SAW

 

USA 2004, 100 min (gekürzte R-Rated Fassung)

Regie: James Wan 

Der aus der CINEMA-Kritik auf die offiziellen Filmposter übernommene Slogan: „Nach Sieben kommt nicht Acht, sondern SAW!“ dürfte dafür sorgen, dass das bemerkenswerte Regiedebüt von James Wan bei manchem Zuschauer einen unnötig schweren Stand bekommt. Mit David Finchers gestyltem Serienkillerklassiker hat SAW außer dem sadistischen Einfallsreichtum seines Killers und einiger optischer Anleihen nämlich herzlich wenig gemeinsam. Während Finchers Film neben seinem Look auch durch für Genreverhältnisse erstaunlich ausgeprägte Charaktertiefe und Gesellschaftskritik bestach, zeigt SAW ein viel kleineres, kammerspielartiges Szenario. Ein kleiner, schmutziger und erbarmungsloser Thriller, der in erster Linie schocken will. Das soll keinesfalls eine Abwertung sein. Man kann keine Äpfel mit Birnen vergleichen…auf seinem Gebiet ist SAW mindestens so effektiv wie Sieben.  

Zwei Männer wachen an Rohre angekettet in einem abgeschlossenen kargen Kelleraum auf ohne zu wissen wie sie dort hinkamen. Zwischen ihnen eine Leiche und ein Tonband mit Anweisungen. Wenn der eine seinen Mitgefangenen nicht bis Ablauf der Frist tötet, muss seine Familie dafür büßen.  

SAW ist sicherlich einer der kompromisslosesten und fiesesten Thriller der letzten Kino-Jahre. Um ein letztes Mal auf Sieben zurückzukommen: der war trotz seiner Härte immer noch im oberen Bereich der Mainstreamsehgewohnheiten, SAW überschreitet diese teilweise. Die einmalig klaustrophobisch-paranoide Atmosphäre von Cube (da sind schon deutlichere Parallelen!) kann er zwar meines Erachtens nicht ganz erreichen (allein schon bedingt durch die Blicke in die Welt außerhalb der Zelle), aber dennoch kann er durchgehend Hochspannung aufbauen und den Zuschauer mit der Frage nach dem Täter und seinen Beweggründen auf Trab halten - auch dank zahlreicher roter Heringe und überraschender Wendungen. Auf der negativen Seite steht an vorderster Linie Cary Elwes... oder evtl. auch nur seine deutsche Synchronstimme. Sein verzweifeltes Wehklagen und Geschrei klang wie eine Parodie und erweckte in mir eher unfreiwillige Belustigung als das es mich aufwühlen oder gar berühren könnte. Das raubt dem Showdown leider Einiges an Wirkungskraft. Leigh Whannell, der seinen Zellengenossen spielt (und zusammen mit James Wan das Drehbuch verfasste!), zeigt zwar auch keine oscarreife Vorstellung, füllt seine Rolle aber problemlos aus. 

Wenn man SAW also eins vorwerfen mag, dann das in der Besetzung der Hauptcharaktere noch Potential gelegen hätte. Nur sollte man nicht vergessen das SAW nur lächerliche 1,2 Mio Dollar gekostet hat! Respekt, das man davon sogar noch die Nebenrollen mit Danny Glover oder Monica Potter prominent besetzen konnte. Kein richtiger Schwachpunkt, aber diskussionswürdig: Das Ende lieferte zwar Gott sei Dank nicht den Twist, den ich befürchtet hatte, aber es kommt mir auch nicht clever genug vor als das es sich einen Rückblick mit Aha-effekt ala Die üblichen Verdächtigen oder Sixth Sense erlauben dürfte. Alles in allem ist SAW trotz kleinerer Mängel fraglos ein Highlight des noch jungen Kinojahres. Auf vermeintliche Logiklöcher bin ich dabei nicht mal eingegangen. Da heißt es friss oder stirb... bzw. akzeptiere die Gegebenheiten oder versau dir die Spannung und Atmosphäre mit zu viel nachdenken selbst. Man darf gespannt sein, in welche Richtung die (mittlerweile angekündigte) Fortsetzung gehen wird. Weichgespülter Aufguss oder originelle Weiterentwicklung? Man wird sicherlich mehr Budget zur Verfügung stellen... und mehr Budget bedeutet auch höhere Erwartungen an die Zuschauerzahlen.  

Fazit: Die Erwartungen sollte man vielleicht etwas herunter schrauben. SAW schafft es (z.B. durch die Fokussierung auf die Opfer und nicht die Ermittler) das schon etwas ausgelutschte Serienkillergenre aufzupolieren, aber das Rad erfindet auch er nicht neu. Zudem ist er zumindest für Genrefans längst nicht so schockierend (zumindest in der deutschen Kinoversion) wie man anhand einiger Kritiken glauben könnte. Für Zuschauer, die ein zweites Sieben erwarten anderseits vielleicht schon wieder ein ZU intensiver und sadistischer Psychotrip. Eigentlich würde ich diesem Film 8,5/10 geben, aufgrund einer fehlenden Halbnotenwertung runde ich jedoch auf 8/10 ab.

Wertung:  (8/10)

Verfasser: evildead

 

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Titelbild und Filmausschnitt © 2005 Artisan Entertainment