Schatten des Todes

(Clark's Law)

 

Veröffentlichung: 1997 (1996), 310 Seiten

Autor: Jim Mortimore

Verlag: Goldmann

Eine Delegation der Tuchanq, deren Heimatplanet vor vielen Jahren von den Narn erobert wurde, kommt auf die Station. Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit einer Gruppe Narn, und Ivanova sieht keinen anderen Ausweg, als die Beteiligten zu betäuben. Die Tuchanq sind darüber sehr verstört, wurde doch dadurch ihr "Gesang des Seins" unterbrochen, was schreckliche Folgen hat: Ohne eine Wiedergeburtszeremonie drohen die betäubten Tuchanq wahnsinnig zu werden. Doch bevor diese Zeremonie an ihr durchgeführt werden kann, wacht nuViel wieder auf und flüchtet aus der Krankenstation. Auf der Suche nach einem neuen Gesang des Seins bringt sie einen Menschen um. Dies ist die perfekte Gelegenheit für Präsident Clark, ein Exempel zu statuieren, wurde doch erst vor kurzem ein neues Gesetz verabschiedet, dass für den Mord eines Menschen durch einen Außerirdischen die Todesstrafe vorsieht. Während Sheridan mit allen Mitteln versucht, die drohende Verurteilung und Exekution zu verhindern, wird auf G'kar ein Anschlag verübt. Bei seinen Nachforschungen findet der ehemalige Botschafter heraus, dass sein Erzfeind Londo Mollari dahinter zu stecken scheint. Nun sinnt G'Kar auf Rache...

Wenn man sich diesen Roman als Fan und Kenner von Babylon 5 durchliest, wird man sich schon relativ bald in einem Paralleluniversum wähnen. Die Charaktere scheinen einfach nicht wirklich getroffen zu sein, und vor allem die ständige Einbeziehung von gar zu menschlichen Begriffen (so heißt nuViel übersetzt "Jeanne D'arc") wirkt sehr störend. Auch einige Ereignisse wollen sich mit dem bekannten B5-Universum einfach nicht so recht in Einklang bringen lassen. So fragt man sich unweigerlich, was für einen Grund Londo eigentlich hatte, ein Attentat auf G'Kar zu verüben, und ist vor allem entsetzt, als dieser seinerseits aus Rache Londo direkt angreift. Immerhin wird der Tod eines Centauri mit dem Tod von 500 Narn gerächt, G'Kar hat im Laufe der Serie immer wieder darauf hingewiesen, nur keinen aktiven Widerstand zu leisten... und dann versucht er doch tatsächlich, Londo umzubringen? Das ergibt ja wohl nun wirklich keinen Sinn...

Ein weiterer Punkt, der mir recht negativ aufgefallen ist, ist die gar rücksichtslose Darstellung der Narn. Mir ist schon klar, dass dieses Volk bei weitem kein friedliebendes Volk ist, dass sie vor allem in der ersten Staffel die Hauptaggressoren waren... nur ist es, damit der weitere Verlauf der Handlung auch seine Wirkung entfaltet, wichtig, dass man mit den Narn mitfühlt und Mitleid mit ihnen empfindet, wenn ihre Heimatwelt bombardiert wird. Dies fällt mir aber ausgesprochen schwer, wenn sie, wie in diesem Roman geschildert, früher auf nicht minder grausame Weise Welten erobert haben. Das lässt sich mit den Eindruck, den ich von den Narn in der Serie erhalten habe, nämlich den einer aggressiven Spezies, die jedoch durchaus über ein gewisses Maß an Moral und Ethik verfügt, einfach nicht in Einklang bringen...

Einer der größten Kritikpunkte ist aber, dass die den Hauptkonflikt der Handlung auslösende Gerichtsverhandlung zu konstruiert erscheint. Nun mal ehrlich... es mag so sein, dass die Todesstrafe wieder eingeführt wurde, aber das heißt doch noch lange nicht, dass diese auch bei jedem einzelnen Mord durchgeführt werden muss! Das Strafausmaß liegt ja wohl immer noch im Ermessen des Richters, in diesem Falle also Sheridan. Gerade beim vorliegenden Fall, wo es so viele entlastendes Material gibt, dass bestätigt, dass nuViel einfach nicht zurechnungsfähig war, will sich mir der Grund, warum Sheridan unbedingt die Todesstrafe verhängen musste, einfach nicht erschließen. Deshalb wollen die ganzen Konflikte, die daraus entstehen, auch einfach nicht überzeugen. Vor allem in den letzten 100 Seiten habe ich mich oft bei dem Wunsch erwischt, dass Buch in die nächste Ecke zu schmeißen. Immerhin ist der Schreibstil soweit in Ordnung...

Kleines nettes Detail am Rande: Goldmann spricht auf der Rückseite des Romans von einem "Commander Jim Sheridan"... dazu erübrigt sich wohl jeder Kommentar...

Fazit: "Schatten des Todes" liest sich wie ein Roman aus einem Paralleluniversum, die Charakterzeichnung und auch bestimmte Ereignisse wollen sich einfach so gar nicht ins bekannte Babylon 5-Universum einreihen. Wenigstens ist die Handlung halbwegs interessant und es gibt auch die eine oder andere wirklich gelungene Szene. Allerdings entgeht dem B5-Fan sicher auch nichts, wenn er diesen Roman nicht lesen sollte...

Wertung: (3/10)

Verfasser: cornholio

 

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Cover © 1997 Goldmann