Save the Green Planet

(Jigureul jikyeora!)

 

Südkorea 2003, 118 Minuten

Regie: Jeong Jun-Hwan

Obwohl mich schon jüngst mit My Sassy Girl eine koreanische Version einer Liebeskomödie unerwarteterweise begeistern, sah ich mir Save the Green Planet ohne große Erwartungen an...eher skeptisch einer Empfehlung folgend. Es präsentierte sich ein Film, bei dem es ebenso schwer fällt ihn in ein Genre zu pressen wie den Einfallsreichtum und die Klasse gebührend zu würdigen. So abgefahren, das er nicht mal in seinem Heimatland als massentauglich durchging. 

Byun Go ist davon überzeug,t das die Erde von Aliens in Menschengestalt infiltriert wird. Durch intensive Studien von Klatschblättern und Sensationsbüchern ist er zum Schluss gekommen, dass bei der nächsten Mondfinsternis die Invasion der Andromedaner stattfinden und deren Herrscher, der dunkle Prinz auf der Erde erscheinen wird. Da er der Einzige ist, der von der drohenden Gefahr weiß, entführt er mit seiner übergewichtigen Freundin (eine Seiltänzerin) den Chef des örtlichen Chemie-Unternehmens, Kang Man-shik. Dieser muss der direkte Kontaktmann des dunklen Prinzen sein und ist außerdem dafür verantwortlich das Byun Gos Mutter hirntot im Koma liegt. Ausgestattet mit Telepathieabwehrhelm und Werkzeug zur eindeutigen Erkennung von Aliens beginnt das Verhör im Keller von Byun Gos abgelegenem Haus.  

Selten war ein Cover und die grobe Inhaltsangabe so irreführend wie bei Save the Green Planet. Bei diesen knalligen Farben und dem breit grinsenden Protagonisten erwartet man einfach eine überdrehte und alberne Komödie. Dieser Eindruck scheint in der ersten Viertelstunde auch noch berechtigt, wenn der Held seiner dicken Freundin wirre Theorien erklärt…einen lächerlichen Hut auf dem Kopf. Aber wenn Byun Go dann die Elektroschocker auspackt und dem Entführten ätzende Medizin in Wunden und Augen schmiert um die für Aliens typische hohe Schmerztoleranz zu beweisen, zieht eine ganz andere Atmosphäre ein. Der scheinbar harmlose Idiot wirkt auf einmal wie die männliche Version von Annie Wilkes, dem *Fan* in Stephen King´s Misery. Von der Komödie ist nichts mehr übrig geblieben…bestenfalls rabenschwarzer Humor flackert ab und an auf. Während sich in der Hauptstory nach und nach mehr von Byun Gos Psyche offenbart, wird in einer Nebenhandlung derweil noch ein kleiner Buddy-Movie präsentiert in dem ein stoischer und eigenwilliger Ermittler mit seinem jungen Bewunderer als einziger auf der richtigen Fährte im Entführungsfall ist. 

Näher möchte ich hier auf die Handlung nicht eingehen…von diesem fantastischen Mix sollte sich jeder ohne zu große Vorkenntnisse selbst überzeugen. Neben der Handlung, die in keinster Weise vorhersehbar und zum originellsten seit langem gezählt werden darf, überzeugt Save the Green Planet auch mit einer ebenso einfallsreichen Optik, die einige äußerst ungewöhnliche Kameraeinstellungen/fahrten zu bieten hat und die jeweilige Stimmung mit passenden Farben unterstützt. Ähnliches gilt für den Soundtrack. Das beste Beispiel: zum Anfang erklingt eine laute und knallige Punkversion von Somewhere over the Rainbow, während in den Folterszenen sentimentalere Versionen zum Einsatz kommen. An den Darstellern gibt es ebenfalls nichts auszusetzen..im Gegenteil… auch in den hektischen bis hoch emotionalen Szenen gleitet das Spiel nie in Overacting ab. Womit selbst der Punkt den ich bisher in sehr vielen asiatischen Filmen zu bemängeln hatte in diesem Fall den hervorragenden Gesamteindruck nicht schmälern kann. 

Fazit: Man sollte mit Worten wie genial, innovativ oder überwältigend nicht um sich schmeissen, aber all das trifft auf Save the Green Planet zu. Nach unzähligen gesehenen Filmen fällt es wohl den meisten unter uns schwer noch einen zu finden, der nicht einfach nur unterhaltsam berieselt sondern auch mal wieder verblüffen kann, dessen Handlung keine 5 Minuten vorhersehbar ist und in dem die Gesetze, der meist recht eingefahrenen Hollywood-Dramaturgie außer Kraft gesetzt sind. Ein gutes Beispiel ist das Ende dieses Films. Es mutet so bizarr … fast schon lächerlich an, das es ein Testscreening nie überstanden und jeder US-Produzent eine andere Version verlangt hätte. Das ein Genremix nicht automatisch gelungen sein muss, erlebt man oft genug…viele solcher Filme überzeugen weder als das eine noch das andere und schon gar nicht als Gesamtprodukt. Bei Save the Green Planet setzen sich hingegen viele separat schon gelungene Elemente aus ( Coming of Age- ) Drama, Komödie, Science-Fiction oder Thriller zu einem noch strahlenderem Gesamtwerk zusammen. Obendrauf garniert mit Anspielungen auf Filmklassiker wie z.B. einer wunderbaren Parodie der Eröffnungsszene aus 2001. Fertig ist eine filmische Achterbahn der Extraklasse. Im Grunde eigentlich ein 10/10 Kandidat, aber zumindest beim ersten Sehen verbreitete er nicht ganz die filmische Magie eines Donnie Darko…deshalb vorerst NUR 9/10.

Wertung:    (9/10)

 

Verfasser: evildead

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 2003 CJ Entertainment