Open Range - Weites Land
(Open Range)
USA 2003, 133 Minuten
Regie: Kevin Costner
Mit "Der mit dem Wolf tanzt" feierte Kevin Costner seinen bisher größten Erfolg. Kein Wunder also, dass er nach einigen Flops wieder in dieses Genre zurückkehrt, um möglichst an vergangene Erfolge anzuschließen. Nun, ein zweiter Klassiker wie sein Western-Epos rund um John Dunbar ist "Open Range" zwar nicht, doch immerhin ist es ihm gelungen, das seit Eastwood's "Erbarmungslos" im Tiefschlaf steckende Genre auf gelungene Art und Weise wiederzubeleben...
Die Cowboys Boss Spearman (Rubert Duvall) und Charley White (Kevin Costner) ziehen mit den beiden Gehilfen Mose und Button und ihrer großen Herde durch das Land. Da eines Tages die Vorräte knapp zu werden drohen, wird Mose ausgeschickt, um aus einer naheliegenden Stadt Proviant zu holen. Als dieser 2 Tage danach immer noch nicht zurückgekehrt ist, beschließen Boss und Charley, der Sache auf den Grund zu gehen. In Harmonville angekommen erfahren sie schließlich, dass ihr Freund in eine Schlägerei geraten und vom Sheriff, der offenbar die Wünsche des zwielichtigen Denton Baxter (Michael Gambon) ausführt, ins Gefängnis gesteckt wurde. Die beiden Cowboys zahlen die Kaution und werden von Baxter gewarnt, seinen Besitz mit ihrer Herde zu verlassen. Nachdem Mose vom Arzt der Stadt und seiner bezaubernden Schwester Sue (Annette Benning) versorgt wurde, kehren die 3 zum Lager zurück. Sie werden von seltsamen Männern mit Kapuzen verfolgt, und Charley und Boss beschließen, den Kerlen eine Lektion zu erteilen. Doch während sie die Truppe gerade überfallen und einschüchtern, reitet eine andere Gruppe von Baxters Leuten in ihr Lager und überfallen Mose und Button. Boss und Charley schwören Rache...
Bei "Open Range" handelt es sich um einen herrlich altmodischen, zugleich aber auch erstaunlich realistischen Western. Im Gegensatz zu früheren Vertretern seines Genres verzichtet er darauf, die Cowboys zu übertriebenen Superhelden hochzustilisieren. Ja, Boss und Charley werden am Ende mit einer erstaunlichen Anzahl an Feinden fertig und geben dabei eine erstaunliche Anzahl von Schüssen ab, ohne allzu oft nachzuladen, doch nichts davon dringt in Niederungen vor, für die insbesondere die Filme mit John Wayne berüchtigt sind. Was ebenfalls hervorsticht, ist die Charakterisierung: Beide sind keine einfachen eindimensionalen Schablonen, sondern vielschichtige Figuren mit Träumen, Traumen, Stärken und Schwächen, die noch dazu von Kevin Costner und Robert Duvall kongenial verkörpert werden. Ebenfalls erwähnenswert erscheint mir die wunderbare Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, die alle Szenen, in denen nur Boss und Charley aufmachen, zu einem Erlebnis machen. Insbesondere das Gespräch vor dem großen Showdown ist hier noch einmal gesondert hervorzuheben - ein herrlicher stiller Moment, bei dem man wirklich keine Schauspieler vor sich sieht, sondern nur mehr 2 alte Freunde, die sich darauf vorbereiten, in den Kampf zu ziehen - wohl wissentlich, dass es für Beide das Ende bedeuten könnte.
Eine weitere Stärke des Films ist Costners ruhige Inszenierung. Er nimmt sich immer wieder die Zeit, die Schönheit der Landschaft in den Mittelpunkt zu rücken, und begeistert den Zuschauer mit ein paar wirklich beeindruckenden Aufnahmen. Auch der eher langsame Spannungsaufbau konnte mir gefallen - wobei hier auch gleich festgestellt werden muss, dass dieser wohl nicht jedermanns Sache sein dürfte, und einigen die Handlung in "Open Range" etwas zu zäh verlaufen könnte. Aber selbst jene, die zwischendurch hin und wieder auf die Uhr schauen, werden am Ende mit einem herausragenden Showdown für ihre Geduld belohnt. Meiner Meinung nach hat Kevin Costner mit diesem Showdown eine neue Referenz im Western-Genre geschaffen. Er ist relativ lang, dennoch keine Sekunde langweilig, stellenweise brutal, und vor allem: Costner hat genau die richtige Balance zwischen beeindruckender Optik und möglichst hohem Realismus gefunden.
Was ist an "Open Range" weniger gelungen? Nun, Michael Gambon konnte mich als Bösewicht weniger überzeugen... was weniger an seiner Darstellung liegt, als an der Rolle an sich. Man sieht von Baxter meines Erachtens ein bisschen zu wenig - vor allem rächt es sich im Endeffekt, dass viele seiner schlimmen Taten abseits der Kamera passieren, sei es die Kneipenschlägerei mit Mose oder der Überfall auf das Lager. Dadurch konnte man ihn einfach nicht so hassen, wie dies Costner und Duvall getan haben. Der größte Nachteil des Films ist aber die zwar stellenweise recht nette, nichtsdestotrotz aber ungeheuer klischeehafte und kitschige Romanze zwischen Charley und Sue. Während sich diese über weite Strecken angenehm im Hintergrund hält und somit nie zu aufdringlich wird, konzentriert sich der Film nach dem Showdown meines Erachtens viel zu sehr auf die Beziehung dieser zwei Menschen. Womit wir auch schon bei meinem letzten Kritikpunkt wären: Der Film nimmt sich nach dem großartigen Showdown einfach etwas zu viel Zeit, um zu einem Abschluss zu kommen. Vor allem, wenn die Laufzeit mal 2 Stunden überschritten hat und der eigentliche Höhepunkt noch dazu bereits hinter einem liegt, ist solch eine eher gemächliche Erzählweise problematisch - noch dazu, wenn damit ohnehin eine nicht sonderlich gelungene Handlung (eben rund um Charley und Sue) erzählt wird. Hier hätte Costner doch ein wenig kürzen und die Geduld der Western-Fans nicht zu sehr auf die Probe stellen sollen. Davon einmal abgesehen aber ein beeindruckendes Lebenszeichen eines tot geglaubten Genres...
Fazit: Toller Western mit wunderschönen Bildern, zwei Hauptdarstellern in absoluter Spiellaune, einem grandiosen Showdown und einigen wirklich großartigen Szenen. Für Fans des Genres absolut empfehlenswert!
Wertung:
(8/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild & Filmausschnitte © 2003 Touchstone Pictures