Die Chronolithen

(The Chronoliths)

Veröffentlichung: 2005 (2001), 426 Seiten

Autor: Robert Charles Wilson

Verlag: Heyne

Scott Warden macht mit seinem Freund gerade eine Reise durch Thailand, als das ganze Land in Aufruhr versetzt wird: Wie aus dem Nichts ist plötzlich ein Obelisk aufgetaucht, der den Sieg des Feldherrn Kuin verkündet - 20 Jahre in der Zukunft. Dies ist jedoch nur der erste der Chronolithen, die in den darauffolgenden Jahren nacheinander in allen Teilen der Welt erscheinen - und den Siegeszug des zukünftigen Herrschers widerspiegeln. Stellt sich die Frage: Wie soll man gegen einen Feind kämpfen, der  20 Jahre in der Zukunft lebt?

"Die Chronolithen" ist ein faszinierendes Buch, dass auf einer sehr interessanten Grundidee basiert. Wilson beschreibt hier eine "self fulfilling prophecy", also eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, und zeigt auf, welche Auswirkungen dieser plötzlich auftauchende, den zukünftigen Sieg eines Kriegsherrn feiernde Monolith auf die Menschheit hat. Dabei kristallisieren sich vor allem zwei Gruppen heraus: Jene, die Kuin mit allen Mitteln bekämpfen wollen, sowie jene, die nicht daran glauben, dass an seinem Sieg noch zu rütteln ist und sich lieber ergeben oder sich gar dem zu seiner Verehrung gegründeten Kult anschließen. So interessant diese Idee allerdings auch ist, die eigentliche Ausführung fand ich dann eher mangelhaft. Die Handlung entwickelt sich sehr sprunghaft und vor allem unmotiviert - ohne einem dramatischen roten Faden zu folgen. Die handelnden Figuren werden kaum näher beleuchtet und verkommen dadurch leider zu den im SF-Bereich nicht ungewöhnlichen (aber deshalb nicht verzeihlicheren) zweidimensionalen Schablonen. Das größte Problem des Romans ist jedoch, dass man von der Reaktion der Menschheit zu wenig mitbekommt. Die Handlung konzentriert sich auf die das Phänomen erforschenden Wissenschaftler und geht nur rudimentär auf die Auswirkungen auf die normale Zivilbevölkerung ein. Zwar sind selbst diese unzureichenden Ausflüge noch das beste am Roman, trotzdem hätte ich mir eine stärkere Konzentration auf diesen Punkt gewünscht. Dass ich mit Robert Charles Wilson's Schreibstil und Erzählweise weniger anfangen konnte, ist dann schließlich der letzte Nagel im Sarg...

Fazit: Dem Roman "Die Chronolithen" liegt eine höchst interessante Idee zugrunde, die jedoch meines Erachtens von Robert Charles Wilson nur ansatzweise ausgeschöpft werden konnte. Die Handlung entwickelt sich sehr unmotiviert, nur äußerst selten kommt so etwas wie Spannung oder auch nur Interesse auf. Zudem verliert sich Wilson oftmals seitenlang in wissenschaftlichen Ausführungen zum Thema und vernachlässigt darob sowohl seine Figuren als auch den interessantesten Aspekt des Romans: Die Auswirkungen des Erscheinens der Chronolithen auf die Weltbevölkerung...

Wertung:  (4/10)

Verfasser: cornholio

Veröffentlicht am: 11.09.2006

 

Zurück zur Übersicht

Zur Hauptseite

 

Cover © 2005 Heyne