Das Unsterblichkeitsprogramm

(Altered Carbon)

Veröffentlichung: 2004 (2002), 598 Seiten

Autor: Richard Morgan

Verlag: Heyne

Der letzte Auftrag hat Privatdetektiv Takeshi Kovacs das Leben gekostet - Gott sei Dank ist so etwas in dieser Zukunftsvision kein Problem mehr: Seine Gedankenmuster werden einfach in einen neuen “Sleeve”, also eine andere Person, übertragen, und schon kann er sich an den nächsten Auftrag machen: Laurens Bancroft, einer der reichsten Männer der Welt, hat sich umgebracht. Auch er wurde natürlich wiederbelebt, doch fragt er sich: Warum hätte er sich töten sollen? War es vielleicht gar kein Selbstmord? Wer steckt dahinter? Hatte gar seine Frau ihre Finger im Spiel? Oder ist der (eigentlich sinnlose) Mord nur teil einer viel größeren Verschwörung? Fragen, auf die der Privatdetektiv Takeshi Kovacs eine Antwort finden soll. Seine Suche führt ihn dabei nicht nur in einen Sündenpfuhl aus Betrug, Folter, Sex und Mord und in die Abgründe der menschlichen Seele, im Zuge seiner Ermittlungen kommt es schließlich auch zur Konfrontation mit seinem größten Feind..

Was macht man als neuer Autor, wenn das Erstlingswerk zwar einige nette, aber keineswegs neue Ideen aufweist und auch die Story an sich nichts besonderes ist? Man versucht verzweifelt, auf andere Art und Weise aufzufallen und sich von Standard-Dutzendware abzuheben. Im Falle von Richard Morgan hieß die Lösung wohl Sex und Gewalt/Brutalität. Ich bin nun wirklich kein Moralapostel, aber angesichts der in diesem Roman geschilderten sexuellen Exzesse sowie der bis ins kleinste Detail beschriebenen Brutalität wünschte ich mir wirklich eine Jugendfreigabe für Bücher, denn wenn ich daran denke, dass jeder SF-Begeisterte Jugendliche über diesen Roman stolpern könnte, dreht sich mir der Magen um. Absoluter Tiefpunkt ist jenes Kapitel, als Kovacs gefasst und in mehreren Körpern wieder und wieder zu Tode gequält wird. Nun mal ehrlich... was soll das? Für mich ist es ein absolutes Armutszeugnis, wenn ein Autor es nötig hat, sich auf dieses Niveau zu begeben, um mit seinem Werk überhaupt irgendwie auffallen zu können.

Dass sich Morgan zu diesem Schritt genötigt sah, ist indes verständlich - denn der Roman hat in der Tat nichts besonderes zu bieten. Vor dem Leser entfaltet sich eine zwar komplexe, über weite Strecken jedoch wenig interessante Detektivgeschichte, die das Rad auch nicht gerade neu erfindet und nur durchschnittliche Kost bietet. Auch die durchaus interessante (wenn auch nicht sonderlich neue) Idee, die Gedankenmuster von Menschen zu speichern und diese quasi auf neue „Träger“ zu übertragen verliert schnell an Faszination und Reiz. Die Charaktere schließlich wirken leider wie die üblichen Klischees, und vermögen deshalb auch nicht zu überzeugen. Nichtsdestotrotz kann man dem Roman bei aller (berechtigter) Kritik einen gewissen Unterhaltungswert an einigen Stellen nicht absprechen, und vor allem zu Beginn weiß die von Morgan hier geschaffene Zukunftsvision zu gefallen. Auch die komplexe Geschichte, die sich zwar am Ende als recht einfallslose Intrige offenbart, vermag aber zumindest zu Beginn Interesse zu wecken. Schade, dass er eine an und für sich durchaus interessante Idee so verschwendet hat...

Fazit: Angesichts einiger netter Ideen und der Detektivgeschichte, die zwar das Rad nicht neu erfindet aber trotzdem noch durchaus anständig zu unterhalten vermag, hätte ich mich wohl durchaus zu einer durchschnittlichen Wertung durchringen lassen - wenn sich Morgen nur die unnötig penibel geschilderten Sex- und Gewalteinlagen gespart hätte. Denn dadurch hat er mir die Lust am Lesen stellenweise leider doch verdorben...

Wertung:  (3/10)

Verfasser: cornholio

 

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