Undead

 

Australien 2003, 104 Min

Regie: Michael & Peter Spierig

It came from Down Under… Im Zuge der neuentfachten Horrorbegeisterung wurden zahlreiche Subgenres wiederbelebt, z.B. der Zombiefilm oder Exploitation à la Texas Chainsaw Massacre… fehlte bisher eigentlich noch ein ernstzunehmender Vertreter des Fun-Splatter in der Tradition von Return of the living Dead oder Peter Jacksons Frühwerken Bad Taste und Braindead. Gerade zu beiden letzteren Werken wird in den Undead-Filmeschreibungen gerne Bezug genommen und gewisse Paralellen sind auch nicht zu leugnen. Auch dürfte den Machern von Undead, den *Spierig-Brothers* eine ähnlich märchenhafte Entwicklung wie ihrem vom Genrekult zu einem der bekanntesten und bestbezahlten Regisseure avancierten neuseeländischem Kollegen bei der Realisierung dieses Projektes vor Augen geschwebt haben. Ob sie dazu aber auch das nötige Talent besitzen…darüber konnte Undead noch keinen großen Aufschluss liefern…zu schwankend in seiner Qualität ist er als Gesamtprodukt. 

Schlimm genug das auf das australische Provinzkaff Berkeley ein wahrer Meteoritenhagel herabprasselt, aber das alle die damit in Berührung kommen sich in blutrünstige Zombies verwandeln, die den Virus weiter übertragen, setzt dem Fass auch noch die Krone auf. Eine kleine Schar Überlebender macht sich auf die Gegend zu erkunden um einen Ausweg aus dieser Todesfalle zu finden. Unter ihnen der verschrobene Besitzer eines Waffenladens und passionierter Fischer (optisch eine Mischung aus Silent Bob und einem Hillbilly), der aufgrund seiner Behauptungen von Aliens entführt worden zu sein seit jeher als Sonderling und Außenseiter betrachtet wird. Doch bald stellt sich heraus, das hinter den Ereignissen in Berkeley mehr stecken muß als einfach *nur* zum Leben erwachte Tote… 

Nun ja…die Beschreibung hört noch sich weitaus verständlicher und zusammenhängender an als die Handlung es tatsächlich ist. Einer der größten Schwachpunkte von Undead ist es nämlich das der Zuschauer oft irritierter ist als die Darsteller…leider nicht durch raffinierte Drehbuchtricks sondern durch Handlungslöcher so groß wie die Einschusslöcher in manchem Zombie und diverser logischer Ungereimtheiten. Wäre Undead wie im ersten Handlungsdrittel ein reiner Funsplatter dürfte man so etwas natürlich nicht ankreiden, aber da er im weiteren Verlauf doch eine entscheidende Wendung nimmt… sogar mit dem Versuch eines Twisted Endings, trübt das den Gesamteindruck leider nicht gering…in solchen Fällen denkt man nämlich hinterher gern auch noch einmal über das vorangegangen Geschehen nach und wie das Ende damit in Einklang zu bringen ist. Das ist alles aber gerade noch in einem Rahmen, den man mit der Erwartung eines Trashstreifens tolerieren kann. 

