Verschollen

(Cast Away)

 

USA 2000, 143 Min.

Regie: Robert Zemeckis

Immer noch habe ich gemischte Gefühle, wenn ich an diesen Film denke. Ich vermute, ich hatte aufgrund der überschwenglichen Kritiken wohl einfach schon zu hohe Erwartungen. Nicht falsch verstehen, „Verschollen“ ist kein schlechter Film, aber er hat eben auch seine Fehler...  

Beginnen wir, wie es ja so üblich ist, beim Anfang: Die ersten 30 Minuten sind eine einzige Werbesendung für die ach-so-gute Firma Fed-ex, und zeigt, wie zuverlässig und pünktlich die Pakete ankommen etc. Der Film zeigt hier Chuck Noland (Tom Hanks) als fiesen Eintreiber, der dafür zu Sorgen hat das seine Mitarbeiter auch wirklich ihr Bestes geben und das Zeitlimit um jeden Preis eingehalten wird. Er ist einer von diesen Leuten die man sich wirklich NICHT als Chef wünscht.

Zwar sieht man hier das Chuck ein echter Workaholic ist und ihm seine Firma wirklich am Herzen liegt, doch verabsäumt es der Film uns sein persönliches Leben, welches er aufgrund seines Berufes weitgehend zurücksteckt, zu zeigen. Dies macht es schwer seinen Verlust nachzuvollziehen, wenn er schließlich auf der Insel strandet...

Gut ok, dieser Fehler ist nicht so schlimm, immerhin wollte man Chuck’s Leben ja so zeigen wie es war: von seiner Arbeit bestimmt. Leider ist es der 2. Teil des Films, gerade das Herzstück auf der Insel selbst, der den Film so... mittelmäßig erscheinen lässt. Ja, Hanks Performance ist nicht schlecht, jedoch kann ich mich der Meinung vieler, es würde sich dabei um eine oscarreife Vorstellung handeln, nun wirklich nicht anschließen. Ich meine, den langsam verrückter werdenden, verzweifelten Mann auf einer einsamen Insel zu spielen... ich weiß nicht, ich glaube es gibt wirklich schwierigere Aufgaben für einen Schauspieler, z.B. Rollen in die man sich wirklich HINEINVERSETZEN muss, wo der gespielte Charakter der echten Persönlichkeit größtenteils widerspricht. Dies ist hier nicht der Fall, denn ich denke, so wie Chuck hätten wohl die meisten reagiert.  

Der größte Fehler des 2. Teils ist aber, das uns zwar sehr viel von den ersten Wochen auf der Insel gezeigt wird (und das ist GUT so), aber danach machen wir auf einmal einen Sprung um 4 Jahre... 4 JAHRE!!! Es wäre viel besser gewesen, uns langsam die Veränderungen, die er mit der Zeit auf der Insel zwangsweise durchmacht, zu zeigen, seine immer tiefer werdende Freundschaft zu „Wilson“. Denn aufgrund dieses großen zeitlichen Sprungs ist es für den Zuseher schwer, sich in Chuck zur Zeit seiner Flucht hineinzuversetzen, seine Gefühle für Wilson zu verstehen etc. Die Zeit, die wir ihn auf dieser Insel gesehen haben, waren einfach zu KURZ, um das Nachvollziehen zu können... 

Das ist auch das Problem mit einer der (zumindest angedachten) „berührendsten“ Szene des Films, nämlich als Hanks sich von Wilson trennen muß. Mal abgesehen davon das ich es irgendwie sonderbar finde, das der Ball in eine andere Richtung treibt als das Floß (aber ok, ich bin kein Experte für sowas), ist auch hier der Verlust für Noland für den Zuseher nicht nachvollziehbar, Außerdem war diese Szene meiner Meinung nach von Hanks ein wenig ZU übertrieben gespielt (aber das kann auch am Synchronsprecher gelegen haben).  

Auch der 3. Teil des Filmes ist leider wieder viel zu kurz geraten. Zu zeigen, wie jemand, der 4 Jahre auf einer einsamen Insel gelebt hat, langsam wieder in sein Leben zurückfindet, an das er eigentlich schon gar nicht mehr geglaubt hatte, auch dafür hätte es nun mal mehr Zeit gebraucht als 30 Minuten. Leider hat uns der 1. Teil auch die besondere freundschaftliche Beziehung zwischen Chuck und seinem besten Freund nicht ausreichend aufgezeigt, auch das wäre für diesen letzten Teil überaus wichtig gewesen.

Etwas, das mich ebenfalls ein wenig gestört hat, war die Taschenuhr. Ich meine, es war einfach so voraussehbar, das er mit ihr zurückkehren würde, es MUSSTE ja so kommen. Schon „schlimm“ genug, das er es geschafft hat, sie nach dem Flugzeugabsturz bei sich zu behalten, aber dann auch noch nach dieser wilden Floßfahrt... es war nicht nur viel zu voraussehbar, 08/15 und kitschig, es war noch dazu unrealistisch und hat diesem Film schon mal mindestens einen Stern gekostet. 

Fazit: Die ohnehin schon 143 Filmminuten waren trotzdem noch viel zu wenig, um diese Thematik ausreichend abzuhandeln. ALLE 3 Akte dieses Filmes hätten noch viel mehr Zeit gebraucht (eine ¼-1/2 Stunde pro Teil MINDESTENS), dann hätte dieser Film sein Ziel, ein echtes Schmuckstück der Filmgeschichte zu werden, erreichen können. So bietet er leider "nur" nette Unterhaltung.

Wertung:       (6/10)             

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitt © 2000 20th Century Fox and Dreamworks L.L.C.