Van Helsing

 

USA 2004, 132 Min.

Regie: Stephen Sommers

„So ein Film kann ordentlich in die Hose gehen, wenn man die wichtigsten Regeln in der heutigen Zeit nicht einhält: Suspense, Thrill, Action sind neben Humor die wichtigsten Ingredienzien.“ so Stephen Sommers im Interview mit der österreichischen Zeitschrift „TV-Media“. Dass auch so etwas wie eine STORY zu den wichtigen Aspekten einer Filmproduktion gehört, hat dem guten Herrn Sommers aber wohl leider noch niemand gesagt. Und so darf sich Hugh Jackman durch eine höchst uninspirierte und uninteressante „Hommage“ an alte Monsterfilme durchquälen, die nicht einmal einen Hauch von deren Charme vorweisen kann...

Kaum hat Gabriel Van Helsing (Hugh Jackman) Mr. Hyde in die ewigen Jagdgründe geschickt, da wartet auch schon der nächste Auftrag auf den notorischen Monsterjäger: In der kleinen osteuropäischen Stadt Transsylvanien treibt ein Vampir namens Dracula sein Unwesen. Offenbar verfolgt dieser einen finsteren Plan, um die Menschheit endgültig zu vernichten und damit den Weg zur Herrschaft der Vampire zu ebnen. Unerwartete (und teils auch unerwünschte) Hilfe erhält er bei seiner Fledermausjagd nicht nur von Erfinder Carl (David Wenham) sondern auch von der schönen (?) Anna (Kate Beckinsale), die ein ganz besonderes Interesse daran hat, Dracula ein für alle mal zu vernichten. Denn erst, wenn Dracula seine Fangzähne ein für alle Mal abgegeben hat, kann ihre Familie ewige Ruhe finden. Und so schwingt sich das Trio fröhlich von Liane zu Liane um Dracula's finsteren Plan zu vereiteln... 

Bereits im Vorfeld wurde an "Van Helsing" kein gutes Haar gelassen. Vor allem die zahlreichen Änderungen, was den Mythos von Dracula und seinen Vampir-Bräuten betrifft, sorgten für Aufregung - können sich diese doch in Stephen Sommer's Neu-Interpretation auch unter Tags ohne Probleme bewegen - so lange sich nur die Sonne hinter den Wolken versteckt. Ähnliches gilt für Werwölfe: So lange eine bewölkte Nacht herrscht und der Vollmond somit nicht auf die armen Infizierten herunterscheint, bleibt eine Verwandlung aus. Hier fragt man sich schon, warum Sommers derart eklatante Veränderungen an diesen Mythen vornimmt - noch dazu, wo "Van Helsing" doch den Anspruch einer Hommage erhebt. Ebenfalls etwas befremdlich wirkt es, wenn Vampir-Bräute zwar nackt und in klirrender Kälte herumfliegen, ohne jedoch 2 hervorstechende Merkmale auf der Brust aufzuweisen. Was tut man nicht alles für ein PG-13 Rating...

Doch "Van Helsing" hat Probleme, die weit über nicht vorhandene bzw. wegretuschierte Nippel von Vampir-Bräuten und die Veränderung bekannter Genre-Regeln hinaus gehen. Hat man während der stimmungsvollen und rundum gelungenen Szene rund um Frankenstein's Monster gleich zu Beginn des Films noch die Hoffnung, Sommers würde hier wirklich eine gelungene und respektvolle Hommage an die alten Monster-Filme abliefern, wird man kurz darauf während dem Kampf mit Mr. Hyde eines besseren belehrt. Denn woran Van Helsing unter anderem permanent krankt, ist die schlechte CGI-Arbeit, für die sich ILM wirklich schämen sollte. So ist z.B. Mr. Hyde so eindeutig als aus dem PC stammende animierte (und damit unechte) Figur zu erkennen, dass es schon wirklich nicht mehr lustig ist. In diesen Szenen wird dann auch schon der Ton des Films deutlich: Wo bei der Szene mit Frankenstein durchaus noch das gute alte Thema des "lieben" Monsters beschworen wurde, verkommt der Film bereits hier zu einem rein auf Spaß getrimmten Actionspektakel ohne auch nur den geringsten Hauch von Anspruch - spätestens, als Mr. Jekyll's Tod von Van Helsing mit einem Schulterzucken abgetan wird und der sehr an "Q" aus den Bond-Filmen erinnernde Sidekick (Faramir, wie tief bist du gesunken...) das erste Mal vorgestellt wurde.

