Freeze Me
Japan 2000, 101 Minuten
Regie: Takashi Ishii
Die
junge Chihiro (Harumi Inoue) könnte kaum glücklicher sein. Toller Job, nette
Kollegen und die Verlobung mit ihrem Freund steht kurz bevor. Doch als eines
Tages ein Mann aus ihrem Heimatdorf vor der Tür ihres Appartments steht, wird
sie vom düstersten Kapitel ihrer Vergangenheit eingeholt. Mehr muss man zur Handlung nicht wissen…die offizielle Inhaltsangabe
mindert nur Spannung und Überraschungseffekt.
Der von Takashi Ishii für Genreverhältnisse
überraschend hochwertig und gekonnt in Szene gesetzte Freeze Me fängt als
Psychothriller an, der es versteht Hochspannung und ein Gefühl der Bedrohung zu
erzeugen. Hier finden sich einige einfallsreiche und wirksame
Kameraeinstellungen oder plötzliches Umschalten in die Optik eines verrauschten
Amateuervideos. Nach etwa 30 Minuten gleitet er dann scheinbar in die klassische
Exploitation/Rape and Revenge Schmuddelecke ala I spit on your Grave ab um sich
im Schlussdrittel zur Horrorgroteske zu wandeln. Letzteres war auch bitter nötig,
denn wenn es sich hier um einen todernsten Film ohne ein Minimum an
gesellschaftssatirischem Hintersinn handeln würde, wäre die Handlungsweise
bzw. die Behandlung der weiblichen Hauptfigur nicht nur vollkommen schwachsinnig
sondern Freeze Me ein weitaus frauenverachtenderes Machwerk als der billigste Jess
Franco oder Women
in Prison Stoff. Das Hauptdarstellerin Harumi Inoue
(wie ich hinterher gelesen habe) eigentlich eher aus Softerotikstreifen bekannt
ist, überrascht angesichts einer jederzeit überzeugenden Leistung, die sämtliche
Nebendarsteller verblassen lässt mehr als der etwas zu vorhersehbare
Schlussgag.
Fazit:
Sehr unrunder Film, der deshalb vielen nicht gefallen dürfte. Für Thrillerfans
zu sadistisch, für Exploitationfans vielleicht schon zu harmlos und
augenzwinkernd. Um die Gesellschaftskritik zu erkennen, sollte man im Hinterkopf
behalten, dass die japanische Kultur bzw. deren Frauenbild nicht mit der
westlichen zu vergleichen ist. Eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema wie
vergewaltigte Frauen in Japan von ihrer Umwelt behandelt werden, sollte man aber
erst Recht nicht erwarten. Das schräge Schlussdrittel sollte helfen den
teilweise sehr kalten und harten Stoff nicht zu verbissen ernst zu nehmen .
Mir hat Freeze Me (vielleicht auch dank keinerlei Erwartungshaltung) jedenfalls
überraschend gut gefallen.
Wertung:
(8/10)
Verfasser: evildead
Titelbild © 2000 Splendid Entertainment