Sektion 31 - Der Abgrund

(Section 31: Abyss)

 

Veröffentlichung: 2002 (2001), 306 Seiten

Autoren: David Weddle, Jeffrey Lang

Verlag: Heyne

Ein größenwahnsinniger Wissenschaftler, wie Julian Bashir genetisch verbessert, hat einen Planeten in seine Gewalt gebracht, und strebt nichts weniger als die Herrschaft über das Universum an. Wer wäre wohl besser dazu geeignet, diesem Wahnsinnigen Einhalt zu gebieten als ... Bond, James Bond? Da dieser aber leider gerade nicht verfügbar ist, muss man eben mit Bashir, Julian Bashir, der seines Zeichens für Spionagehelden ohnehin einiges übrig hat, vorlieb nehmen. Also reist dieser zusammen mit seiner Frau/Freundin Ezri Dax, Ro Laren (ja genau, die aus TNG) und einem übergelaufenen Jem'Hadar zu dem Planeten, um Dr. Locken zu stoppen. Doch dieser ver-lockt (ha ha, welch geistreiches Wortspiel) Julian Bashir dazu, ihm bei seinem Plan zu helfen. Wird es Julian schaffen, dieser schrecklichen Versuchung zu widerstehen?! Und werden die kleinen Ewok-Verschnitte des Planeten eine wichtige Rolle im entscheidenden (aber im Roman nur beiläufig erwähnten) Kampf um den Planeten spielen?!?! Und warum quält man uns ST-Fans nur so?!?!?! *heul*

Öhm.... tja... wenn ihr die Inhaltsangabe aufmerksam gelesen habt und kein Problem damit habt, subtile Andeutungen zu verstehen, dürfte euch schon aufgefallen sein, dass ich von "Der Abgrund" alles andere als angetan war. Zuerst einmal muss erwähnt werden, dass "Der Abrund" einige Zeit NACH dem Ende der Serie, genauer gesagt sogar nach einigen der Fortsetzungsromanen spielt. Ezri und Julian sind auf einmal ein Paar, Ro Laren wurde auf DS9 versetzt (oh welch Zufall... das Universum ist aber wirklich klein), und auch ein Jem'Hadar wurde offensichtlich so umprogrammiert, dass er nun Julian dient, und nicht mehr den Gründern. Irgendwas scheint Odo damit zu tun gehabt haben, nur... wir erfahren nie was. Denn wenn man nicht die Fortsetzungsromane zu DS9 gelesen hat, ist man hier wirklich aufgeschmissen. Nun finde ich es ja grundsätzlich äußerst positiv, wenn man statt einer allzu episodenhaften Erzählstruktur eine weiterführende Handlung im Stile von Babylon 5 erzählt. Aber wenn ich eine 4-teilige Serie zur Sektion 31 habe, sollte man sich schon erwarten können, dass ich auch alle 4 Teile lesen kann, ohne auf Wissen von weiteren Romanen angewiesen zu sein! So fühlt man sich nach dem Kauf und dem Lesen dieses Romans irgendwie betrogen, als würden die Autoren krampfhaft versuchen, einen dazu zu bringen, die Fortsetzungsromane zu lesen. Durch diesen Ansatz fällt es einem nicht nur schwer, sich auf die Handlung einzulassen, es ist zudem deprimierend - vor allem, wenn wie im vorliegenden Fall Fragen aufgeworfen werden, die dann erst im nächsten Roman der Reihe beantwortet werden (z.B. "Wo ist Jake?").

Nun wäre dieser Punkt allein zwar äußerst ärgerlich, aber noch zu verschmerzen... wenn nur die Story mehr hergeben würde! Denn sind wir uns mal ehrlich... diese ist alles andere als originell. Ok, auch das wäre noch kein Beinbruch... nur wenn das ganze dann noch dazu so spannend ist wie die Weltmeisterschaften im Curling, wird's haarig. Denn leider verstehen es die Autoren nicht, durch ihre Schreibweise bzw. ihren Erzählstil aus der miesen Vorlage zumindest noch halbwegs etwas herauszuholen, im Gegenteil, der Schreibstil passt sich der Qualität der Storyidee an. Selbst als Bashir angeblich überläuft, kommt keinerlei Spannung auf. Zu offensichtlich ist, dass er das ganze nur spielt, um den Bösewicht in Sicherheit zu wiegen. Die beiden Autoren können den Leser in dieser Hinsicht keine Sekunde lang täuschen. Zuletzt sei noch die misslungene Storyline rund um die Ureinwohner des Planeten erwähnt. Wie in meiner Inhaltsangabe schon angedeutet, erinnern diese sehr an die Ewoks aus Star Wars: Ein primitives, recht einfach und harmlos wirkendes Völkchen, dass sich schließlich gegen die ansässigen Tyrannen erhebt und entscheidend zum Sieg des Guten beiträgt. Es ist diese Nebenhandlung, die den Roman schließlich zu dem macht, was er ist: Einem der schlechtesten in der Geschichte der ST-Romane...

Fazit: Selten habe ich so einen schlechten ST-Roman gelesen. Selbst die meisten derer, die mir weniger gut gefallen, können trotz Schwächen bei der literarischen Fähigkeit des Autors oder der nicht gerade packenden Handlung zumindest noch einen Funken Originalität aufweisen, der einen Totalabsturz verhindert. "Der Abrund" hat in dieser Hinsicht leider nichts zu bieten, im Gegenteil, durch die ungeschickte Positionierung der Handlung inmitten der Fortsetzungsreihe kommt erschwerend hinzu, dass beim "Avatar"-Unkundigen Leser (was so ziemlich auf alle ST-Fans im deutschsprachigen Raum zutreffen dürfte, ist die entsprechende Reihe doch hierzulande noch nicht einmal erschienen!) einerseits Verwirrung und andererseits Frust ausgelöst wird. Insofern ist der Titel des Romans durchaus passend, denn mit dem 3. Teil der "Sektion 31"-Reihe ist in der Tat der (literarische) "Abgrund" der ST-Romane erreicht...

Wertung:   (1/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Cover © 2002 Heyne