Das Böse

(A Perfect Evil)

 

Veröffentlichung: 2000, 465 Seiten

Autorin: Alex Kava

Verlag: MIRA Books

Anmerkung: Obwohl dieser Roman im deutschsprachigen Raum bereits veröffentlicht wurde, bezieht sich dieses Review auf die englische Originalausgabe.

Vor 2 Jahren versetzte eine Reihe brutaler Morde an jungen Burschen die Gemeinde Platte City in Angst und Schrecken. Als schließlich der Mörder gefunden wurde, kehrte wieder Ruhe ein - doch als in einem Wald erneut ein toter Junge gefunden wird, scheint sich das Grauen fortzusetzen. Offenbar treibt ein Nachahmer sein Unwesen. Sheriff Nick Morelli wird schon bald die FBI-Agentin Maggie O'Dell, die sich erst kürzlich einen grauenhaften Showdown mit einem Serienkiller liefern musste, zur Seite gestellt, um den Killer zur Strecke zu bringen. Die beiden stoßen dabei schon bald nicht nur auf Unregelmäßigkeiten bei der Verhaftung vor einigen Jahren, Maggie beginnt zudem schon bald zu vermuten, dass der Verurteilte von damals nur einen der 3 Morde für die er verurteilt und hingerichtet wurde begannen hat - und dass der wahre Täter nun wieder sein Unwesen treibt. Die Lage spitzt sich schließlich zu, als Morellis Neffe entführt wird...

Bei meinem Streifzug durch eine Filiale von „Barnes and Noble“ an meinem letzten Tag in Amerika (für jeden Fan von Büchern sind diese Geschäfte übrigens ein MUSS - die Auswahl ist riesig, die Verkäufer freundlich, kompetent und hilfsbereit, und die Geschäfte sehr geräumig, mit viel Platz um sich kurz hinzusetzen und im einen oder anderen Buch zu schmökern. Und in einigen davon gibt’s sogar ein Café! Gut, jetzt habe ich mir meinen Werbescheck wirklich verdient, wir kehren zum eigentlichen Review zurück) bin ich über diesen Roman gestolpert. Ich habe weder vom Buch noch von Alex Kava bisher etwas gehört, aber die Inhaltsangabe klang wirklich verlockend. Dass ich mittlerweile die weiteren Romane von Kava auf meinem Wunschzettel bei Amazon habe sollte deutlich machen, dass ich den Kauf keinesfalls bereut habe - ganz im Gegenteil. Zwar ist es auch „A perfect evil“ nicht gelungen, „Roter Drache“ und „Das Schweigen der Lämmer“ von meinem Thriller-Thron zu stoßen, trotzdem war er der beste Thriller, den ich seit einer Ewigkeit gelesen habe.

Einer der Aspekte, die den Roman so interessant werden lassen, ist die häufige Veränderung der Erzählperspektive - was auch einen großen Unterschied zur Erzählweise von Thomas Harris darstellt. Fast laufend wird zwischen Morelli und O'Dell's Perspektiven hin- und hergewechselt, und auch in die Haut des Mörders und/oder der Verdächtigen wird das eine oder andere Mal geschlüpft. Dieser Stil macht den Roman sehr abwechslungsreich und die Handlung interessant, da man sie aus verschiedenen Blickwinkeln verfolgt. Doch auch von diesem kleinen Kniff abgesehen ist der Roman sehr spannend geschrieben, was vor allem am interessanten und gut durchdachten Plot liegt. Auch was die Atmosphäre betrifft versteht Kava ihr Handwerk und überzeugt mit zahlreichen spannenden Momenten, welche einen quasi dazu zwingen, weiterzulesen und das Buch nicht so schnell wieder aus der Hand zu legen. Eine weitere große Stärke des Romans sind die wunderbar kreierten und charakterisierten Figuren, die einem praktisch von der ersten Seite an sympathisch sind. Im Gegensatz zu vielen Charakteren anderer Thriller, die oft wie klischeehafte Abziehbilder wirken, tummeln sich in "Das Böse" sehr interessante Persönlichkeiten, die alle durch ihre Eigenheiten überzeugen können. Auch die zahlreichen interessanten Streifzüge in die Vergangenheit der Figuren tragen gekonnt dazu bei, ihnen Tiefe zu verleihen.

Im Zentrum des Romans steht aber natürlich die spannende Mörderhatz. Dabei streut Kava zwar immer wieder Hinweise ein, wer denn nun der Killer ist, trotzdem gelingt es ihr das Verwirrspiel recht lange aufrecht zu halten und die Identität des Killers für eine lange Zeit nicht zu offensichtlich zu machen. Selbst wenn man teilweise doch eine starke Vermutung hegt, zahlreiche rote Heringe sorgen dafür, dass man sich nie allzu sicher sein kann (zumindest sofern man nicht so wie ich die vom Verlag wirklich dämlich platzierte Werbung zu „A Necessary Evil“ durchgelesen hat, Kava’s jüngstem Roman, in der die Identität des Killers verraten wird - hier jetzt bitte einen ganz großen Rolleyes-Smiley dazudenken). Dass schließlich der Neffe von einem der Hauptfiguren entführt wird, mag auf dem ersten Blick wie ein billiger Trick wirken, um Spannung zu erzeugen. Ich kann euch aber versichern, dass a) Kava dies nicht nötig hat, da der Roman bereits zuvor mehr als spannend genug war, und b) sie diese Wendung nutzt, um den Leser die Verzweiflung der Eltern noch deutlicher spüren zu lassen - immerhin trifft es nun keinen unbekannten Jungen mehr, sondern ein Kind, dass der Leser auf den Seiten zuvor genauer kennen gelernt hat. Mit anderen Worten: Ja, es ist etwas konstruiert, aber wenigstens aus den richtigen Gründen. Das 100-Seiten Finale schraubt die Spannung dann noch einmal ordentlich in die Höhe, und der Roman endet mit einem herrlichen Überraschungsmoment, der den Leser neugierig auf die Fortsetzung macht.

Fazit: Mit "Das Böse" ist Alex Kava auf Anhieb ein großartiger Thriller gelungen, der vor allem durch den klugen Plot, die interessanten Figuren, das häufige Wechseln der Erzählperspektive und die gelungene Atmosphäre überzeugen kann...

Wertung:  (8/10)

Verfasser: cornholio

Veröffentlicht am: 07.08.2006

 

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