Running out of Time

(Aau chin)

Hong Kong 1999, 92 Minuten

Regie: Johnny To

Gangster Cheung erfährt, das er nur noch 4 Wochen zu leben hat. Diese Zeit will er zu einem letzten großen Clou nutzen und damit gleichzeitig dem Gangsterboss, der seinen Vater auf dem Gewissen hat das Handwerk legen. Als unfreiwilligen Erfüllungsgehilfen hat er sich den arbeitsversessenen Cop Sang ausgesucht, den er wie eine Schachbrettfigur manövriert. Selbst als Sang versteht was ihm geschieht, ist das Spiel aber noch nicht beendet, denn er sieht, das er mit Cheungs Hilfe einen dickeren Fisch angeln kann. 

Mal wieder ein Beweis, das falsche Erwartungen (die daraus resultierten, das ich mir außer dem Cover vorher nichts zu Running out of Time angesehen habe) an einen Film nicht unbedingt schlecht sein müssen. Anstatt des erwarteten knallharten Hong-Kong-Thrillers mit blutigen Schießereien und skrupellosen Cops/Gangstern entpuppte sich Johnny To´s asiatischer Blockbuster als mit leichter Hand und großem technischen Können inszenierte Tragikomödie in dem die Action nur eine winzige Nebenrolle einnimmt. Selten sah ich einen Film mit teilweise so überdrehtem und slapstickhaften Humor (hierfür sorgt vor allem Sangs Vorgesetzter, der viel will, aber nichts kann), der aber trotzdem nicht in Albernheiten abgleitet…sondern im Gegenteil sogar großes Gespür für die ruhigen Zwischentöne hat. Inmitten einer Flucht vom Tatort spielt sich z.B. eine kleine Romanze zwischen Cheung und einer Businsassin aus…fast ohne Worte oder auch nur große Gesten wird dort eine ähnliche Chemie vermittelt wie sie zwischen den beiden Hauptfiguren herrscht. Großen Anteil am Gelingen (neben der spürbaren Spiellaune der Darsteller, der farblich eigenwilligen Optik und der modernen Kameraarbeit/Schnitttechnik) hat hier der Soundtrack. Besonders der Maintheme (eine Mischung aus Dudelsackmusik und leisen Chorälen) und das Stück, das nur in den Momenten erklingt wenn Cheung auf seine stille Freundin trifft, erzeugen teilweise Gänsehautstimmung nachdem man kurz vorher noch über den neusten Reinfall von Cheungs Vorgesetztem lachen konnte.

Fazit: Das Katz und Mausspiel zwischen todkrankem Gangster und pflichtversessenem Cop schafft es von der ersten Minute an den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und das Interesse mit überraschenden Wendungen von Anfang bis Ende hoch zu halten. Auch wenn die Geschichte nicht furchtbar originell klingt, ist Running out of Time dank der hervorragenden Inszenierung doch ein einzigartiges Filmerlebnis. Entwarnung auch für diejenigen, die einen pathetischen Tränendrücker befürchten: trotz einer gewissen Melancholie und dem Wissen um das Schicksal des Hauptdarstellers ergibt sich der Film nie dem Kitsch oder verliert seine Ironie.

Wertung:  (8/10)

 

Verfasser: evildead

 

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Titelbild © 2001 Sunfilm Entertainment GmbH