Superman Returns
USA
2006, 154 Min.
Regie: Bryan Singer
Schon seit Jahren warten Comicfans auf die Rückkehr von Superman. Viele Schauspieler und noch mehr Regisseure waren im Gespräch, das nächste Abenteuer des Mannes aus Stahl auf die Leinwand zu bringen. Nach jahrelangem hin und her entschieden sich Warner Brothers schließlich für den mit den ersten beiden X-Men Verfilmungen sehr erfolgreichen Bryan Singer. Doch wie schon "Batman Begins" zuvor ist Superman Returns kein einfaches Sequel zur bisherigen Reihe. So verfolgt Bryan Singer bei der Rückkehr des Mannes aus Stahl doch einen sehr eigenwilligen Ansatz: Er bezieht sich eindeutig auf den ersten Superman-Film aus dem Jahr 1978, negiert jedoch dessen 3 Fortsetzungen...
Nach 5-jähriger Abwesenheit kehrt Superman alias Clark Kent (Brandon Routh) wieder auf die Erde zurück - und muss erkennen, dass sich viel verändert hat. Sein Schwarm Lois Lane (Kate Bosworth) war es scheinbar irgendwann leid, auf ihren Supermann zu warten, ist mittlerweile mit ihrem Reporterkollegen Richard White (James Marsden) verheiratet und hat sogar einen Sohn. Ob dieser Enthüllungen geknickt, wird ihm jedoch schon bald klar, dass er sich den richtigen Moment ausgesucht hat, um von seiner Reise nach Krypton zurückzukehren: Denn Lex Luthor (Kevin Spacey) ist, ohne belastende Aussage des Hauptzeugen Superman, mittlerweile dank guter Führung entlassen worden, und verfolgt einen teuflischen Plan. Mit Hilfe der Kristalle aus Superman's eisigem Versteck in der Arktis und einem gestohlenen Kryptonit-Meteoriten möchte er einen neuen Kontinent erschaffen, der vom für Superman so gefährlichen grünen Kristall durchzogen ist. Dass bei der Erschaffung dieses Kontinents die halbe USA überschwemmt werden, scheint ihn dabei nicht wirklich zu stören. Allerhöchste Zeit für Superman, seine Clark Kent-Verkleidung abzustreifen und im rot-blauen Kostüm durch die Nacht zu fliegen, um Lex Luthor zu stoppen..
Wie von mir schon befürchtet ist es Singer leider nicht gelungen, meine Skepsis bezüglich dieser Verfilmung als unangebracht zu entlarven. Wie in meiner Vorschau zum Kinojahr 2006 schon erwähnt, fand ich Superman zwar als Kind noch nett (wo man auch deutlich wohlwollender über viele heutzutage eher trashige Szenen hinwegsieht, wie z.B. als Superman die Erde in die andere Richtung dreht, um die Zeit zurückzudrehen), heutzutage ist er mir aber als Figur einfach zu langweilig. Superman ist zu perfekt, er hat keine Schwächen, ist immer freundlich, ein Gentleman - und vor allem, er ist immer erfolgreich. Wo Spiderman, die X-Men und natürlich insbesondere Hulk mit einem interessanten inneren Konflikt aufwarten können, braucht es bei Superman Einflüsse von außen, um ihn bzw. die Handlung interessant zu machen - und eben da hapert es bei seiner Rückkehr. Zwar gerät Superman gegen Ende hin schon auch mal in Bedrängnis, aber da man genau weiß dass Bryan Singer nicht extra Superman's Rückkehr inszeniert um ihn dann sterben zu lassen, sind die entsprechenden Szenen nur leidlich spannend. Generell denke ich dass Lex Luthor kein würdiger Gegner für Superman ist. Ein SuperHELD braucht nun mal auch einen SuperFEIND mit ähnlich bis gleich starken Kräften, und nicht einfach nur einen größenwahnsinnigen Menschen mit Glatze und grünen Kristallen. Das ist ja ungefähr so spannend als würde Spiderman gegen Blofeld und sein weißes Miezekätzchen kämpfen. Dass die Handlung in wesentlichen Elementen noch dazu sehr vorhersehbar war und mir die übertriebene Synchronizität der Dialoge (d.h. ein Satz der zu Beginn/in der Mitte des Films gesagt wird, wird dann am Ende in ähnlichem Zusammenhang noch einmal genau so wiederholt) mit der Zeit sehr billig vorkam und mich richtiggehend genervt hat, hilft auch nicht gerade dabei, dass ich dem Film das Attribut seines Helden verleihen könnte.
