X-Men 2
(X²)
USA 2003, 138 min.
Regie: Brian
Singer
Nach
dem Erfolg und den überwiegend guten Kritiken für Teil I durfte die
Fortsetzung natürlich nicht lange auf sich warten lassen. Da man im ersten
Teil auch schon auf eine Fortsetzung spekuliert hatte, bereitete es auch keine
Schwierigkeiten, handlungsmäßig fortzufahren. Alle Darsteller & Regisseur
an Bord geblieben, höheres Budget, neue Mutanten und eine für Comicverhältnisse
ausgefeilte Story… beste Voraussetzungen also.
Außergewöhnliche
Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Die gesamte Mutantenbevölkerung
ist von der Auslöschung bedroht…Grund genug, das die X-Men mit ihrem Erzfeind
Magneto und seiner Gefolgschaft zusammenarbeiten müssen.
Der Film startet bereits äußerst vielversprechend mit
Nightcrawlers Attentat auf den Präsidenten. Diese Szene ist wirklich
beeindruckend. Im gewohnt stylischen X-Men Look springt, kämpft und
teleportiert sich der Nichtcrawler durch die Hallen, untermalt von einem
dramatischen Klassikscore zusammen mit den ständigen Kamerafahrten (unter
anderem durch einen Türspion) ist das fast schon atemberaubend. Gut und schön,
atemberaubende Tricks und Action gibt es heutzutage in vielen Filmen, aber X-2 wäre
keine würdige Fortsetzung der besten Comicadaption (ich sollte wohl besser
sagen Film nach einem Comic... denn laut Hardcorefans ist er als
handlungstechnische Umsetzung eine Katastrophe), wenn jetzt nicht
erstmal ein paar Gänge runtergeschaltet würde um sich wieder in das gewohnte
Universum einzufinden und gleich noch ein paar neue (mehr oder weniger)
interessante Charaktere einzuführen. Langsam und stilvoll wird die Story
offenbart und die Figuren wieder positioniert. In diesen Momenten zeigt sich ein
weiteres großes Plus: X-Men ist düster und demzufolge gibt es wenig Humor...
aber wenn ein Gag nötig ist, wird dieser auch gelungen in Szene gesetzt. (z.B.
der Nightcrawler mit seiner ewig gleichen Vorstellung... "aber als ich noch
im Müncher Zirkus gearbeitet habe"...;-) )
Nun gut …das Grundgerüst steht jetzt - höchste Zeit der Story die dramatische Wende zu geben und den ersten Schritt in Richtung Showdown zu gehen! Der Moment als Stryker´s Spezialtruppe die X-Schule überfällt um die Schüler zu entführen ist allerdings etwas zwiespältig. Auf der einen Seite ist es natürlich bewegend inszeniert wie diese maskierte Truppe ohne zögern die Kinder ausschaltet (auch wenn es nur Betäubungspfeile sind... Kinder sind in Hollywood normalerweise tabu) und die Schüler wie die verschreckten Hühner herumlaufen und panisch ihre jeweiligen Spezialfähigkeiten einsetzen. Aber ist der Film in diesem Moment nicht genau das was er anklagt....eine Freak-Show, die ihre Protagonisten für den bloßen Schauwert entblößt? Es gibt ein paar Szenen in denen die Mutanten wie dressierte Hunde wirken, die brav Männchen machen. In einem für Comicverhältnisse intelligenten Werk hätte man das teilweise subtiler lösen müssen.
Kommen
wir zum Resümee... auf der Plusseite stehen wie schon
beschrieben die stilvolle Inszenierung, ein passender Score, eine Story die
unterhält und passend zur Atmosphäre angenehm düster ist und nicht zuletzt erstklassige Schauspieler in interessanten Rollen. Der
letzte Punkt führt aber auch zu den negativen Punkten. Hat man sich im ersten
Teil noch auf das Duell Xavier- Magneto und die Entwicklung von Wolverine und
Roque konzentriert, gibt es hier keinen so eindeutigen Schwerpunkt... man
versucht allen Charakteren gerecht zu werden und sie ein paar charakteristische
Dinge zeigen/sagen zu lassen. Das kann bei dieser Fülle an Figuren natürlich
unmöglich gut gehen und hat zur Folge, das sich im Grunde nicht ein Charakter
(vielleicht mit Ausnahme Wolverine, der seine Vergangenheit zwar immer noch
nicht kennt, aber doch auf dem Weg zu innerem Frieden ist) nennenswert
weiterentwickelt hat und wohl jeder Zuschauer hinterher sagen kann: Cyclops kam
mir aber zu kurz... Patrick Stewart und Ian McKellen konnten ja gar nicht zeigen
was sie für großartige Schauspieler sind... usw. . Direkt nach dem Film war
ich noch begeistert, aber im nachhinein muss ich sagen, das er viel falsch
gemacht hat. Da ich ihn aber als Teil einer Filmserie betrachte, kann ich über
diese Punkte hinwegsehen...es ist auch fast unmöglich X-Men in ein paar 2
Stunden Filmen vollkommen zu würdigen. Vieles wurde schon in Teil 1 geklärt
und musste hier nicht unbedingt nochmal aufgewärmt werden, aber das einen der
Tod eines der Hauptcharaktere aufgrund der vorherigen geringen Screentime fast
kalt lässt, ist schon sehr bedauerlich.
Wertung: (9/10)
Verfasser: evildead
Titelbild und Filmausschnitte © 2003 20th Century Fox