Der ewige Krieg

(The Forever War)

 

Veröffentlichung: 2000 (1972), 310 Seiten

Autor: Joe Haldeman

Verlag: Heyne

In seinem preisgekrönten Roman beschreibt Joe Haldeman den Werdegang von William Mandella - vom einfachen Soldaten bis hin zum Anführer seiner eigenen Einheit - dabei jedoch immer gefangen in einem aufgrund der unfassbar langen Reisezeiten ewig erscheinenden Krieg zwischen der Menschheit und den außerirdischen Tauriern. Mandella muss sich dabei nicht nur den Schrecken des Krieges stellen, sondern auch der aufgrund der jahrhundertelangen Dauer des Konflikts (die Mandella jedoch aufgrund der Aufbewahrung in einer Stasis-Einheit nur wie Monate vorkommen) zunehmenden Entfremdung zur eigenen Heimat - und erblickt zuletzt gar eine phantastische Zukunft. 

Der 1. Abschnitt, der Mandella's "Leben" als Soldat beschreibt, ist ohne jeden Zweifel der beste Teil des Romans - und jener, dem "Der ewige Krieg" seinen Status als eines der größten Meisterweise der SF-Literatur verdankt. Gekonnt verlegt Joe Haldeman seine Eindrücke aus dem Vietnam-Krieg in ein futuristisch-phantastisches Gewand und schafft damit ein Portrait des Krieges, welches wirklich begeistern und überzeugen kann - von der Vorbereitung auf den eigentlichen Kampf über die Schrecken des Krieges, der Konditionierung etc. Eher schwach fand ich jedoch den 2. Teil, der sich mit der Rückkehr von Mandella zur Erde befasst. Ben Bova, der bei der Erstveröffentlichung dieses Romans der verantwortliche Lektor war, hat diesen Teil damals als zu plakativ abgelehnt - und ich kann verstehen warum. Mir ist schon klar, dass Joe Haldeman hier die Entfremdung von Mandella aufzeigen wollte, und um diese auch für den Leser greifbar und verständlich zu machen, hat er die Gesellschaft auf der Erde derart verändert, dass sie auch für den Leser befremdlich wirkt. Das Problem ist allerdings einerseits, dass eben diese Darstellung einfach zu übertrieben ausgefallen ist, und andererseits schwächt damit Haldeman die Aussage seines Romans deutlich ab. Denn die Entfremdung Mandella's liegt ja weniger an den Schrecken des Krieges, oder daran, dass dieser ihn menschlich verändert hätte, sondern daran, wie stark sich die Welt um ihn herum verändert hat - was die geschilderten Auswirkungen des Krieges doch deutlich abwertet, und die Aussagekraft des Romans in meinen Augen stark reduziert. Auch ergibt sich dadurch ein Problem bei der Einberufung, welche wohl für den Leser wie ein Schock wirken soll, nur... angesichts der Zustände auf der Erde, und dass Mandella damit so überhaupt nicht klar kommt hat man fast den Eindruck, er wäre im Militär ohnehin besser dran, weshalb auch diese Wendung aufgrund des Mittelteils nicht die von Haldeman wohl gewünschte Wirkung erzielt. Gelungen dann dafür wieder der 3. Teil, in dem Mandella erneut in die Schlacht ziehen muss - sowie das unmittelbare Ende, in dem Joe Haldeman einen faszinierenden Ausblick in die Zukunft der Menschheit wagt. 

Fazit: Dass "Der ewige Krieg" innerhalb der SF-Literatur doch einige Bedeutung zukommt liegt wohl eindeutig am rundum gelungenen und wirklich beeindruckenden 1. Teil. Der Mittelteil schadet dem Roman jedoch eher, und auch danach wird nur mehr beim unmittelbaren Ende eine ähnliche Qualität wie auf den ersten 100 Seiten erreicht. Fans von SF-Utopiern sollten sich diesen Klassiker jedoch, trotz der vorhandenen Schwächen, keinesfalls entgehen lassen...

Wertung:    (6/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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