Unter diesen Punkt fallen auch noch die arg platten Charaktere und nicht zündende Witzchen vor allem in der Anfangsphase. Streng genommen nerven sogar 4 der 6 Hauptcharaktere ungemein und man wünscht ihnen ein baldiges Ableben. Nur Marion, der Hillbilly mit seiner 3-Fach-Flinte und den stets griffbereiten Pistolen taugt wirklich zur Kultfigur…auch wenn seine Coolness fast schon zu sehr künstlich auf die Spitze getrieben wurde. Ansonsten kann noch die Ex-Schönheitskönigin mit ihrer resoluten Art, die in der besten Splattereinlage des Films zum Ausdruck kommt (ein Besenstiel und ein Kreissägenblatt spielen hier eine große Rolle), komplett überzeugen…die Darstellerin  ist auch die einzige im Ensemble, der man ohne weiteres echtes Talent bescheinigen kann. Als besonders gemeine Nervenprobe erweist sich der übereifrige Polizist, der ständig unmotiviert Hektik verbreitet und mehr damit beschäftigt ist, Marion aus einem unbekannten Grund zu drangsalieren als sich mit den Zombies zu beschäftigen. Man kann es nicht beschreiben warum die Figur so ätzend ist, das muss man sehen…da nutzt es auch nichts mehr, das er in jedem seiner Sätze mindestens zweimal Fuck sagen darf („I'll fuckin' finish you off faster than a fuckin' birthday cake at a fat chick's fuckin' birthday party!"). Während man über diese Figur vielleicht noch streiten kann und der ein oder andere Gefallen an dem fucking Bullen haben wird, dürfte es beim Rest keine Diskussion geben. Die werdende Mutter, ihr Freund und die unerfahrene Polizistin sind einfach nur vollkommen unausgegoren…weder ansatzweise lustig noch glaubhaft. 

Was bleibt auf der positiven Seite? Vor allem natürlich die gelungenen Splatterffekte, die weniger Wert auf Realismus und Ekel als auf makabere Situationen und skurille Bilder legen. Da es meist eher dunkel und schnell geschnitten ist, dürften die Szenen mit abgerissenen, abgeschlagenen, abgeschossenen oder schlicht herausgerissenen Körperteilen auch noch für sensiblere Seelen geeignet sein…vor allem da es halt wirklich in einem vollkommen unrealistischen Maße geschieht und nach dem nassen und glibberigen Anfang bald zu einem normalem Horror und Sci-Fi Streifen wird. Deshalb dürfte er für nicht wenige Splatterfreaks in Erwartung von Braindead-Massakern etwas enttäuschend sein. Braindead-Hasser dürften im Umkehrschluss erfreut sein, das Undead handlungstechnisch etwas mehr zu bieten hat und auch in einer Cut Version noch sehenswert sein dürfte. Meine Meinung liegt irgendwo dazwischen. Das Braindead nicht zu meinen Top-favoriten im Horrorgenre zählt, liegt vor allem daran das der Film ohne den Splatter ein unerträglicher Langweiler wäre…handlungstechnisch irgendetwas wie eine Slapstickversion von Ödipussi…nicht ein Hauch von Spannung. Andererseits bietet er aber natürlich auch unvergessliche Szenen, die einen in den besten Fällen mühelos zum staunen oder lachen bringen können. Kurzum ein bisschen mehr Gore + 1-2 zusätzliche Szenen mit Kultpotential hätten Undead nicht geschadet, aber letztendlich ist mir persönlich das Mindestmaß an Spannung wichtiger. 

Fazit: Auch wenn Undead vielleicht nicht der ganz große Insidertip und kommende Kultfilm ist wie man nach ersten überschwänglichen Kritiken annehmen konnte, so stellt er doch eine Bereicherung des Genres dar und ist seit Dellamorte, Dellamore wohl der beste Vertreter in der Sparte *ironischer Splatter*. Das er bei einer kommenden DVD-Veröffentlichung in jede gute Sammlung gehört, kann ich jedenfalls ohne Zögern unterschreiben. Der Film sieht für eine semi-professionelle Produktion größtenteils unverschämt gut aus, es gibt einen kultigen Hauptcharakter und ein Ende das es einem leichter macht über die Schwächen hinwegzusehen. Gebt den Spierigs ein halbwegs vernünftiges Budget…und wer weiß….vielleicht findet das Märchen *vom Schmuddelregisseur aus Down Under zum Millionenjongleur in Hollywood* bald doch noch eine Fortsetzung.

Wertung:    (7/10)

 

Verfasser: evildead

Zurück zur Übersicht

Titelbild und Filmausschnitte © 2003 Spierigfilm