Unheimliche Begegnung der dritten Art
(Close Encounters of the Third Kind)
USA
1977, 137 Min.
Regie: Stephen Spielberg
Als Roy Neary (Richard Dreyfuss) mitten in der Nacht zu einem Einsatz fährt, um einen Stromausfall zu beheben, sieht er gemeinsam mit ein paar anderen Leuten mehrere Ufos über den Himmel schweben. Nach dieser Begegnung entwickelt er eine Obsession bezüglich der Aliens und versucht verzweifelt herauszufinden, was das Bild bedeutet, welches er seither nicht mehr aus seinem Kopf bekommt. Er verhält sich zunehmend irrationaler, und verliert darob schließlich sogar seine Frau und seine Kinder. Als er schließlich erkennt, dass es sich bei dem seltsamen Bild um einen Berg in Texas handelt, setzt er alles daran um dorthin zu gelangen - in der Hoffnung, die Ufos erneut zu erblicken und vielleicht sogar Kontakt mit ihnen aufnehmen zu können...
Unheimliche Begegnung der dritten Art ist einer DER SF-Klassiker schlechthin, und zudem einer von Spielberg bekanntesten Filme. Um so unglaublicher, dass ich ihn bis vor kurzem noch nicht gesehen hatte - ein unverzeihlicher Makel, der jetzt endlich ausgebügelt wurde. Was vielleicht zu spät war, denn ich bin mir sicher als er in die Kinos kam, hat es der Film noch verstanden, den Sense of Wonder und die Faszination die die Figuren spüren auch auf den Zuseher zu übertragen, was bei mir leider nicht mehr so wirklich gelang. Mittlerweile hat man einfach schon deutlich imposanteres und beeindruckenderes auf der Leinwand gesehen - wenn sich auch die Effekte aus "Unheimliche Begegnung der dritten Art" sehr gut gehalten haben, wenn man bedenkt dass der Film mittlerweile auch schon wieder fast 30 Jahre auf dem Buckel hat. Das Problem ist aber ohnehin nicht die Auflösung - auch wenn mich diese nicht mehr so wirklich beeindrucken konnte - sondern der Weg dorthin. Nach guter Anfangsphase mit dem die Ufo's beobachtenden Dreyfuss verliert der Film stark an Tempo. Zudem weiß man nicht wirklich, wo sich das ganze hinbewegt, alles scheint ziel- und planlos. Das größte Manko ist aber, dass es schwer fällt, Dreyfuss' Obsession nachzuvollziehen. Angesichts seines irren Verhaltens kann ich jedenfalls völlig verstehen, dass seine Frau die Flucht ergreift. Überhaupt war das irgendwie eine ziemlich seltsame Familie: Da demoliert einer der Brüder im Hintergrund minutenlang eine Puppe, und niemand scheint sich dafür zu interessieren. Gut gefallen konnten mir insbesondere bestimmte Einzelszenen - wie die Entführung des Jungen (wo es auch einige tolle Bilder zu bestaunen gab) und die letzten 30 Minuten (Witziges Detail am Rande: Die Aliens spielen kurz bevor sich das Ufo öffnet Auszüge der Jaws-Melodie). Wie sich Dreyfuss und die Frau zum Berg schleichen, die Vertuschungsaktion des Militärs, das Eintreffen der Ufos, die erste Verständigung über die musikalische Sequenz - alles durchaus gelungen und faszinierend. Perfekt dann auch das Ende: Dreyfuss, den auf der Erde ohnehin nichts mehr zu halten scheint, wird von den Aliens in die fliegende Untertasse geführt - und scheint zum ersten Mal während des kompletten Films glücklich zu sein. Schade nur, dass der Weg nicht so zu faszinieren und gefallen vermag wie das Ziel.
Fazit: Die Figuren sind längst nicht so interessant wie bei "Der weiße Hai", und bis die unheimliche Begegnung der dritten Art stattfindet, durchziehen leider einige Längen den Film. Dank einiger denkwürdiger Momente und der guten Inszenierung zwar ohne jeden Zweifel ein guter Film und definitiv ein Klassiker des SF-Genres - doch nicht jeder Klassiker ist zugleich ein Meisterwerk.
Wertung: (6/10)
Verfasser: cornholio
Veröffentlicht am 05.06.2007
Titelbild © 2004 Columbia Pictures