A Time to Harvest
Veröffentlichung:
2004, 330 Seiten
Autoren: Dayton Ward & Kevin Dilmore
Verlag: Pocket Books
Nach
der Freude darüber, im Sektor doch tatsächlich Reste der Dookalan-Zivilisation
vorzufinden, stellte sich für die Enterprise-Crew bald Ernüchterung ein -
zuerst durch die ständigen Rettungseinsätze aufgrund von Unfällen, und dann
durch die zunehmenden Anzeichen von Sabotage und einer Verschwörung unter den
Dookalan. Nach einigen Nachforschungen kommt die Besatzung der Enterprise zu
einer ernüchternde Erkenntnis: Schon seit Jahrhunderten werden die Dookalan von
einer anderen Spezies bei ihrem Terraforming-Projekt manipuliert, um dessen
Mitgliedern das Leben auf dem Planeten zu ermöglichen. Durch ein Experiment der
Enterprise, dass eigentlich dazu gedacht war, die Pläne der Dookalan zu unterstützen,
wird dieser Effekt sogar unwissentlich noch beschleunigt. Nachdem jedoch die
Enterprise schließlich von den Eindringlingen erfährt und über die Hintergründe
der Verschwörung aufgedeckt wird, werden die Fremden zum Handeln gezwungen. Sie
beauftragen die auf der Enterprise immer noch verdeckt agierenden Agenten, die
Enterprise zu zerstören, um eine weitere Einmischung zu verhindern...
Auch bei „A Time to Harvest“ ist der Einstieg in den
Roman leider wieder weniger gelungen, da es sich Dayton Ward und Kevin Dilmore
erneut nicht nehmen lassen, die Geschichte aus dem 1. Teil auf ca. 50 Seiten
noch einmal Revue passieren zu lassen. Da dies noch dazu so überaus typisch und
abgedroschen passiert, in dem man Leute über das Geschehen reflektieren lässt,
macht dies nicht gerade besser. Insbesondere das Kapitel mit Admiral Nacheyev
wird wie ein einziger Lückenfüller, der allfällige Neueinsteiger auf den
aktuellen Stand bringen soll. Hierbei vergessen die beiden Autoren halt nur
leider wie schon bei ihrem ersten Roman ganz darauf, dass die überwiegende
Mehrheit der Leser „A Time to Sow“ schon kennen dürfte... und auf solche
wirken die ersten 50 Seiten sehr überflüssig und störend. Angesichts der
Tatsache, dass selbst am Klappentext schon deutlich ist, dass es sich um den 2.
Teil einer Duologie handelt (den größeren Zusammenhang zwischen allen 9 Teilen
jetzt mal nicht beachtend) wäre es vielleicht doch besser gewesen, dieses
rekapitulieren der Handlung aus dem Vorgänger gänzlich wegzulassen, oder
zumindest deutlich zu reduzieren bzw. eine andere Methode dafür zu wählen,
Neueinsteiger auf den neuesten Stand zu bringen. So bietet doch gerade Star Trek
mit den berühmten Logbucheinträgen (die ja auch bei der Serie vornehmlich dazu
gedient haben, Zuschauer, die sich im Laufe der Folge zugeschaltet haben, über
den Stand der Dinge zu informieren) eine perfekte Möglichkeit, frühere
Geschehnisse kurz und prägnant noch einmal aufzugreifen. Und wenn den Autoren
ein kurzer Logbucheintrag zu kurz erscheint, um alle wichtigen Informationen bezüglich
der bisherigen Geschehnisse zu transportieren, hätte man auch auf 2-3 Seiten
einen Bericht von Picard an die Sternenflotte abdrucken können. Aber auf diese
Idee sind die Autoren offensichtlich nicht gekommen, oder sie zogen es halt
einfach trotzdem vor, den Leser über 50 Seiten lang zu langweilen, und die
durchaus spannende und packende Handlung unnötig aufzuhalten...
Doch auch nach dem etwas zähen Einstieg gelingt es dem
Roman nicht ganz, so zu packen wie sein Vorgänger. Zwar wird die Handlung zu
keinem Zeitpunkt richtiggehend fad und langweilig, dennoch fehlt teilweise
irgendwie die Spannung und der Drang, unbedingt zu erfahren wie es weitergeht - der in „ A Time to Sow“ eben vorhanden war. Des weiteren fällt negativ
auf, dass sich einige Charaktere sich manchmal nicht unbedingt intelligent
verhalten - was mir insbesondere nach dem Absturz von Geordi auf dem
Asteroiden und dem Infiltrator im Maschinenraum der Enterprise aufgefallen ist.
Positiv ist hingegen zu vermerken, dass auch diesmal wieder nicht alles 100%ig
glatt läuft und es einige Rückschläge gibt (wie z.B. die Hilfe der Enterprise
für das Terraforming-Projekt).
