Der Orden

(Coalescent)

 

Veröffentlichung: 2005 (2003), 832 Seiten

Autor: Stephen Baxter

Verlag: Heyne

Obwohl sie sich in den letzten Jahren nicht mehr allzu nahe standen, ist George Poole über den Tod seines Vaters sehr bestürzt. Als er dessen Haus besucht stolpert er beim Durchsuchen der Sachen seines Vaters über ein altes Photo, dass eine 2. Schwester zeigt. Nur hat er keine 2. Schwester - oder zumindest nicht, dass er wüsste. Der in einer Lebenskrise Gefangene hat sodann einen neuen Sinn gefunden, und beschließt, dieser geheimnisvollen Schwester auf den Grund zu gehen. Seine Reise führt ihn dabei nach Rom, zu einem alten, geheimen Orden, dessen Wurzeln bis ins tiefe Mittelalter zurückreichen... 

"Der Orden" teilt sich im Großen und Ganzen in 3 verschiedene Handlungsstränge: George Poole's Suche nach seiner verschollenen 2. Schwester, die Erlebnisse eines jungen Mitglieds des Ordens, und die Lebensgeschichte von Regina, deren Gründerin. Letzterer spielt, wie es wohl angesichts der Inhaltsangabe schon zu vermuten war, im Mittelalter, wo Stephen Baxter wirklich sehr anschaulich und ausführlich die Zeit nach dem Fall Roms schildert. Genau wie der Film "King Arthur" stützt er sich dabei unter anderem auf die historischen Hintergründe der Artus-Sage, und liefert, sofern ich das als Laie beurteilen kann, eine deutlich bessere Arbeit ab. So faszinierend diese Blicke in unsere Vergangenheit auch sein mögen, war mir der entsprechende Teil der Geschichte teilweise jedoch schon fast wieder etwas zu dominant. Zwar ist es sehr interessant, in diese Epoche einzutauchen und Regina's bewegtes Leben zu verfolgen, ja teilweise kommt sogar richtig Spannung auf, trotzdem hätte eine kleine Straffung dieses Teils den Roman im Endeffekt wohl aufgewertet. Ein großes Problem ist auch, dass der interessanteste und spannendste Handlungsstrang jener rund um George Poole ist - welcher jedoch nicht mal die Hälfte des Umfangs der Lebens- und Leidensgeschichte von Regina besitzt. Insbesondere im Mittelteil des Romans, als die Geschichte rund um George Poole für ca. 200 Seiten ruht, und Baxter sich rein auf die Vergangenheit und die Gegenwart des Ordens konzentriert, verliert man aufgrund des größeren Umfangs insbesondere bei der Geschichte rund um Regina sehr schnell die Geduld - sind doch diese beiden Geschichten deutlich weniger interessant als George Poole's Nachforschungen. Und so ertappt man sich schon hin und wieder dabei, dass aufgrund der Neugier, wie es mit Poole weitergeht, in diesem Mittelteil des Romans bei den eher ausgedehnteren Passagen etwas Langeweile bzw. auch Frust aufkommt. Meines Erachtens ein Fehler waren die Einblicke, die Lucia's Handlung in die Gegenwart des Ordens geliefert hat. Ich persönlich hätte es viel faszinierender und interessanter gefunden, wenn wir erst als Poole den Orden findet und ihn zum ersten Mal besucht mehr darüber erfahren hätten und dann ebenfalls, gemeinsam mit ihm, unseren ersten Blick in den Orden geworfen hätten. So hat irgendwie dieser "Aha"- oder eher "Igitt"-Effekt gefühlt, den Poole wohl ohne Zweifel empfunden hat. Etwas konstruiert erschien mir auch das Ende, mit Poole's fanatischem Kumpel. Gelungen dafür jedoch wieder der Ausblick in die Zukunft des Ordens, der mich wirklich fasziniert hat, und durch den "Der Orden", trotz der eher durchwachsenen 800 Seiten zuvor, doch noch versöhnlich abschließt. 

Fazit: Der Teil der im Mittelalter spielt, war mir persönlich etwas zu ausgedehnt und hat insbesondere in jenem Teil des Romans gestört, als der spannendste und interessanteste Handlungsstrang rund um George Poole's Nachforschungen mal für 200 Seiten ad acta gelegt wurden. Auch hätte ich es vorgezogen, wenn uns Stephen Baxter die Gegenwart des Ordens nicht schon vorher detailreich geschildert hätte, sondern wir dies gemeinsam mit Poole entdeckt hätten. Nichtsdestotrotz liefert "Der Orden" einen interessanten Einblick in die Vergangenheit der Menschheit - sollte jedoch aufgrund der Thematik definitiv nur von solchen in die Hand genommen werden, die eine Affinität zum Mittelalter bzw. zur menschlichen Geschichte hegen...

Wertung:    (4/10)

Verfasser: cornholio

 

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