Ich höre schon die Stimmen, die einwerfen "aber he, rein auf Spaß zugeschnittene Filme sind deswegen doch noch lange nicht schlecht!" Recht habt ihr, doch da sind wir schon beim größten Problem des Films: Er MACHT einfach keinen Spaß. Das angedacht skurrile Setting funktioniert einfach nicht, der Film nimmt sich (oder seine Zuschauer) keine Sekunde ernst, will aber trotzdem spannend sein. Alles wird permanent ins Lächerliche gezogen, was ja an und für sich ok ist, nur darf dann der gute Herr Sommers nicht erwarten, dass wir uns in der nächsten Sequenz zu Tode fürchten oder ähnliches. Auch geht durch den permanent-penetranten luftig-lockeren Ton mit Hang zur Lächerlichkeit jegliche Verbindung zu den Charakteren flöten. Es ist einem egal, was mit Van Helsing passiert und ob er nun tatsächlich für immer und ewig als Wolfsmensch sein Dasein fristen muss (Ups, hab ich da jetzt etwa gespoilert?), oder ob Beckinsale die Abenteuer lebend übersteht bzw. ob ihre Familie die erhoffte Erlösung erlangt. Auch da gilt wieder: Dass muss noch kein Beinbruch für ein Film sein... wenn jedoch kein einzige Figur so richtig sympathisch ist, wird's langsam aber sicher bedenklich. Wenn schließlich wie im hier vorliegenden Fall auch der Humor nicht mehr zu überzeugen vermag, wird's problematisch. Und wenn dann im Endeffekt bis auf den gelungenen Einstieg nur mehr eine einzige weitere gute und/oder unterhaltsame Szene zu finden ist (das Gespräch zwischen Van Helsing und Anna wegen ihres Bruders) und selbst die Action bzw. die Kämpfe nicht mehr überzeugen/gefallen können, ist die filmische Katastrophe perfekt. 

Natürlich haben auch die Schauspieler einigen Anteil daran, dass es "Van Helsing" nie gelingt, richtig zu überzeugen. Hugh Jackman schlafwandelt recht gelangweilt durch den Film und scheint in jeder Sekunde, in der er auf dem Bildschirm ist, den Dreh zu X-Men 3 herbeizusehnen. Kate Beckinsale ist äußerst blass und versagt auch als optischer Aufputz (zumindest bei mir - Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden - ich ziehe halt Frauen in nicht-Hobbitgröße vor ). Die Vampirbräute liefern zumindest noch erträgliche Performances ab, wenn sie auch ab und an mal in gar peinliches overacting verfallen. Die mit Abstand schrecklichste Leistung vollbringt jedoch Richard Roxburgh, der bei seiner Leistung als Dracula in jeder Sekunde Flair und Präsenz mit over-acting verwechselt und eine Performance abliefert, die sich gut und gerne eine goldene Himbeere verdient hätte. Sein Dracula wirkt in keiner Sekunde beängstigend oder wenigsten ein bisschen bedrohlich, sondern passt sich leider dem Rest des Films an und verkommt zu einer reinen Karikatur. Eine absolute Fehlbesetzung! Und dass dies nicht nur an der schlecht geschriebenen Rolle liegt sondern es gute Schauspieler auch verstehen, selbst aus den dümmlichsten Rollen noch halbwegs gelungene Performances zu zaubern, zeigt David Wenham, dessen Leistung einen der wenigen Lichtblicke des Films darstellt.