Was „A Time to Harvest“ ebenfalls ein wenig schadet,
ist die gar unspektakuläre Auflösung rund um die Eindringlinge. Nachdem man
sich Hunderte von Seiten lang Gedanken darüber gemacht hat, wer es denn nun
sein könnte, und auch der Klappentext Hoffnungen auf eine geniale Wendung schürt,
ist die tatsächliche Auflösung dann schon ein wenig enttäuschend. (Achtung,
wer wissen will, wer der Enterprise-Crew und den Dookalan solche Probleme
bereitet, soll bitte den nachstehenden Satz markieren: Bei
den Verschwörern handelt es sich um Satarraner, welche die Enterprise bereits
in „Mission ohne Gedächtnis“ infiltriert und die Crew manipuliert hatten,
um das Oberkommando ihrer Feinde zu vernichten.) Zwar ist es
einerseits nett, dass man sich mal nicht eines Dauerfeindes wie den Klingonen,
Romulanern, Cardassianern etc. bedient hat, sondern auch mal eine andere Rasse
beleuchtet, aber musste es denn unbedingt ein derart unwichtiges Volk sein? So
positiv die Idee grundsätzlich auch ist, auch mal wieder eine etwas
unbekanntere Rasse ins Rampenlicht zu rücken, und damit zugleich aufzuzeigen,
welche Konsequenzen die Taten der Enterprise-Crew haben können, kann mich diese
Wendung einfach nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen - dafür ist die
Rasse alles in allein einfach doch zu unbekannt und unwichtig. Hier hätten
Dayton Ward und Kevin Dilmore vielleicht doch versuchen sollen, einen Mittelweg
zu finden und weder einen omnipräsenten noch einen gänzlich unbedeutenden
Feind für die Vorkommnisse verantwortlich zu machen...
Zuletzt muss ich auch noch am Showdown Kritik üben. Dieser
wirkt irgendwie sehr überhastet, außerdem hatte ich teilweise das Gefühl,
dass es für bestimmte Situationen auch deutlich einfachere (wenn auch
zugegebenermaßen nicht so spannende) Lösungen gegeben hätte. So wäre es mir
angesichts der Tatsache, dass man sich nicht 100%ig sicher ist, ob die
Transporter einwandfrei funktionieren, klüger erschienen, wenn man nicht die
Geiseln, sondern die Geiselnehmer aus dem Raum hinausgebeamt hätte. Wenn der
Transporter dann wirklich versagt hätte - tja, Pech gehabt. Aber so riskiert
Picard das Leben von unschuldigen Zivilisten... was dann doch irgendwie weniger
clever erscheint. Überhaupt muss man sich doch fragen, warum man die
Eindringlinge nicht mit der gleichen Methode wie auf der Enterprise entlarven
kann. Zwar wird in einem Nebensatz erwähnt, dass das interne Lautsprechersystem
der Anlage diesen spezifischen hochfrequenten Ton nicht wiedergeben kann, doch
was spricht dagegen, dies über die Tricorder zu machen oder allenfalls Data dafür
einzusetzen? Für die letzte Konfrontation im abgeschlossenen Raum hätte das
zwar nichts geholfen, doch zumindest den Weg dorthin hätte man sich damit doch
deutlich leichter gestalten können. Ebenfalls ein bisschen komisch fand ich,
welche aktive Rolle Picard beim Showdown gespielt hat. Vor allem die Tatsache,
dass ER sich in den Raum beamen lässt, um Rambo zu spielen, erschien mir
seltsam... ist doch wohl anzunehmen, dass seine Sicherheitschefin eine deutlich
zielsicherere und schnellere Schützin sein dürfte.
Auch beim Ende an sich wurde meines Erachtens einiges an
Potential verschenkt. Zwar war es nicht unbedingt schlecht und es gab auch nicht
direkt etwas, das mich gestört hätte, aber ich hatte einfach das Gefühl dass
es deutlich berührender hätte ausfallen können. Überhaupt wirkt das Ende
sehr überhastet und auch abrupt. Etwas mehr Reflektion über die Mission hätte
ich mir am Ende schon noch gewünscht - insbesondere wenn man bedenkt, wie oft
uns Dayton Ward und Kevin Dilmore mit seitenlangen Rekapitulationen der
Handlungen aus den vorangegangen Büchern genervt haben. Da hätten sie doch
wirklich die paar Seiten für eine Nachbesprechung der Mission zwischen Picard
und Riker (oder Troi oder Crusher oder wem auch immer) auch noch aufbringen können...
Fazit: „A Time to Harvest“ bietet zwar immer noch durchaus anständige Unterhaltung, allerdings gelingt es dem Roman leider nicht, ähnlich zu packen und zu faszinieren wie sein Vorgänger. Die Einleitung ist wieder einmal zu lang(weilig) und ausführlich ausgefallen, einige Entwicklungen sind etwas zu überhastet, die Aufklärung rund um die Verschwörung ist meines Erachtens nicht ganz optimal, und vor allem der Showdown lässt insgesamt doch zu wünschen übrig. Im Vergleich zur vielversprechenden Saat ist die Ernte somit doch etwas mager ausgefallen...
Wertung: (5/10)
Verfasser: cornholio
Cover © 2004 Pocket Books