Whale Rider
Neuseeland
2002, 101 Minuten
Regie:
Niki Caro
Whale
Rider gewann bereits einige Filmpreise ( u.A. beim Sundance Film Festival ) und
erntete allgemein sehr wohlwollende Kritiken…zu einem Kassenknüller reichte
es zwar nicht, aber auch vom Publikum wurde dieser sehr ruhige und doch
humorvolle Film durchweg positiv aufgenommen. Mit einer Oscarnominierung für
die gerade 12-jährige Hauptdarstellerin Keisha Kastle Hughes hätten aber wohl
selbst die Produzenten in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet.
Als
der potentielle Nachfolger von Koro, des Häuptlings von Whangara mit seiner
Mutter im Kindsbett stirbt, steht das amtierende Stammesoberhaupt vor einem
echten Problem. Sein ältester Sohn kapselt sich nach dem Verlust von Frau und
Kind von den Traditionen ab und arbeitet in Deutschland als Künstler…seine
Enkelin, die Zwillingsschwester des verstorbenen Kindes wächst zwar in seinem
Haus auf und er liebt sie wie eine eigene Tochter, aber als Häuptling kommt
eine Frau natürlich nicht in Frage und in gewisser Weise gibt er ihr gar die
Schuld am stetigen Verfall der Traditionen. Also gründet er eine Schule in der
er alte Riten und Werte lehren und einen würdigen Nachfolger finden will.
Whale Rider ist ein Film ohne große Schwächen , den man eigentlich nur gut bis sehr gut finden kann. Zwar ist die Story auf den ersten Blick nur eine weitere Variante des Außenseiters, der zum Sieger wird… und ohne Zweifel sehr vorhersehbar, aber trotzdem hat er nichts von der Trägheit von vielen ähnlichen Hollywoodfilmen…man kann also auch in ausgetretenen Pfaden noch Lichtblicke entdecken. Zum einen ist dies natürlich der unverbrauchten Landschaft und der damit verbundenen exotischen Atmosphäre zuzuschreiben…ein Punkt von dem auch Lost in Translation profitierte, aber es sind auch die lebensnahen, nachvollziehbareren Charaktere, die von glaubhaften Darstellern mit Leben erfüllt werden und die allgemein zurückhaltende Inszenierung. Das die Geschichte auch noch wunderschön bebildert (fernab von postkartenkitsch) und passend musikalisch untermalt ist, fällt dabei schon fast unter den Tisch.
Nochmal zurück zu Keisha
Kastle Hughes…sie meistert ihre Rolle ohne Makel, sie trägt den Film sogar in
weiten Teilen und besitzt neben Natürlichkeit auch großes Charisma, das den
Unterschied zwischen einem unbekümmerten Laien und einem großen
Schauspieltalent ausmacht. Bleibt sie auf dem Teppich und wird gut beraten, wird
man sich dieses Gesicht merken müssen. Dennoch muss ich sagen, dass es zwar
nicht unverdient ist, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, sie für diese
Rolle als beste Hauptdarstellerin zu nominieren. Jodie Foster als Kinderhure in
Taxi Driver oder auch Haley Joel Osment in Sixth Sense waren da doch noch eine
Stufe beeindruckender.
Fazit: Sympathischer und ruhiger Film, der sowohl über den Erhalt und nötige Modernisierung von Traditionen nachdenken lässt und auch als normales Generationenportrait funktioniert. Zum ganz großen Wurf ist Whale Rider letztendlich etwas zu kindertauglich geraten und das Drehbuch versteht es auch nicht alle ausgelegten Storyfäden wieder einzuholen, aber am positiven Gesamteindruck kann das nicht viel ändern. Außer bei weihnachtshassenden Menschen mit grünem Fell sollte Whale Rider eigentlich bei fast jedem Zuschauer einen positiven Nachgeschmack hinterlassen.
Wertung: (8/10)
Verfasser: evildead
Titelbild und Filmausschnitt © 2003 Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG