Abgrund des Grauens
(The Descent)
GB
2005, 99 Min.
Regie: Neil Marshall
Nach dem tragischen Tod ihres Gatten und ihres Sohnes vor einem Jahr begibt sich Sarah mit ihren Freundinnen auf Abenteuerurlaub, um dieses schreckliche Ereignis endlich hinter sich zu lassen. Gemeinsam will man in eine Höhle absteigen und durch sie hindurchklettern. Was die Planerin dieses Abenteuers ihren Freundinnen jedoch verschweigt: Bei der Höhle handelt es sich nicht wie von ihr behauptet um eine allseits beliebte Touristenattraktion für Kletterer, stattdessen ist sie noch gänzlich unerforscht. Demnach haben die 7 jungen Frauen keine Karte an der sie sich orientieren können, und müssen demnach völlig planlos durch die unterirdischen Gänge irren, in der Hoffnung, früher oder später einen Ausgang zu finden. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, in einer gänzlich unerforschten Höhle gefangen zu sein, werden die Freundinnen schon bald von Monstern angegriffen...
Ich muss gestehen, nach den riesigen Vorschusslorbeeren die dieser Film teilweise im Internet erhalten hat, habe ich mir irgendwie mehr erwartet. Einerseits hat es mich gewundert, wie lang es gedauert hat, bis die Monster erscheinen (ca. 1 Stunde), andererseits fand ich den Film fast vor ihrer Ankunft besser, da realistischer und atmosphärischer. Vor allem den ersten Angriff der Monster fand ich etwas billig inszeniert, da hat die Spannung ordentlich abgenommen. Und danach hieß es eigentlich nur noch, warten bis es eine nach der anderen erwischt - wobei man schon genau wusste, wer (länger) überleben wird, worunter die Spannung in einigen Szenen doch stark gelitten hat. Dazu kommen dann noch so klischeehafte Seifenopfern-Wendungen wie jene rund um Sarah's Freundin - auch wenn ich den Ausgang dieses Konflikts dann wieder großartig fand. Womit wir eh schon bei den positiven Aspekten wären: Vor allem in der mittleren halben Stunde beherrscht eine unheimlich bedrohliche und klaustrophobische Atmosphäre den Film. Hier gibt es wirklich viele Szenen, in denen in den Atem angehalten habe. Sehr gut gemacht. Überhaupt ist die Inszenierung wohl die größte Stärke des Films, nicht nur von der Atmosphäre her, sondern auch was die Bilder an sich betrifft. Klasse fand ich dann auch das Ende, (Achtung, Spoiler!) denn trotz der recht schonungslosen Inszenierung hatte ich fest damit gerechnet, dass zumindest Sarah die Flucht aus den Höhlen gelingen würde. Hier war ich also wirklich positiv überrascht, und vom düster-pessimistischen Ende sehr angetan. Nur schade, dass mir nicht so ganz bewusst war, WAS nun alles geträumt war - vor allem da ich meine mich erinnern zu können dass in der Szene als sie quasi zum letzten Mal hinfällt und "einschläft" bereits Licht auf sie geschienen hat. Als sie von ihrem (Tag?)Traum aufgewacht ist, war dann aber wieder alles dunkel. Da stellt sich doch die Frage - hat sie die andere Frau nun wirklich umgebracht, oder auch das nur geträumt? (Spoiler Ende)
Fazit: "The Descent" ist ein sehr guter Horrorfilm, der sich stark auf die Psyche der Protagonisten konzentriert und damit definitiv punkten kann. Nur den einen oder anderen Monsterangriff hätte man weniger billig inszenieren sollen, dann wäre die Atmosphäre bei den entsprechenden Szenen nicht ganz so in den Abgrund gesackt, wie es zumindest bei mir der Fall war. Zudem wurde die Handlung mit zunehmender Laufzeit leider immer vorhersehbarer. Für Horrorfans ist der klaustrophobisch-beklemmende Abstieg in den "Abgrund des Grauens" aber trotz dieser kleinen Schwächen definitiv empfehlenswert!
Wertung: (7/10)
Verfasser: cornholio
Titelbild © 2006 Universum