auf dem Flugzeug spielt er zwar den großen Macker, doch ohne seine Verbindung zum IMF wäre es ihm weder gelungen, zu entfliehen, noch hätte er diese Organisation so lange zum Narren halten können. Hier wurde meines Erachtens verzweifelt versucht, mit Oberflächlichkeiten einen tollen Bösewicht zu suggerieren - doch zumindest ich habe die Scharade durchschaut. Doch dass Davian's Figur als Bösewicht an sich etwas enttäuscht hat ändert nichts an Hoffmanns großartiger Performance. Er spielt Davian genau mit der richtigen Mischung aus Bedrohlichkeit und Selbstsicherheit, garniert mit einer Prise Sadismus und Rachsucht. Und auch wenn er in seiner Rolle natürlich jeden anderen Darsteller des Films an die Wand spielt, schlägt sich auch Tom Cruise wieder einmal erstaunlich gut. Vor allem in der Szene im Flugzeug und danach während des "Verhörs" passt sich sein Schauspiel der großen Klasse von Hoffmanns Performance an. In den Nebenrollen überzeugen vor allem Michelle Monaghan (auch wenn sie lange Zeit nichts besseres zu tun bekommt als nett auszusehen) und Simon Pegg, der als Computerexperte und unfreiwilliger Helfer von Hunt während des Showdowns eines der Highlights des Films darstellt.
Die vermutlich beste Leistung des Films vollbringt jedoch keiner der Schauspieler, sondern der Regisseur, denn wie zuvor schon erwähnt: J.J. Abrams meistert den Sprung auf die große Leinwand wirklich mit Bravour. Die erste Actionszene, nämlich die Befreiung von Kerri Russell aus der Gefangenschaft, war mir zwar schon wieder eine Spur zu hektisch geschnitten, andererseits muss ich gestehen dass diese wackelige Kamera und die schnellen Schnitte in diesem Fall wirklich passend waren und die Hektik des Einsatzes perfekt wiedergespiegelt haben. Und spätestens die Brückenszene war dann ohnehin einfach nur genial in Szene gesetzt - wobei man den besten Moment davon (als Cruise durch die Wucht der Explosion gegen einen Wagen geschleudert wird) ja leider schon im Trailer verbraten hatte. Doch auch bei der obligatorischen Verfolgungsjagd und dem Showdown enttäuscht J.J. Abrams Inszenierung nicht, und kann mit einigen netten Einfällen und Kamerafahrten aufwarten. Neben den eigentlichen Actionszenen waren auch die (Spionage-)Einsätze an sich wirklich gut in Szene gesetzt. Gut gefallen hat mir ebenfalls, dass weite Teile von Ethans letzter "unmöglichen" Mission abseits der Kamera stattfanden - was die Spannung doch noch einmal zusätzlich erhöht hat. Perfekt unterstützt wurde die Inszenierung durch den adrenalingeladenen Soundtrack von "Lost"-Komponist Michael Giacchino - wenn mir auch das Mission Impossible-Theme von ihm etwas vernachlässigt wurde. Zuletzt muss auch noch einer Abteilung der Filmproduktion ein Lob ausgesprochen werden, die ich sonst normalerweise vernachlässige: So ist das Make-Up, insbesondere was die diversen Verletzungen und Wunden betrifft, wirklich großartig - da es sowohl echt wirkt als auch wirklich brutal und schmerzhaft aussieht. Angesichts der Tatsache, dass mir das Make-Up sonst bei Filmen eigentlich kaum positiv auffällt, ist dies wirklich ein großes Kompliment...
Fazit: Im Gegensatz zu vielen anderen Blockbustern ist es "Mission Impossible III" gelungen, die vom großartigen Trailer geschürten Erwartungen zu erfüllen. Zudem gelingt es Regie-Neuling J.J. Abrams, dort zu überzeugen, wo sowohl Brian dePalma als auch insbesondere John Woo gescheitert sind, nämlich einen MI-Film zu machen, bei dem allfällige Einmischungen von Tom Cruise nicht negativ auffallen. Die Story ist mit zahlreichen (wenn auch teilweise arg vorhersehbaren) Wendungen gespickt und überzeugt vor allem durch ihren persönlichen Bezug zur Hauptfigur. Philip Seymour Hoffmann beweist als Bösewicht wieder einmal seine Wandlungsfähigkeit, und Tom Cruise liefert die 3. solide bis sehr gute Performance in Folge ab. Wo Woo sich in seinen zahlreichen Zeitlupensequenzen und weißen Tauben verloren hat, gelingt es Abrams' Inszenierung der Actionszenen völlig zu überzeugen. Einziger Wehrmutstropfen ist der billige Teaser-Einstieg in den Film, der mir vieles von der weiteren Entwicklung verdorben hat - ein Kritikpunkt, der jedoch auch nichts daran ändert, dass es sich bei "Mission Impossible III" um den besten Actionfilm seit Jahren handelt...
Wertung: (9/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild und Filmausschnitte © 2006 Paramount Pictures