Apropos Lichtblicke: So schlecht der Film die meiste Zeit auch ist, hie und da schenkt uns Stephen Sommers zumindest einen kleinen (wenn auch meist wirklich nur winzigen und extrem kurzen) Lichtblick, wie die Anspielung auf Wolverine oder die recht gelungene Tötung der letzten Vampir-Braut. Leider machen jedoch diese kurzen Momente das Kraut auch nicht mehr fett, dafür ist der Rest des Films einfach zu unterirdisch schlecht. Auch kommt auf jeden halbwegs gelungenen Moment eine derart schlechte und/oder peinliche Szene, dass sämtliche Freude ohnehin sofort verfliegt. Auch das ständige Liane-schwingen (das wohl vom Umfang her locker mit jedem "Tarzan"-Film mithalten kann) ist mit der Zeit nur mehr peinlich bis richtiggehend nervig. Die absolut dümmste Szene hat man sich jedoch für den Schluss aufgehoben. Denn nach dem absolut enttäuschend-schwachen Endkampf  (wie kann man nur auf die Idee kommen, 2 noch dazu derart schlecht animierte und damit wenig überzeugende CGI-Kreaturen miteinander kämpfen zu lassen?) wollte Stephen Sommers sich wohl doch nicht mit reiner seichter Unterhaltung (?) zufrieden geben und zumindest einen sentimental-berührenden Moment präsentieren, (Achtung, Spoiler... sofern es bei diesem Mist überhaupt jemanden interessiert) als Anna durch Van Helsing's Wolfspratzen das Zeitliche segnet (Spoiler Ende). Hier schießt Sommers dann aber leider endgültig den Vogel ab, denn eben jene Szene, die eigentlich hätte berühren sollen, wurde durch das Wolfsgeheul derart lächerlich und unfreiwillig komisch, dass ich gar nicht anders konnte als in schallendes Gelächter auszubrechen. Tatsächlich musste ich den ganzen Film über nicht so sehr und viel Lachen als in diesem Moment. Ob man das jedoch wirklich als positiven Aspekt verbuchen kann, wage ich zu bezweifeln...

Auch das unmittelbare Ende, wo Sommers erneut verzweifelt versucht, bei seinem Publikum eine emotionale Reaktion (außer Gelächter ) auszulösen, scheitert aufgrund der viel zu kitschigen Inszenierung leider völlig (mal ganz abgesehen davon, dass diese Szene 1:1 vom König der Löwen geklaut wurde). Ne, Herr Sommers, was war wohl nichts. Bezeichnend: Im Jahr 2004 durfte ich bei all meinen Kinobesuchen den Hinweis über mich ergehen lassen, wie sehr Raubkopierer doch die Filmindustrie schaden, und dass Film- und Videopiraterie ein schwerwiegendes Vergehen seien... bei allen Filmen, mit einer Ausnahme: Van Helsing. Offenbar wusste der Verleiher wohl schon, welche Gurke er uns hier präsentiert, und dachte sich, dass durch das Raubkopieren dieses Films kein großer Schaden angerichtet werden kann, da sich ohnehin kein Schwein für diesen Mist interessieren könnte. Warum sie ihn dann überhaupt noch ins Kino gebracht haben, ist mir ein Rätsel. Bleibt nur zu hoffen, dass Stephen Sommers' nächster Film wieder ähnlich unterhaltsam und gelungen wird wie seine "Mumie" - sonst droht er sich nach der ohnehin schon schwachen und sehr enttäuschenden Mumien-Fortsetzung und diesem filmischen Totalschaden endgültig in die Riege solch "hochklassiger" Regisseure wie Paul W.S. Anderson und Uwe Boll einzureihen... 

Fazit: Das Problem von "Van Helsing" ist nicht, dass er rein auf "Fun" zugeschnitten ist, sondern dass er mit dem (ohnehin schon nicht allzu hohen) Anspruch, die Zuschauer einfach gut unterhalten zu wollen, scheitert. Denn um wirklich Spaß zu machen, hätte es interessantere Figuren, eine weniger langweilige Handlung, eine bessere Inszenierung und vor allem deutlich weniger miese und peinliche Szenen gebraucht.  So ist aus einer guten Idee leider ein belangloses, langweiliges und teilweise richtiggehend lächerliches Abenteuer und damit der wohl schwächste Blockbuster des Jahres 2004 geworden. Ein kleiner Tipp für Herr Sommers: Das nächste Mal bitte weniger Lianenschwingen und mehr Handlung! Dann erhalten auch so Werbezeilen wie "The One Name They All Fear" keine ungewollt-ironische Bedeutung...

Wertung:    (2/10)             

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 2004 Warner Bros.