Apropos Held: Das Casting vom bisher weitgehend unbekannten Brandon Routh als neuer Superman/Clark Kent hat innerhalb der Fangemeinde einiges an Aufsehen erregt. Ich muss jedoch sagen, er hat sich eigentlich gar nicht mal so schlecht geschlagen. Zwar fehlt ihm etwas das Charisma und der selbstironische Touch eines Christopher Reeve, er hat aber definitiv das richtige Aussehen für die Rolle und hat aus dieser langweiligen Figur eigentlich so gut wie alles rausgeholt, was rauszuholen war. Nur eines hat mich an ihm gestört: Er ist dann doch etwas zu jung. So hatte ich teilweise das Gefühl, einen Film über Superboy zu sehen, und nicht über SuperMAN. Interessant daran finde ich, dass ich nach den ersten Castingmeldungen und dem Trailer eigentlich erwartet hatte, eben diesen Eindruck von Kate Bosworth zu haben, die im zarten Alter von 23 immerhin eine fleißige Karrieremutti jenseits der 30 darstellt. Natürlich sieht sie für ihr (Film-)Alter ziemlich jung aus, dank dem Make-Up und dem gelungenen Styling erschien sie mir jedoch durchaus glaubwürdig - und auch sonst lässt ihr Schauspiel keine Wünsche offen. James Mardsen hat leider wie schon bei der X-Men Trilogie das Pech, eine ziemlich uncharismatische und langweilige Person zu spielen - füllt diese Rolle jedoch sehr gut aus (das könnt ihr jetzt verstehen wie ihr wollt ). Das Highlight des Films ist aber natürlich ohne jeden Zweifel Kevin Spacey als Lex Luthor. Es ist offensichtlich, dass er großen Spaß daran hatte, diese Figur zu portraitieren, und eben dieser Spaß überträgt sich auch 1:1 auf den Zuseher. Herrlich, wie er ständig zwischen under- und overaction hin- und herwechselt und damit mit einer sehr überraschenden und abwechslungsreichen Performance absolut überzeugen kann. Und, auch nicht unwesentlich: Seine Figur sorgt mit Abstand für die meisten Lacher, und sorgt damit für den nötigen Humor. Trotzdem wird er, wie auch der Rest der Besetzung, von einem Toten gnadenlos an die Wand gespielt: Marlon Brando sorgt in den wenigen Minuten an archiviertem Filmmaterial, welches in "Superman Returns" zu sehen ist, für jene Magie, die man den Rest des Films über leider schmerzlich vermisst...
Obwohl sich Singer redlich bemüht, auch neben Lex Luthor noch einiges an Humor in den Film einzubauen, gelingt ihm dies leider nur bedingt - sind doch viele dieser Gags so vorhersehbar, dass sie bei mir nicht zünden konnten. Am witzigsten sind ohnehin ein paar unfreiwillig komische Szenen, z.B. als sich Lois Lane an Superman anschmiegt und ihm mitteilt, wie warm er sich anfühle (und es tut mir ja wirklich leid, aber als Fan von Bully und angesichts seiner unzähligen "warmen" Charaktere konnte ich hier gar nicht anders, als daran zu denken, wie sich ein schwuler Superman mit bayrischen Akzent mit einem "Mei, danke" bei ihr für diese Aussage bedankt ). Auch an einer anderen Szenen hatte ich schwer zu kauen. Immerhin ist es in einem Superheldenfilm eh schon schwer genug den eigenen Realitätssinn insoweit auszuschalten dass man akzeptiert, dass der Held selbst von seinen engsten Vertrauen nicht erkannt wird. Bryan Singer meinte nun, er müsste diesen Umstand unbedingt noch selbstironisch aufarbeiten und lies Lois Lane und ihren Mann in einer Szene darüber spekulieren, ob Clark Kent nicht Superman sein könnte - was die beiden aber schließlich als völlig lächerlichen Gedanken verwarfen. Wenn man es nicht thematisiert, kann ich es ja noch halbwegs akzeptieren (so als würden die Figuren halt einfach nie auf diese Idee kommen), aber auf diese Art und Weise war es wirklich peinlich und lässt Lois und ihren Gatten leider ziemlich naiv wirken. Was mich ebenfalls gestört hat, ist der in der Einleitung schon angesprochene Umstand, dass Bryan Singer hier zwar eine waschechte Fortsetzung geschaffen hat, er jedoch alles was in den Teilen 2-4 passiert ist einfach ignoriert. Ich denke, hier wäre es wirklich besser gewesen einfach ein Remake zu machen und einen kompletten Neustart hinzulegen - denn so wirkt es schon sehr eigenwillig und seltsam. Auch die Spezialeffekte waren längst nicht so überragend, wie man das angesichts des riesigen Budgets erwarten könnte. Zwar gab es durchaus einige ansprechende und überzeugende Szenen, doch insbesondere alles rund um die Kristallinsel sah ziemlich künstlich aus.
Das größte Problem des Films ist aber ohnehin, wie zuvor schon erwähnt, Superman an sich. In der heutigen Zeit gibt es einfach deutlich interessantere und komplexere Superhelden, die mit menschlichen Schwächen für den nötigen Tiefgang sorgen. Eben dies fehlt Superman, er ist aalglatt, ohne jeglichen Makel und daher als Figur einfach nicht interessant. Wenn Singer denn wenigstens den Mut gehabt hätte, ihn in etwas düstere Gefilde fliegen zu lassen. Was hätte das denn nicht z.B. für ein interessanter Film werden können, wenn gleich seine erste Rettungsmission - zumindest teilweise - scheitert? Wie wäre Superman damit fertig geworden, dass er eben nicht alle und jeden retten kann und immer erfolgreich ist? Wie hätten die Menschen reagiert, wenn er plötzlich nach 5 Jahren zurückkehrt, er jedoch gleich bei seinem ersten Auftritt versagt? Hätten sie ihn fallengelassen, ihren Glauben an ihn verloren, ihm vielleicht sogar Vorwürfe gemacht? Und wie hätte sich dies wohl auf Superman ausgewirkt? Was ich damit sagen will: Ich sehe trotz der sehr eindimensionalen Figur durchaus Potential, eine anspruchsvolle Story mit Tiefgang um ihn herumzuspinnen - doch dazu braucht es Mut, den Singer zumindest bei Supermans Rückkehr vermissen ließ. Ich für meinen Teil kann jedenfalls nur hoffen, dass er ihn bis zur wohl unweigerlichen Fortsetzung "Superman kehrt schon wieder zurück" finden wird und mir vielleicht sogar verständlich machen kann, was an diesem Helden nun so "super" sein soll...
Fazit: Es stimmt wohl, dass die Welt einen Helden wie Superman brauchen könnte. Ob ihn jedoch auch die FILMwelt braucht, davon bin ich, zumindest nach dieser müden Rückkehr, nicht wirklich überzeugt. Dazu ist diese filmische Rückkehr einfach etwas zu öde ausgefallen, bleibt Superman viel zu blass und langweilig. Der unmotiviert zusammengestoppelte Mischmasch aus Heldenverehrung, Kitsch und Soap Opera kulminiert schließlich in einem Film zu langen und mit erstaunlich durchwachsenen Effekten überfrachteten Finale, in dem zwar endlich mal halbwegs so etwas wie Spannung aufkommt, das aber nichtsdestotrotz in einer Überdosis Schauwerten nahezu erstickt. Auch der Ausklang war mir zu ausgedehnt und konnte auch wieder mit einigem Pathos und Kitsch aufwarten. Richtige Superman-Freaks mögen mit dieser filmischen Rückkehr ihres Lieblingshelden sehr zufrieden sein - alle anderen können wohl nur so wie ich hoffen, dass Singer bei der unweigerlichen Fortsetzung aus den hier begangenen Fehlern lernt und das Potential, dass zweifelsohne in der Figur steckt, ausschöpft...
Wertung: (5/10)
Verfasser: cornholio
Veröffentlicht am 11.09.2006
Titelbild und Filmausschnitte © 2006 Warner Brothers